Süddeutsche Zeitung

Fehlerhafte Wartung:Mehr als 30 Schrauben an Airbus vergessen

Lesezeit: 1 min

Tagelang flog ein in China frisch gewarteter Airbus der Air France durch die Lüfte, bevor ein Mechaniker entdeckte: Es fehlten rund dreißig Schrauben an der rechten Tragfläche.

Jeder Bastler kennt das Problem: Eine Maschine auseinanderzunehmen ist schnell erledigt, sie dann richtig wieder zusammenzubauen, erfordert Zeit und Akribie. Der Wille zur Genauigkeit fehlte Wartungsarbeitern in China offensichtlich: Drei Dutzend Schrauben wurden nach der Grundüberholung eines Airbus-Jets in China einfach vergessen - die Maschine der Fluggesellschaft Air France war dennoch tagelang im Einsatz. Der vierstrahlige Airbus A340 wurde nach Entdeckung des Mangels in Boston vorübergehend aus dem Verkehr gezogen.

Den Angaben zufolge fehlten die Schrauben an der Außenverkleidung der rechten Tragfläche, als der französische Jet von einer grundlegenden Überholung im chinesischen Xiamen zurückgekehrt war. Eine Air-France-Mitarbeiterin bestätigte den Vorfall von Anfang November, relativierte aber dessen Bedeutung. "Es war ein Teil der Verkleidung, die Sicherheit im Fluge war zu keiner Zeit gefährdet", sagte Air-France-Managerin Anouk Faugères. Der Airbus sei einige Stunden am Boden eingehend untersucht worden, hieß es von Seiten der Fluggesellschaft und nach Befestigung der Verkleidung problemlos nach Paris geflogen. Das relativ leichte Teil habe weder zur tragenden Struktur gehört noch sei es Teil der Fahrgastzelle gewesen.

Luftfahrtexperten bestätigten diese Darstellung dem französischen Nachrichtensender BFM-TV. Sie gaben aber zu bedenken, dass sich lösende Teile an Flugzeugen immer ein Risiko darstellen, wenn sie die Maschine treffen. Air France sieht jedoch keinen Anlaß, die Qualität der Arbeit des betroffenen Wartungsunternehmens anzuzweifeln, bei dem auch andere großen internationalen Unternehmen ihre Maschinen überholen liessen.

Das betroffene Wartungsunternehmen Taeco in Xiamen hat in der Branche einen guten Ruf und ist auch Vertragspartner der Deutschen Lufthansa. Ein Sprecher der Lufthansa Technik in Hamburg erklärte, dort würden regelmäßig Boeing 747 überholt. Die Lufthansa sucht nun nach detaillierten Informationen zu dem Zwischenfall. Man sei mit dem Unternehmen laufend im engen Arbeitskontakt.

Während der Liegezeit der Jets hat die Lufthansa nach eigenen Angaben immer mehrere eigene Prüfer in der Werft, um die Arbeiten zu kontrollieren. Dies geschehe bei jedem Arbeitsschritt. Bei sicherheitsrelevanten Einheiten gebe es sogar eine dritte Kontrolle, um menschliches Versagen auszuschließen.

China hat sich in den vergangenen Jahren mit seinen fünf größeren Luftwerften für derartige Arbeiten als neue Drehscheibe etabliert. Sie müssen jeweils von amerikanischen, europäischen oder chinesischen Luftfahrtbehörden zertifiziert werden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1218584
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Ralf E. Krüger/Andreas Landwehr, dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.