Süddeutsche Zeitung

Kolumne "Ende der Reise":Mit leichtem Gepäck

Lesezeit: 1 min

Koffer-Chaos an den Flughäfen: Viele Urlauber sind nicht dort, wo ihr Gepäck ist. Wer erholsame Ferien möchte, packt also am besten erst gar nichts ein.

Glosse von Stefan Fischer

Es muss nicht gleich der halbe Hausrat sein, wenn es darum geht, was Menschen im Urlaub gerne dabeihaben. Das gilt selbst für Fans von Vans, die in ihren Campingbussen gerne so autark wie möglich in Richtung Algarve oder Apulien unterwegs sind. Denn allzu viel braucht der Mensch nämlich gar nicht, zumal, wenn er die meiste Zeit ohnehin am Strand liegt.

Aber ein bisschen etwas würden die meisten Urlauber eben schon gerne mitnehmen in die Ferien. Einen zweiten Bikini, drei oder vier T-Shirts zum Wechseln, diverse Ladekabel, vielleicht sogar ein Buch. Und schnell ist er dann doch voll, der Koffer. Unter Umständen müssen sogar das Zweit-Tablet und die Luftmatratze schweren Herzens daheimbleiben, damit er zugeht.

Mit 20 Kilo Gepäck zu verreisen, ist in diesem Sommer jedoch mit einem gehörigen Risiko verbunden. Zwei warnende Beispiele aus den vergangenen Tagen: Ein Ire hat sich, frisch aus dem Urlaub zurückgekehrt, am Flughafen in Dublin gleich ein neues Ticket gekauft - das günstigste, das er bekommen konnte, für weniger als 20 Euro. Nicht, weil er schon wieder verreisen wollte, sondern weil er auf diese Weise noch einmal in den Sicherheitsbereich und also zu den Gepäckbändern gelangen konnte, um selbst nach seinem verschollenen Koffer zu suchen. Von Mitarbeitern des Flughafens konnte er offenbar keine Hilfe erwarten, und so nahm er nach einer Woche des vergeblichen Wartens die Sache selbst in die Hand. Mit Erfolg, wie es heißt. Aber was heißt schon Erfolg? Der Mann hat jetzt seine schmutzigen Socken wieder - zum Preis, alle im Urlaub aufgefüllten Kraftreserven schon wieder verbraucht zu haben.

Beispiel zwei: Kürzlich brachte eine Passagiermaschine rund tausend liegen gebliebene Koffer und Handtaschen von London nach Detroit. Von dort aus sollen die Gepäckstücke ihren inzwischen über die gesamten USA verstreuten und mangels Wechselwäsche wohl nicht mehr besonders gut riechenden Besitzern irgendwie zugestellt werden. Der eigentlich vorgesehene Passagierflug war an diesem Tag gestrichen worden, deshalb war die Maschine unerwartet frei für den Koffertransport.

Alles, was man nicht am eigenen Körper tragen kann oder ins Handgepäck passt, bleibt in diesem Sommer also besser daheim. Selbst wenn der große Koffer überraschend doch ankommen sollte: Einen Trolley kann man leichter hinter sich herziehen, sollten am Zielort sämtliche Mietwagen ausgebucht sein.

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