Süddeutsche Zeitung

Flughafen Hamburg:Gold-Schmuggler an den Gates

Alkohol und Zigaretten werden weiterhin am Flughafen-Zoll vorbeigeschmuggelt - zumindest versuchen es manche Reisende. Doch am Airport Hamburg entdecken die Beamten nun öfter Goldschmuck in den Koffern - und auch mal einen gerösteten Affen.

Hochkonzentriert haben zehn Zollbeamte am Hamburger Flughafen Gepäckband 5 im Blick. Die ersten Koffer kommen in Sicht und in die Menge der wartenden Passagiere, die vor 15 Minuten aus Istanbul gelandet sind, kommt Bewegung. Für die Zollbeamten in der Ankunftsebene des Hamburger Flughafens bedeutet das erhöhte Aufmerksamkeit.

Denn das Flugzeug kommt aus der Türkei - und damit einem sogenannten Drittland außerhalb der Europäischen Union. Deshalb gelten strenge Zollvorschriften. Jürgen Schulz, Leiter der Kontrolleinheit "Reiseverkehr", weiß im Voraus: "Wir werden etwas finden." Was genau ihm die Gewissheit gibt, verrät der Chef von 70 Beamtinnen und Beamten, die im Schichtdienst rund um die Uhr im Einsatz sind, nicht.

Tatsächlich: Im Gepäck von zwei Frauen entdecken die Zollbeamten ein ganzes Sortiment Goldschmuck: Armreifen, eine Kette und Ringe. "Das ist alt, ich habe es schon von meiner Mutter", will eine der Frauen weismachen - ohne Erfolg. "In solch einem Fall bleibt uns keine andere Wahl, als ein Strafverfahren einzuleiten", erklärt Thomas Gartsch, Sprecher des Hauptzollamts Itzehoe, das für den Zoll am Flughafen zuständig ist. "Es handelte sich um 22- und 18-karätiges Gold, das die Reisenden nun teuer zu stehen kommen wird."

Zollbeamte am Hamburger Flughafen erwischen immer häufiger Schmuggler von Goldschmuck. "Viele nutzen günstige Angebote im Ausland, um sie dann unverzollt bei uns einzuführen", berichtet Jürgen Schulz. Aber auch elektronische Geräte, wie zum Beispiel iPads, gehören neben "klassischen" Mitbringseln wie Zigaretten oder gefälschten Markenwaren und exotischen Tieren zur Schmuggelware mancher Reisender.

"Den typischen Schmuggler gibt es nicht", versichert der Zoll-Beamte Schulz. "Das reicht vom Teenie bis zum Rentner. Und auch bei der Herkunft gibt es keine Grenzen."

Dass Schmuggel nicht nur nervenaufreibend, sondern auch teuer werden kann, bekommen immer wieder Passagiere zu spüren, die nur eine einzige Stange Zigaretten zu viel im Koffer haben.

"Wer die zusätzliche Stange nicht anmeldet, zahlt nicht nur die fälligen 38 Euro Steuer, sondern noch einmal denselben Betrag als Strafe", rechnet Gartsch vor. "Das sind dann 76 Euro - und zusammen mit dem "günstigen" Preis im Urlaub kommt die Stange Zigaretten dann auf fast 100 Euro."

Auch wenn der Zoll vor allem die Fluggäste der ankommenden Flugzeuge aus EU-Drittländern im Blick hat, bleiben die übrigen nicht unbeobachtet. "Wichtig sind für uns auch die Drehkreuze, über die Passagiere oft von weither kommen", sagt Schulz. "Das sind zum Beispiel Amsterdam und London, aber auch Frankfurt. An den Gepäckabschnitten an den Koffern können wir schon von weitem sehen, ob es ein Flug innerhalb der EU war oder nicht."

Auch wenn die Mehrzahl der Passagiere nach Erfahrung der Beamten Verständnis für die Kontrollen zeigt, kommt es mitunter auch zu heftigen Diskussionen. "Verbale Auseinandersetzungen gibt es täglich, Handgreiflichkeiten gelegentlich", berichtet Zollamtsrat Schulz. In regelmäßigen Schulungen lernen die Beamten, auch brenzlige und unangenehme Situationen zu meistern - und auch Abstoßendes und Ekelhaftes auszuhalten.

"Einmal haben wir einen gerösteten Affen in einem Gepäckstück entdeckt", erinnert sich Schulz. "Und verdorbener Fisch kann ziemlich widerlich sein. Oder eine Flasche mit einer in Reisschnaps und Ginseng eingelegten Schlange - selbst wenn der Besitzer behauptet, das sei ein Heilmittel."

Rund 2500 Verstöße registrieren die Beamten am Flughafen pro Jahr, in etwa 1800 Fällen werden Strafverfahren eingeleitet. Für dieses Jahr steht noch der größte Ansturm an Reisenden bevor. "Der Oktober ist für uns der passagierreichste Monat", sagt Jürgen Schulz. "Stärker noch als die jetzt zu Ende gegangene Sommerferienzeit."

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Wolfgang Duveneck, dpa/kaeb
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