Ernennung der Unesco:Kloster Corvey wird Weltkulturerbe

Kloster Corvey

Weltkulturerbe: Die Abteikirche des Schlosses Corvey bei Höxter wird in der Dämmerung von Scheinwerfern angestrahlt.

(Foto: Jonas Güttler/dpa)

Deutschland bekommt eine weitere Welterbestätte: Die Unesco ernennt das westfälische Kloster Corvey in Höxter. Mit einer weiteren Entscheidung setzt die UN-Organisation ein politisches Signal.

  • Die Unesco hat das Kloster Corvey im westfälischen Höxter zum Weltkulturerbe ernannt.
  • Damit erhöht sich die Zahl dieser Stätten in Deutschland auf 39.
  • Weltweit hat die Unesco drei weitere Orte auf die Liste gesetzt.

Das Kloster Corvey

Die ehemalige Reichsabtei im Weserbergland war eines der bedeutendsten Klöster im mittelalterlichen Frankenreich. Corvey geht zurück auf Ludwig den Frommen, der 822 gemäß dem Wunsch seines Vaters Karl dem Großen unmittelbar an der Weser eine mächtige Abtei errichten ließ. So sollte dessen Anspruch über das eroberte Sachsenland gefestigt werden.

Im 10. Jahrhundert erlebte das Kloster eine Blütezeit als eines der wichtigsten politischen und geistlichen Zentren des Frankenlandes. Später verlor es aber an Bedeutung und ging nach der Säkularisierung in Privatbesitz über.

Die Anlage stand seit 1999 auf der Warteliste für Welterbestätten der deutschen Unesco-Kommission, nun hat das Weltkulturerbe-Komitee, das aktuell in Doha im Golfstaat Katar tagt, die Abtei offiziell ernannt

Deutsche Kulturerbe-Stätten

Insgesamt gibt es fast 1000 Welterbestätten, in Deutschland sind es nun 39. Zuletzt war 2013 für die Bundesrepublik der Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel aufgenommen worden, 2012 das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth.

Auf der Warteliste stehen unter anderem die Speicherstadt in Hamburg und das Heidelberger Schloss. Die nächste Chance auf eine Ernennung gibt es 2015 - dann soll das Welterbekomitee in Bonn tagen.

Weitere neue Weltkulturerbe-Stätten

Insgesamt 40 Kultur- und Naturstätten aus aller Welt bewerben sich diesmal um die begehrte Aufnahme in die Liste. Vier weitere Orte hat das Unesco-Komitee neben Kloster Corvey zum Kulturerbe ernannt:

  • Mit der Aufnahme der berühmte Zitadelle von Erbil in der gleichnamigen irakischen Kurdenhauptstadt gibt die UN-Organisation inmitten des neuen Irak-Konflikts zwischen Dschihadisten und Regierung auch ein politisches Signal. Ein Mitglied der irakischen Delegation begrüßte die Entscheidung als "Geschenk" an das irakische Volk in Zeiten, in denen das Land so sehr gute Nachrichten brauche.
  • Dschiddah in Saudi-Arabien würdigte das Unesco-Komitee als einen der "wichtigsten Häfen auf den Handelsstraßen im Indischen Ozean" seit dem siebten Jahrhundert. Von hier aus seien die Waren in Richtung Mekka gebracht worden.
  • Die Fabrik Van Nelle im niederländischen Rotterdam aus den 1920er Jahren sei eines der "Glanzstücke der Industriearchitektur des 20. Jahrhunderts".
  • Die 1872 bei Gunma nordwestlich von Tokio gebaute Seidenspinnerei Tomioka stehe für den Wandel Japans zur Industrienation, heißt es.

Die Arbeit des Weltkulturerbe-Komitees

Die Unesco-Liste des Welterbes basiert auf einer Übereinkunft der Vereinten Nationen von 1975, bedeutende Kultur- und Naturdenkmäler von außergewöhnlicher Bedeutung zu schützen. Alle 190 Staaten, die das Abkommen ratifiziert haben, können bedeutende Stätten vorschlagen. Einmal im Jahr tagt das Weltkulturerbe-Komitee. Die 21 Mitglieder, die alle Kontinente und Kulturkreise repräsentieren sollen, beraten dann über die Aufnahme - und prüfen, ob bereits gelistete Stätten noch die Kriterien erfüllen. Weltkulturerbestätten müssen von dem Staat, in dem sie liegen, geschützt und erhalten werden.

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