Süddeutsche Zeitung

Färöer im Nordatlantik:"Die schönsten Inseln der Welt"

Deutschland tritt gegen Fußball-Außenseiter Färöer an. Doch was sind das für "Schafsinseln", die "National Geographic" schöner findet als 110 weitere Inseln weltweit?

Katja Schnitzler

Wer "Färöer-Inseln" sagt, der beweist: Er kennt sich nicht aus. Denn "Färöer" trägt den Begriff "Insel" schon im Namen, der "Schafsinseln" bedeutet. Wer die Inseln im Nordatlantik finden will, suche auf halbem Weg zwischen Norwegen und Island. Auf 62 Grad nördlicher Breite stößt er auf 18 Inseln mitten im Golfstrom, der für ein mildes Klima sorgt. Eine grüne Grasdecke, die auch manche Hausdächer überzieht, und schroffe Küsten prägen diese Inseln, auf denen sich "das Wetter nicht immer so benimmt, wie Sie wollen. Das letzte Wort hat die Natur." Dies ist ein Zitat aus einem Werbevideo für mögliche Touristen. Kein Ort auf den Inseln ist weiter als fünf Kilometer vom Meer entfernt.

Die knapp 50.000 Menschen, die in den Dörfern an den Küsten leben, sind nicht allein - der Name Färöer kommt nicht von ungefähr. Etwa 70.000 Schafe weiden hier. Doch ihr Geld verdienen die meisten Färinger, so heißen die Bewohner, mit dem Fischfang. Einnahmen aus dem Tourismus spielen eher eine untergeordnete Rolle. Die Färöer gehören zwar zu Dänemark, sind aber seit 1948 mit eigener Regierung und Verwaltung ein selbständiges Mitglied des dänischen Reichsverbandes - ähnlich wie Grönland. Die Färinger haben nicht nur eine eigene Flagge, sondern auch eine eigene Sprache. Doch mit Englisch kommen Besucher in allen sechs Teilgebieten gut zurecht.

Mittelpunkt der Inseln ist Tórshavn auf dem Südteil der Hauptinsel Streymoy. Hier trafen sich einst Sommer für Sommer die Wikinger, die die Färöer im neunten Jahrhundert besiedelten. Bei diesem Thing schlichteten sie Streitigkeiten, erließen Gesetze und verkauften natürlich Waren. Aus den sommerlichen Treffen wurde ein ganzjähriges Handelszentrum, heute die Hauptstadt der Färöer.

Inzwischen wohnen fast 20.000 Menschen hier, 40 Prozent aller Färinger. Da sich die Besucher hier manchmal in einem lebendigen Museum wähnen, in dem uralte Traditionen, Lebensweisen und Sprache erhalten bleiben, schafften es die Färöer vor einigen Jahren bei einer Beurteilung durch National Geographic sogar auf Platz eins der Liste "attraktivstes Insel-Reiseziel" - vor 110 weiteren Inseln weltweit.

In der Begründung hob die Jury, bestehend aus Experten für nachhaltigen Tourismus, hervor: "Eine prachtvolle, eiszeitlich überformte Landschaft mit unglaublich steilen Hängen. Die eigenständige Baukultur - auch mit Grasdächern - wurde mit Bedacht bewahrt und geschützt." So viel Eigenart mitten im Nordatlantik lohnt sich also. Da ist es wenig überraschend, dass die unabhängigen Färöer im Gegensatz zu Dänemark nicht Mitglied der EU sind.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1461947
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/leja
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.