Fluglotsen-Streik in Italien:Tausende Passagiere betroffen

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Streikende italenische Fluglotsen haben am Dienstag zu einem Chaos geführt. An Flughäfen in ganz Europa wurden Flüge von und nach Italien gestrichen.

Der europäische Luftverkehr war massiv behindert. Die Fluggesellschaft Alitalia strich etwa 400 Flüge - das ist etwa die Hälfte des gesamten Flugverkehrs des Unternehmens. Die Lufthansa musste - wie andere deutsche Gesellschaften - auf Dutzende Flüge verzichten, knapp 5000 Passagiere waren betroffen.

Betroffen waren auch die beiden größten Flughäfen in Nordrhein-Westfalen. In Köln/Bonn hatten alle sieben Flüge mit italienischen Start- oder Zielflughäfen teilweise stundenlange Verspätungen. Hier waren gut 700 Passagiere betroffen. In Düsseldorf mussten sechs von 26 geplanten Flügen gestrichen werden. Für den allgemeinen Flugbetrieb seien die Auswirkungen jedoch kaum spürbar gewesen, sagte eine Sprecherin.

Die Fluglotsen wehren sich mit den Streiks unter anderem gegen die Restrukturierung von Alitalia, an der Italien mindestens 40 Prozent seiner derzeitigen Anteile veräußern will. Wie am Dienstag weiter bekannt wurde, will sich der italienische Staat möglicherweise komplett aus der angeschlagenen Fluggesellschaft zurückziehen.

Neben den Fluglotsen, die für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne streikten, legte auch das Kabinenpersonal von Alitalia die Arbeit nieder. Dies vergrößerte die Probleme an den Flughäfen, an denen Tausende Passagiere festsaßen: Auch die Reise von ungefähr 7000 Fans des Fußball-Clubs AC Mailand zum Finale der Uefa Champions League in Athen am Mittwoch drohte zu scheitern.

Alitalia leidet seit Jahren unter den häufigen Streiks in Italien. Pro Tag fliegt das Unternehmen einen Verlust von einer Million Euro ein und macht dafür auch die zahlreichen Ausstände verantwortlich.

Alitalia hatte seit 1998 keinen operativen Gewinn mehr erwirtschaftet, obwohl wiederholt Sanierungsversuche gestartet wurden. Italien will sich deswegen von seinen Anteilen an dem Unternehmen trennen. Das italienische Finanzministerium signalisierte die Bereitschaft der Regierung, ihren gesamten Kontrollanteil von 49,9 Prozent an dem ehemaligen Monopolisten zu verkaufen.

Im Bieterrennen für Alitalia sind noch die russische Aeroflot gemeinsam mit der Bank Unicredit, der kleinere italienische Konkurrent Air One und eine Gruppe um die US-Beteiligungsgesellschaft Texas Pacific Group, die gemeinsam mit British Airways auch den spanischen Flieger Iberia übernehmen will. Die Interessenten haben nun bis zum 2. Juli Zeit, ein bindendes Gebot für Alitalia vorzulegen.

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