Süddeutsche Zeitung

Flughafen-Ranking 2014:Airports zum Davonlaufen, Airports für die Ewigkeit

Lesezeit: 3 min

Die Hassliebe, die Menschen Flughäfen entgegenbringen, produziert nicht zuletzt interessante Rankings. Eines davon beurteilt, wie unangenehm lange Aufenthalte sein können. Oder wie wundervoll.

Mal ist der Flieger verspätet, mal überbucht, nicht zu vergessen technische Pannen und natürlich Streiks. Menschen an Flughäfen müssen mit allem Möglichen rechnen, und allzu oft heißt es warten.

Wenn gar eine unfreiwillige Übernachtung daraus wird, ist je nach Ort alles denkbar - die reine Tortur oder aber ein überraschend entspannendes Erlebnis. Auf der Internetseite sleepinginairports.net beurteilen Reisende Airports seit Jahren nach ihrer Bequemlichkeit und sogar Schlaftauglichkeit. Auch für 2014 gibt es nun die Top 10, an welchen Flughäfen Sie am schlechtesten aufgehoben sind - und an welchen am besten.

Die schlechtesten Airports 2014

Der kleine italienische Flughafen Bergamo Orio al Serio/Il Caravaggio bei Mailand hatte schon 2013 die zweifelhafte Ehre, ganz vorne im Negativranking dabeizusein. In diesem Jahr bleiben viele Reisende bei der Auffassung, die einzige Art, ihn zu verbessern, wäre, ihn zu zerstören und ganz neu aufzubauen.

Auch der Benazir Bhutto International Airport im pakistanischen Islamabad bekommt sein Fett weg: Dort gehe es zu wie in einem Gefängnis. Die Security-Checks seien aggressiv, es mangle erheblich an Sauberkeit, Ausstattung und an Freundlichkeit sowieso. Lichtblick sei lediglich, dass die Fertigstellung eines neuen Flughafens für die Stadt für Mitte 2016 angesetzt ist, so die abschließende Beurteilung.

Dem Jeddah King Abdulaziz International Airport in Saudi-Arabien wird derweil nachgesagt, die Sicherheitsbeamten hielten lieber einen ausgiebigen Tratsch, anstatt die Hunderten Wartenden in der Schlange vor sich abzufertigen. Am New Yorker La Guardia Airport kostet die Security ebenfalls viele Nerven: "Wenn man da durch ist, braucht man ziemlich dringend ein Bier. Aber Moment mal! Geht ja nicht, weil die Bar auf der anderen Seite ist", lästert ein Reisender.

Weitere Flughäfen zum Davonlaufen sind laut sleepinginairports.net Kathmandu in Nepal, Ninoy Aquino im philippinischen Manila, Tashkent in Usbekistan, Paris Beauvais-Tille sowie der kleine Hahn Airport bei Frankfurt. Wobei den beiden letzteren nicht nur jegliche Bequemlichkeit sondern sogar das Recht abgesprochen wird, den Namen Paris beziehungsweise Frankfurt zu tragen (aufgrund ihrer Abgelegenheit).

Und so sehr die Berliner ihren geliebten Flughafen Tegel auch vermissen werden, zum Verweilen eignet sich auch dieser Flughafen nur mäßig. Helles Licht, die Metallsitze und ständige Unruhe würden Passagiere hier vom Schlafen abhalten, heißt es in einer Beurteilung.

Ausschlaggebend waren Bewertungen von Reisenden zwischen September 2013 und August 2014 bezogen auf Bequemlichkeit, Ausstattung, Sauberkeit und Service - beziehungsweise auf deren Abwesenheit.

Wem jetzt bereits die Lust am Fliegen vergangen ist, braucht sich nicht zu sorgen: Auf der nächsten Seite erfahren Sie, wo sich ein Airport-Aufenthalt "lohnt".

Manche Flughäfen bemühen sich dagegen, es ihren Gästen in jeder erdenklichen Hinsicht recht zu machen - und bieten neben bequemen Liegesesseln auch Duschmöglichkeiten, Kinos oder Stadtführungen an. Bei so viel Annehmlichkeiten fängt der Urlaub schon am Flughafen an oder findet dort seinen würdigen Abschluss.

Am bequemsten lässt es sich wie schon im Vorjahr auf dem Flughafen Changi übernachten, in dem autoritären Stadtstaat Singapur, dem klassischen Zwischenstopp zum Weiterflug in viele Länder Asiens, nach Australien oder Neuseeland. "Ich finde es großartig, wie viele Schlaflounges in den verschiedenen Terminals für ein Nickerchen vor dem nächsten Flug zur Verfügung stehen", lobt ein Reisender. Schon seit 18 Jahren, solange es die Passagier-Umfrage gibt, führt Changi das Ranking an. An einem Flughafen, der kostenlose Filmvorführungen, ein Schwimmbad und diverse Parks anbietet, lässt sich die Zeit eben hervorragend verbringen.

Auch die bequemen Liegen und makellos sauberen Duschen von Seoul Incheon in Südkorea machen eine Not-Übernachtung angenehm. Erst recht, wenn Urlauber zwischendurch eine Tanzvorführung ansehen oder durch eine der vielen Grünanlagen schlendern können. Es fehle nicht mehr viel, um den Verdacht zu entwickeln, der Airport wolle einen für immer zum Bleiben bewegen, heißt es im Ranking. Aber nur so lange, bis man von den kostenlosen Stadtführungen erfahre.

Mit Helsinki-Vantaa steht in diesem Jahr erneut ein europäischer Flughafen in den Top 3. Wer hier Zeit übrig hat, vergnügt sich zum Beispiel in gratis Yoga- oder Pilates-Stunden oder sieht sich eine Fotoausstellung zu finnischen Sehenswürdigkeiten an. Engagement zahlt sich aus: Den Erfolg hat der Flughafen von Helsinki laut Ranking nicht zuletzt der Umsetzung eines Ideenwettbewerbs zur Verbesserung des Aufenthalts zu verdanken.

Auch ein deutscher Flughafen ist in dem Ranking positiv erwähnt: München klettert von Platz sechs auf Platz vier - nicht nur 2014 habe es hier schließlich sogar eine temporäre Surf-Welle samt künstlichem Palmenstrand gegeben. Dauerhaft überzeugen können am größten bayerischen Airport aber vor allem die Ruhezonen und Schlafkabinen am Terminal 2. Frankfurt ist dagegen im Vergleich zu 2013 aus den Top 10 verschwunden.

Stattdessen werden auf den Rängen fünf bis zehn noch Vancouver, Kuala Lumpur, der Hongkonger Airport sowie Tokio, der heruntergestufe Amsterdam-Schiphol und zu guter Letzt Zürich gelobt.

Für die Beurteilung als "guter" Flughafen waren Reisende gebeten worden, folgende vier Punkte zu berücksichtigen: Komfort, Annehmlichkeiten (wie Wlan oder Duschmöglichkeiten), Sauberkeit und die Freundlichkeit des Personals (manche bringen den Passagieren sogar Decken). Da soll noch mal jemand sagen, Flughäfen wären nicht passagierfreundlich.

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