Kolumne: Hin und weg:Liebe Passagiere, heute entfällt der Gepäckservice

Kolumne: Hin und weg: Es ist durchaus üblich, dass kleinere Maschinen bei offener Tür fliegen, vor allem, wenn Fallschirmspringer aussteigen. Als gewöhnlichem Passagier liegt einem in der Regel jedoch sehr daran, dass alle Schotten dicht sind.

Es ist durchaus üblich, dass kleinere Maschinen bei offener Tür fliegen, vor allem, wenn Fallschirmspringer aussteigen. Als gewöhnlichem Passagier liegt einem in der Regel jedoch sehr daran, dass alle Schotten dicht sind.

(Foto: imago sportfotodienst)

Wer sagt denn, dass Fluggäste und ihre Koffer in derselben Maschine unterwegs sein müssten? Wie Airlines das Reisen wieder zum Abenteuer machen.

Glosse von Stefan Fischer

Längst ist es nicht mehr selbstverständlich bei einer Flugreise, dass neben Passagieren auch deren Gepäck transportiert wird. Die Erinnerungen an das Koffer-Chaos des vergangenen Sommers an vielen europäischen Flughäfen, darunter zentrale Drehkreuze wie London Heathrow und Amsterdam Schiphol, aber auch überschaubare Flugplätze wie in Düsseldorf oder Hamburg, ist noch in schlimmer Erinnerung.

Und die nächsten Sommerferien kommen bestimmt. Die Weihnachtszeit, in der ebenfalls viele Menschen mit dem Flugzeug verreist sind, lieferte einen Vorgeschmack: Kurz vor dem Jahreswechsel hatten sich etwa am Münchner Flughafen 30 000 Koffer gestaut. Die einen sind gar nicht erst verladen worden, die anderen kamen aus aller Welt angeflogen, allerdings erst mehrere Tage nach ihren Besitzern. Dort lagen sie dann.

Mangels Personal wurden besonders hartnäckige Passagiere nach Tagen des frustrierenden Wartens und der ergebnislosen Hinterher-Telefoniererei in den Sicherheitsbereich vorgelassen, wo sie ihre Gepäckstücke selbst aus der Masse der Koffer und Reisetaschen herausgewühlt haben. Es war offenbar die einzige zielführende Maßnahme.

Doch wem hilft das, der mehr als eine halbe Tagesreise entfernt wohnt von jenem Flughafen, an dem die kulinarischen Mitbringsel in seinem Gepäck langsam vergammeln? Oder, noch schlimmer: Der ohne Wechselwäsche in Thailand steht und im Winterpullover erst einmal eine Badehose kaufen muss, damit er an den Strand kann.

Ehe man gewesene Passagiere ohne Boardingpass in den Sicherheitsbereich lässt, um sie nach ihren Koffern suchen zu lassen, wäre zu überlegen, ob Fluggäste ihr Gepäck künftig nicht gleich selbst ver- und entladen. Erstens würden sich dann wohl mehr Reisetaschen in derselben Maschine befinden wie ihre Eigentümer. Und sämtliche Wühltischaktionen ließen sich aufs Vorfeld verlagern, was das Gedränge im Inneren des Flughafengebäudes reduzieren würde.

Wer nun aber glaubt, auf der sicheren Seite zu sein, wenn der eigene Koffer einmal im Gepäckraum verstaut ist, irrt. Unlängst öffnete sich im Osten Sibiriens die Frachtluke einer Maschine, die bereits ihre Flughöhe erreicht hatte. Der Pilot kehrte um und konnte sicher landen. Doch der Gepäckraum hatte sich nach diesem Malheur merklich geleert. Wie gut, dass die Region, in der es Koffer regnete, so spärlich besiedelt ist. Dass eines der Gepäckstücke gefunden worden wäre und so umstürzende Folgen gehabt hätte wie eine aus einem Flugzeug geworfene Colaflasche in dem Film "Die Götter müssen verrückt sein", ist bislang nicht bekannt.

Nun kann man andererseits froh sein, wenn sich nur die Frachtluke öffnet. Am Tag vor Silvester nämlich hat ein Kleinflugzeug in der Nähe des Bodensees eine Tür verloren. Nun ist es durchaus üblich, dass kleinere Maschinen bei offener Tür fliegen, vor allem, wenn Fallschirmspringer aussteigen. Als gewöhnlichem Passagier liegt einem in der Regel jedoch sehr daran, dass alle Schotten dicht sind. (Ist der berüchtigte Ryanair-Chef Michael O'Leary eigentlich schon auf die Idee gekommen, dass er auch für das ordnungsgemäße Verriegeln der Flugzeugtüren eine separate Gebühr von seinen Passagieren verlangen könnte? Aber das nur nebenbei.)

Zurück zur Kofferproblematik. Nach allem, was man hierzulande weiß, hat sich bislang weder der Flughafen in Bangalore noch die Fluglinie Go First in diesem Zusammenhang Wesentliches zuschulden kommen lassen. Jedoch haben beide unlängst in einträchtigem Versagen Passagiere in einem Zubringerbus vergessen, der auf dem Weg vom Terminal zu einer Maschine unterwegs war. Die Flieger hob ohne sie ab in Richtung Delhi. Go First galt hier ausnahmsweise mal fürs Gepäck.

Kolumne: Hin und weg: Stefan Fischer schraubt einmal geöffnete Gläser manchmal versehentlich so fest wieder zu, dass sie keiner in der Familie wieder aufbekommt.

Stefan Fischer schraubt einmal geöffnete Gläser manchmal versehentlich so fest wieder zu, dass sie keiner in der Familie wieder aufbekommt.

(Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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