Erste deutsche All-Touristin:"Man muss auch mal etwas wagen"

Ein Lebenstraum - als Kundin einer neuen Weltraumreisefirma von Richard Branson will Sonja Rohde zu den Sternen fliegen.

Yasmin Schulten

Schwerelos wie eine Feder durch die Luft schweben und den Erdball von oben sehen: Nur wenige Menschen waren bisher im All. Doch die 31-jährige Sonja Rohde möchte dort hin, als erste Deutsche. Sonja Rohnde ist keine Astronautin, sondern arbeitet als Diplomkauffrau in Hagen. Den Traum vom All erfüllt sie sich nun mit viel, viel Geld.

Erste deutsche All-Touristin: Einmal die Erde von oben sehen - Sonja Rohdes Traum wird wahr.

Einmal die Erde von oben sehen - Sonja Rohdes Traum wird wahr.

(Foto: Foto: Roba Press)

sueddeutsche.de: Was zieht Sie ins All?

Sonja Rohde: Meine Großmutter hatte mir ein Kinderlexikon geschenkt - Raumfahrt und Dinosaurier waren meine liebsten Seiten. Mein Vater musste mir einen Sternenhimmel aus Leuchtsternen über mein Bett kleben. Später war ich außerdem fasziniert von der Sendung "Spacenight", in der Bilder aus dem Weltall im Fernsehen übertragen werden. Irgendwann habe ich gehört, dass von 2050 an Weltraumreisen für Privatpersonen möglich sein könnten. Da würde ich dann immerhin noch als zahnlose Oma mitreisen können, dachte ich. Die Hoffnung auf eine Weltallreise hatte ich nie aufgegeben.

sueddeutsche.de: Haben Sie viel Bedenkzeit gebraucht, bis Sie den Flug gebucht haben?

Rohde: Ende 2005 war ich in Afrika auf einer Safari. Dort traf ich Richard Branson, den Eigentümer von Virgin Galactic, der in der gleichen Lodge wohnte. Bei einem gemeinsamen Abendessen erzählte er mir von dem Projekt. Ich sagte voller Begeisterung zu und vergaß vor lauter Aufregung nach dem Preis zu fragen. Bei 200.000 Dollar musste ich erstmal schlucken. Aber ich wusste, dass das der Moment war, auf den ich gewartet hatte. Branson griff gleich nach seinem Handy und leitete alle wichtigen Schritte ein.

sueddeutsche.de: Wann zückten Sie die Kreditkarte?

Rohde: Ich hatte einiges Erspartes auf dem Konto - man weiß ja nie, was mal passiert. Natürlich aber keine 200.000 Dollar, sodass ich einen Teil über einen Kredit finanziere. Da ich zu der sogenannten "Founder"-Gruppe bei Virgin Galactic gehöre - also den ersten hundert Passagieren, die Flugpriorität haben und somit als erste ins All geschickt werden - habe ich den gesamten Preis bereits bezahlt.

sueddeutsche.de: Müssen Sie viel trainieren?

Rohde: Im April war ich zum Schwerelosigkeitstraining im Kennedy Space Center in Florida. Das Training war ein einzigartiges Erlebnis. Leicht wie eine Feder durch den Raum zu fliegen ist einfach unbeschreiblich. Außerdem habe ich diverse medizinische Tests gemacht, um zu zeigen, dass mein Körper fit genug ist für einen Trip ins All.

Im September folgt dann ein Zentrifugentraining in Philadelphia. Da wird man in so eine Art Schleuder eingespannt, die sich ganz schnell im Kreis dreht. Dabei wirken ähnliche Beschleunigungskräfte auf den Körper ein, wie später in der Realität, wenn man mit rund 5000 Stundenkilometern in den Himmel geschossen wird. Das soll sehr heftig und wenig spaßig sein. Aber es waren ja auch schon andere Leute vor mir im Weltraum, und die haben solche Vorbereitungen schließlich auch geschafft. Da muss ich jetzt eben durch.

"Man muss auch mal etwas wagen"

sueddeutsche.de: Wie darf man sich den All-Trip vorstellen?

Rohde: Zunächst werden wir von einem Trägerflugzeug in die richtige Höhe - etwa 15.000 Meter - gebracht. Dann kapselt sich das Raumschiff vom Träger ab, startet den Raketenantrieb und wird nach etwa zwei Minuten im Weltraum sein. Da bleiben wir eine Viertelstunde, wovon wir fünf Minuten schwerelos sein werden. Der gesamte Trip dauert etwas über zwei Stunden.

sueddeutsche.de: Das sind mehr als 13.000 Dollar für eine Minute All. Ganz schön teuer.

Rohde: Aber in der Zeit erlebt man alles, was man für ein perfektes All-Abenteuer braucht: Die Beschleunigungskräfte des Raketenantriebs, die Schwerelosigkeit und den grandiosen Blick von 1000 Meilen in jede Richtung: Dann kann ich Sonne und Mond, Erde und die Sterne gleichzeitig sehen. Außerdem ist die Minute nicht ganz so teuer, da man für den Gesamtpreis auch an diversen Trainings und Events teilnimmt.

sueddeutsche.de: Haben Sie keine Angst, dass etwas schiefgeht?

Rohde: Natürlich weiß ich, dass gerade bei mir als eine der Ersten, die überhaupt fliegen, die Risiken höher sind als bei jemandem, der vielleicht erst ein paar Jahre später fliegt. Aber man muss schließlich auch mal etwas wagen.

sueddeutsche.de: Wie hat Ihre Familie auf die Reisepläne reagiert?

Rohde: Mein Vater fand es anfangs spannend und aufregend, macht sich nun aber Sorgen. Vor meiner Mutter habe ich es erstmal lange geheimgehalten. Sie ist natürlich dagegen.

Infos zur Reise: Das britische Unternehmen Virgin Galactic von Richard Branson ist weltweit erster Anbieter von Weltraumreisen. Interessierte aus Deutschland und der Schweiz können sich seit Anfang Juli bei der Reiseagentur Designreisen in München für einen Trip ins All anmelden. Das dafür konzipierte Raumschiff "Spaceship Two" wird derzeit in Kalifornien gebaut und im Januar 2008 in New York der Öffentlichkeit vorgestellt. Danach geht es in die Testphase. Je nachdem, wie es läuft, geht es voraussichtlich Ende 2008 oder Anfang 2009 mit den ersten Flügen los. Im Raumschiff ist Platz für zwei Piloten und sechs Passagiere. Ein neuer "Spaceport" in New Mexico wird gerade gebaut; falls er nicht rechtzeitig fertig wird, startet das "Spaceship Two" mit Sonja Rohde an Bord von einem Flughafen in der Mojavewüste.

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