Extremkletterer Stefan Glowacz:Ein Mann, ein Berg - und der Weg dorthin

Rauf. Runter. Nächste Wand. Dieses Schema wurde dem Extremkletterer Stefan Glowacz Mitte der 90er Jahre zu langweilig. So machte er sich auf zu den Bergen, auf die er wirklich steigen wollte - der Weg gehört seitdem mit zum Ziel.

Stefan Fischer

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(Foto: Klaus Fengler)

Rauf. Runter. Nächste Wand. Dieses Schema war der Extremkletterer Stefan Glowacz Mitte der neunziger Jahre leid. Er hatte bis dahin drei Mal das Rock Masters in Arco am Gardasee gewonnen und den Demonstrationswettkampf bei den Olympischen Spielen in Albertville 1992. Minas Gerais, Pedra Riscada, Brasilien

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(Foto: Klaus Fengler)

Viele Felswände, die ihn heute reizen, sind sehr entlegen. Natürlich kann man sich an beinahe jeden Ort mit einem Helikopter einfliegen lassen. Aber Glowacz hat sich die Frage gestellt, ob dieser technische und finanzielle Aufwand gerechtfertigt ist, "nur um ein paar Felsen zu besteigen". El Chalten, Klettern in Patagonien: zweiter Versuch in der Route Royal Flush

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(Foto: Klaus Fengler)

Und hat für sich entschieden: nein. Seither unternimmt er Expeditionen, bei denen der Weg hin zu und wieder weg von den erwählten Kletterfelsen ein elementarer Teil des Unterfangens ist. Minas Gerais, Brasilien

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(Foto: Klaus Fengler)

Das macht viele seiner Touren noch abenteuerlicher: Ehe Glowacz in Kanada eine Erstbegehung am Mount Harrison Smith (Schwierigkeitsgrad 9-) wagt, ziehen er und seine Mitstreiter ihre Ausrüstung in Booten den McMillan River flussaufwärts, bevor sie im Wildwasser des South Nahannis hinunterpaddeln können bis an den Fuß der Wand. Baffin Island, Kanada

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(Foto: Klaus Fengler)

Die Männer haben sich bei dieser Expedition verkalkuliert, haben zu wenig Proviant dabei und müssen in den letzten Tagen mit ein wenig Schokolade auskommen. Der Extremsportler vermeidet es jedoch, aus diesen selbstverschuldeten Extremsituationen Heldengeschichten zu machen. Inuit auf Baffin Island haben Stefan Glowacz und seinen Begleitern einen Lachs geschenkt - wochenlang ihr einziges natürliches Nahrungsmittel.

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(Foto: Klaus Fengler)

Die Texte in seinem gemeinsam mit seiner Frau herausgegebenen, reich bebilderten Buch "Stefan Glowacz Expeditionen" zeigen einen bescheidenen Menschen. Auch der weitgehende Verzicht auf motorisierte Fortbewegung hat mit Demut zu tun - gegenüber der Natur und den Menschen, die gegebenenfalls in und von ihr leben. Baffin Island in Kanada, Buchan Gulf: Stefan Glowacz klettert in der ersten Seillänge.

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(Foto: Klaus Fengler)

"Am Ende hatte die Kletterei keine Bedeutung mehr", notiert Glowacz über einen Ausflug nach Kenia. Das Volk der Samburu, dessen Nöte vor allem, lösen ihn aus seiner bloßen Fixierung auf den Fels. Was das Buch, an dem die Fotografen Klaus Fengler, Gerhard Heidorn und Thomas Ulrich großen Anteil haben, zudem sympathisch macht, ist der offene Umgang mit Fehlschlägen. Der letzte Satz lautet: "So kläglich bin ich noch nie gescheitert." Kanada, Baffin Island

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(Foto: Klaus Fengler)

STEFAN GLOWACZ, TANJA VALÉRIEN-GLOWACZ: Stefan Glowacz Expeditionen. Extremklettern am Ende der Welt. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2011. 240 Seiten, 39,90 Euro. Baffin Island in Kanada, The Bastions: Robert Jasper und Stefan Glowacz bewundern am Morgen die Aussicht über den Buchan Gulf.

© SZ vom 27.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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