Flugreisen:Airlines wollen doch nur unser Bestes, oder?

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Weniger Handgepäck bedeutet für Ryanair weniger Zeitverlust beim Ein- und Aussteigen - und eine neue Gebühr gibt es noch dazu. (Foto: Reuters)

British Airways löst den Streit um gekippte Rückenlehnen und Ryanair bewahrt Passagiere vor Ärger mit zu großem Handgepäck an Bord - dank einer neuen Zusatzgebühr.

Von Katja Schnitzler

Die Freiheit über den Wolken ist begrenzt auf ein paar Zentimeter. Diese bedeutet kaum mehr Bequemlichkeit für den Passagier - aber für den Mitreisenden hinter ihm schmerzende Knie und oft ein Essenstablett im Bauch: Über kaum etwas wird leidenschaftlicher an Bord eines Flugzeugs gestritten als über das Kippen der Sitzlehnen. Wer Lust auf Randale hat, lässt diese ohne Vorwarnung, dafür mit voller Wucht nach hinten schnalzen.

Und obwohl ein Knigge-Kenner eigentlich weiß, dass Lehnen gerade auf Kurzstrecken überhaupt nicht nach hinten gestellt werden sollten, erliegen sogar sie der Kipp-Versuchung: Schließlich ist so eine Lehne das einzige, das dem Passagier im Flugzeug das Gefühl gibt, überhaupt irgendetwas unter Kontrolle zu haben. Leider löst das beim Menschen dahinter genau die gegenteilige Emotion aus.

Die Folge: heftige Revierkämpfe nicht nur der verbalen Art. Doch nun beschreitet British Airways den Weg des Friedens in der Flugzeugkabine, mit einer revolutionären Idee, die davor nur Ryanair und Easyjet hatten: In den neuen Kurzstrecken-Fliegern des britischen Luftfahrtunternehmens können Lehnen gar nicht mehr verstellt werden.

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Natürlich könnten Airlines auch neue Konzepte umsetzen und im Sinne ihrer Kunden feste Schalen einbauen, in denen man die Sitzfläche etwas nach vorne rutschen und die Lehne dabei minimal kippen könnte - ohne dass der Passagier in der Reihe dahinter etwas davon mitbekäme. Nur würde das voraussetzen, dass die Kunden überhaupt fünf Zentimeter mehr Platz haben, um weiter nach vorne zu rutschen.

Solche Schalensitze gibt es in Designstudien zu der Frage, wie man in Zukunft in Flugzeugen auch in der Economy Class Platz nehmen könnte. In der Realität existieren die Sitze bereits als Luxusversion in der gehobenen Business Class: Dort lässt sich der Sessel sogar zum bequemen Bett flachlegen.

Die neuen Sitze hingegen auf den British-Airways-Flügen, die nicht länger als vier Stunden dauern, sind schmaler und leichter gebaut - da passt ein Kippmechanismus weder in den Flieger noch ins Konzept. Doch wenn diese Sitze bei British Airways nicht mehr so viel Platz beanspruchen, dürfen sich die Gäste dann über mehr Beinfreiheit freuen?

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So weit will British Airways dann doch nicht gehen - schließlich spart die schlanke, kippbefreite Bestuhlung nicht nur Nerven, sondern vor allem Treibstoff. Stattdessen werden künftig noch mehr Plätze auf gleicher Fläche eingeplant. Auch auf diese Spar-Idee ist British Airways nicht allein gekommen, sondern folgt dem Vorbild der Lufthansa: Diese packt in ihre neuen A320neo mit 180 Passagierplätzen zwölf mehr als bisher - und reduziert den Abstand zum Vordersitz in der Economy Class auf 74 Zentimeter. Damit unterbieten British Airways und Lufthansa sogar Ryanair.

Der Billigflieger bringt zwar auch mehr der schmalen Sitze in seine neuen Boeing 737 MAX 200 unter, die von 2019 an im Einsatz sein soll. Allerdings nicht zu viele, so dass die höchstens 197 Passagiere künftig sogar mehr Beinbewegungsfreiheit haben als bisher, nämlich 79 Zentimeter. Und die neuen Flugzeugkabinen sind 2,2 Meter länger als der A320neo - gut, wenn jeder Zentimeter zählt.

Ist also ausgerechnet Ryanair zum Kundenfreund geworden? Der Billigflieger, der früher mit Diskussionen über Stehplätze und Toilettengebühren provozierte? Immerhin bewahrt Ryanair seine Passagiere künftig davor, übergroßes Handgepäck in kleine Fächer wuchten müssen - jedoch nicht auf die Art, dass die Kunden gleich Beifall klatschen.

Damit sich weniger Handgepäck in der Kabine staut und sich die Crew am Gate die Verhandlungen spart, welcher Trolley an Bord darf und welcher in den Frachtraum muss, führt Ryanair eine neue Gebühr ein: Vom 15. Januar an zahlen Reisende, die weiterhin ihre Handtäschchen, Rollköfferchen und Laptops in Übergröße (in diesem Fall größer als gerade mal 35x20x22 Zentimeter) mit an Bord nehmen wollen, fünf Euro drauf.

So viel kostet "Priority Boarding" und damit das Recht, weiterhin zwei Handgepäckstücke mit in die Kabine zu nehmen (eines kleiner als 35x20x22 Zentimeter, das andere bis 55x40x20 Zentimeter und höchstens 10 Kilogramm schwer - größere kosten wiederum 50 Euro extra, wenn sie am Gate doch verladen werden müssen).

Da können sie den Kram doch gleich in den Flugzeugbauch einspeisen lassen, ebenfalls gebührenpflichtig natürlich - aber immerhin reduziert Ryanair die Kosten für dieses im vorherein zu buchende "Aufgabegepäck" von 35 auf 25 Euro, außerdem darf es 20 statt 15 Kilogramm wiegen.

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Kurzurlauber zahlen auf jeden Fall drauf

Weil damit künftig weniger unter oder über dem Sitz zu verstauen ist, spart das Zeit beim Ein- und Aussteigen - allerdings nur der Airline. Die Passagiere stehen dafür gefühlte oder tatsächliche Ewigkeiten am Kofferband - wohl etliche davon in der Hoffnung, dass vor allem zwangsverladene empfindliche Habseligkeiten wie Laptops die Reise gut überstanden haben. Schäden oder Diebstahl werden übrigens nur bis etwa 1200 Euro ersetzt - wenn überhaupt.

Kurzurlauber, die bisher nur mit einem kleinen Trolley reisten, stehen nun vor der Wahl: fünf Euro für das Mitnehmen in die Kabine oder 25 Euro für den Frachtraum (Außerdem gibt es noch - sozusagen in Ryanairs Kleingedrucktem - die Möglichkeit, wie bisher mit zwei Handgepäckstücken am Gate aufzutauchen. Dann muss zwar der kleine Trolley abgegeben werden, dieser fliegt aber umsonst im Frachtraum mit. Jedenfalls solange niemand diese Regelung nachschärft.)

Solche Entscheidungen sind Ryanair-Kunden gewöhnt, zumindest seitdem die Airline ihre Sitzplätze zufällig verteilt und so gemeinsam reisende Paare und Gruppen zerreißt - außer sie reservieren für je drei bis elf Euro einen Platz nebeneinander. Immerhin bietet sich so die Gelegenheit, wenigstens über den Wolken Zeit für sich allein zu haben, ganz ohne Streit. Auch dank unverstellbarer Rückenlehnen.

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