Süddeutsche Zeitung

Flugangst:Alkohol macht alles schlimmer

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Das Gläschen zur Entspannung kann Flugangst sogar verstärken, warnt eine Psychologin. Was dagegen wirklich hilft.

Wer unter Flugangst leidet, lässt während einer Reise mit dem Flieger besser die Finger vom Alkohol. Denn ein Gläschen Sekt oder ein Schluck aus dem Flachmann ist das falsche Mittel, um solche Ängste zu besiegen. "Das kann nach hinten losgehen und die Angst noch verschlimmern", warnte die Psychologin Antonia Arboleda-Hahnemann aus Hamburg.

Alkoholgenuss habe in solchen Situationen eine paradoxe Wirkung: "Dadurch gibt man ja Kontrolle ab. Die größte Angst von Betroffenen ist es aber, die Kontrolle zu verlieren."

Auch helfe Alkohol keineswegs, sich in solchen Situationen zu beruhigen. "Der Adrenalinspiegel ist in diesen Momenten ohnehin hoch, und wenn man dann etwas trinkt, pusht das den noch einmal", sagte die Expertin, die Seminare gegen Flugangst leitet und damit rechnet, dass dabei in nächster Zeit verstärkt auch der Air-France-Absturz über dem Atlantik zur Sprache kommen wird. Stattdessen helfen laut Arboleda-Hahnemann drei andere Tipps.

Locker machen und tief durchatmen: Das klingt simpel, hilft aber. Denn wenn Betroffene verkrampfen, verstärke sich dadurch die Angst oft noch, erklärte Arboleda-Hahnemann. "Die meisten sitzen dann wie paralysiert in ihren Sitzen und krallen sich an den Armlehnen fest." Stattdessen gelte es, sich zu bewegen, um den Körper zu entspannen.

"Manchmal hilft es schon, einmal im Flieger aufzustehen. Einige üben auch Tanzschritte im Sitzen." Atemübungen seien ebenfalls eine Hilfe, um zur Ruhe zu kommen und nervöses Hyperventilieren zu vermeiden. "Atmen Sie ruhig und gleichmäßig durch die Nase ein und durch den Mund doppelt so lange aus", empfahl die Expertin.

Sich ablenken: Mit dem Nachbarn sprechen, Musik hören oder ein Buch lesen - all das kann helfen, um unangenehme Gefühle beim Fliegen beiseitezuschieben. So etwas hilft aber nur, wenn Fluggäste sich wirklich auf ihren Nachbarn oder ihr Buch einlassen können. "Manche haben dann Zeitung verkehrt herum in der Hand und merken das gar nicht", erzählte die Psychologin.

Wer feststellt, dass er zu aufgeregt zum Lesen ist, sollte es besser nicht versuchen. "Dann ist es besser, sich bewusst der Angst zu stellen. Sonst springt sie einen von hinten an."

Ängste aufschreiben: Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung - das gilt auch für die Flugangst. Sich klarzumachen, wovor man Angst hat, hilft also, die Ängste besser zu verstehen und zu verarbeiten.

"Am besten macht man sich vor dem Flug einen Zettel und schreibt alle negativen Gedanken auf", erläuterte Arboleda-Hahnemann. Danach sollten Betroffene sich über diese Punkte genau informieren. "Wenn ich zum Beispiel Angst vor Turbulenzen haben, hilft es mir zu wissen, dass Turbulenzen zwar unangenehm, aber ungefährlich sind." Das könnten Betroffene sich später vor Augen halten, wenn sie im Flieger nervös werden, weil die Maschine zu ruckeln beginnt.

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dpa/Tobis Schormann
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