Süddeutsche Zeitung

Fitness:Der Natur auf der Spur

Schneeschuhwandern ist genauso einfach wie Spazierengehen

Am Anfang war das Schneeschuhgehen nur eine Verlegenheitsbeschäftigung für Thomas Dempfle. Zehn Winter lang begleitete der Bergführer aus Oberstdorf Skifahrer zum Heli-Skiing nach Kanada. Und jedes Mal, wenn das Wetter in den kanadischen Rocky Mountains so schlecht war, dass der Hubschrauber nicht starten konnte, schnallten sich die Skifahrer Schneeschuhe an die Füße. So wie es die kanadischen Trapper schon vor Jahrzehnten taten. "Oh je", dachte Thomas Dempfle am Anfang, "wieder keine Steilabfahrt". Aber je öfter der Hubschrauber im Tal bleiben musste, desto besser gefiel ihm das Schneeschuhwandern am Fluss und durch verschneite Wälder, wo der Schnee auf den Baumzweigen lag und Zeit blieb, die Tiere zu beobachten.

Inzwischen fährt Thomas Dempfle im Winter nicht mehr nach Kanada. Er hat in Oberstdorf seine eigene Alpinschule aufgemacht und bietet Ein- und Mehrtagestouren an. Das Gute am Schneeschuhwandern: "Jeder, der im Sommer in den Bergen wandern kann, kann im Winter Schneeschuhgehen", sagt Dempfle. In Deutschland hat der Trend vor etwa fünf Jahren begonnen. Er kam aus Amerika, dabei stapften auch die Holzfäller und Jäger in den Tälern des bayerischen Voralpenlandes auf Schneeschuhen in die abgelegenen Täler. Schneeschuhe sind im tiefsten Pulverschnee genauso ideal wie im harschen oder ganz weichen Schnee. Neben der Muskulatur werden Herz und Kreislauf angeregt. "Durch die Schneeschuhe kann man einer Schicht von Leuten die winterliche Natur zugängig machen, die mit Skisport nichts anfangen kann", meint der alpine Ausbildungsleiter des Deutschen Alpenvereins, Karl Schrag.

Darm bespannte Holzreifen oder Schuhe aus Korbgeflecht und Leder wurden inzwischen von modernen Hightech-Modellen aus Aluminium abgelöst, 20 mal 60 Zentimeter groß, mit Neopren überzogen und einer Kunststoff-Bindung, die für Trekkingschuhe, Bergstiefel oder Winterstiefel geeignet ist.

Bei den geführten Wanderungen im Allgäu - etwa von Bolsterlang über das Riedberger Horn, Balderschwang, Rohrmoos über den Hörnlepass ins Kleine Walsertal und zurück durch die gefrorene Breitach-Klamm nach Oberstdorf - hat Thomas Dempfle gemerkt, dass Schneeschuhwandern den Zusammenhalt fördert: "Die Fittesten laufen vorneweg und spuren, die konditionell Schwächeren laufen dahinter." Der Erholungseffekt in der stillen Winterlandschaft ist für alle gleichermaßen angenehm.

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Karin Bühler
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