Flugreisen:Fliegen trotz Flugangst

Flugzeug beim Start in den Sonnenuntergang

Ein Flugzeug startet in Frankfurt am Main

(Foto: dpa)

Nach den verschiedenen Flugkatastrophen in den vergangenen Monaten gehen viele Passagiere mit einem mulmigen Gefühl an Bord. Diese einfachen Tipps können Flugangst mindern.

Von Katja Schnitzler

Der Luftraum ist übervoll, dennoch ist das Reisen mit dem Flugzeug in den vergangenen Jahrzehnten tendenziell sicherer geworden: Betrachtet man den Zeitraum von 2001 bis 2013, kamen statistisch gesehen zwei Todesopfer auf 100 Millionen Passagiere. Zwischen 1962 und 1971, den frühen Jahren des Düsenzeitalters, waren es 133. Doch Statistiken können nur schwerlich beruhigen, wenn es zu einem Absturz wie des Germanwings-Flugs 4U9525 in Frankreich kommt, bei dem 150 Menschen ums Leben kamen. Viele Reisende gehen mit einem mulmigen Gefühl an Bord.

Auch sonst, wenn die Möglichkeit eines Absturzes in den Köpfen der Reisenden nicht so präsent ist, haben Umfragen zufolge zehn bis 15 Prozent der Deutschen sehr große Angst vor dem Fliegen, weitere 15 Prozent fühlen sich sehr unwohl.

Mit den folgenden Tipps können Sie etwas entspannter reisen:

Der richtige Sitzplatz

Menschen mit Flugangst sollten sich am besten beim Vorabend- oder Online-Check-in die idealen Plätze sichern: Sie befinden sich über den Tragflächen. Dort sind die Bewegungen des Flugzeugs am wenigsten zu spüren. Außerdem setzen sich Betroffene besser nicht ans Fenster, sondern an den Gang: Hier haben sie zumindest unbewusst das Gefühl, noch ein wenig ausweichen zu können. Sind die Plätze direkt über den Tragflächen schon belegt, wählt man am besten den ruhigeren vorderen Teil der Maschine.

Genug Zeit einplanen

Wer in letzter Minute zum Flughafen hetzt, stresst sich durch die Zeitnot. Dieser Druck wird oft gleich in Flugangst umgewandelt. Besser ist es, entspannt anzukommen und in der Wartezeit in Bewegung zu bleiben: Beim Herumspazieren, Treppensteigen oder dem Laufen auf Rollbahnen wird überschüssiges Adrenalin abgebaut. Auf Kaffee sollte man vor dem Flug verzichten, um den Puls nicht noch mehr in die Höhe zu treiben.

Was beruhigt und was nicht

Starke Medikamente und Alkohol sind nur eine Art der Vermeidung: Statt sich der Angst zu stellen und sie so zu reduzieren, wird sie noch größer. Homöopathische oder pflanzliche Mittel wie Baldrian darf man aber beruhigt zu sich nehmen - schließlich entspannen diese statt zu benebeln.

Nach dem Start

Den Start geschafft

Kurz vor dem Abheben, wenn die Maschine beschleunigt und die Passagiere sozusagen den Boden unter den Füßen verlieren, droht bei einigen, die Angst in Panik umzuschlagen. Betroffene sollten besonders lange ausatmen, um den verkrampften Körper zu lockern. Wer sich zudem eingesteht, dass es völlig in Ordnung ist, in einer für Menschen derart außergewöhnlichen Situation wie dem Fliegen Angst zu haben, mindert dadurch schon die Furcht.

Übungen gegen die Angst

Um die Angst in den Griff zu bekommen, helfen die richtige Atemtechnik (tiefes Einatmen und langes Ausatmen, danach kurz Luft anhalten und wieder von vorne; das hilft übrigens auch bei Schmerzen), autogenes Training und andere Übungen zur Muskelentspannung. Bei der progressiven Muskelrelaxation werden bestimmte Körperteile nacheinander sehr bewusst an- und wieder entspannt, sodass die Muskeln letztlich lockerer sind als zuvor. Diese Technik kann man in Kursen, aber auch in Eigenregie leicht lernen.

Ablenkung einpacken

Was am Boden entspannend wirkt, sollte möglichst mit an Bord: Wer etwa seine Lieblingsmusik hört, ist eher abgelenkt, als wenn er sich aufs Bordprogramm beschränken muss. Den idealen Dreiklang Ablenkung/Konzentration/Entspannung bieten Hörbücher. Und möglicherweise beunruhigende, aber im Flugzeug völlig normale Geräusche nimmt man dann auch nicht mehr wahr.

Zum Essen zwingen

Selbst wenn die Angst auf den Magen schlägt, sollten Passagiere zumindest eine Kleinigkeit zu sich nehmen. Zur angstbedingten Übelkeit sollte kein niedriger Blutzuckerspiegel kommen. Zudem signalisieren normale Tätigkeiten wie essen dem Körper, dass alles in Ordnung ist. Wenn die Anschnallzeichen erloschen sind, kann man mit Aufstehen und Bewegung überflüssiges Adrenalin loswerden. Wer den Platz nicht verlassen will, kann ein wenig Bord-Gymnastik im Sitzen machen.

Belohnung nach der Landung

Nach dem Flug sollten sich ängstliche Reisende direkt danach belohnen, zum Beispiel mit einem Geschenk an sich selbst. So wird die Flug-Situation im Unterbewusstsein als positiv abgespeichert - und der Rückflug fällt schon etwas leichter.

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