Süddeutsche Zeitung

Epiphanias-Eisbad:Heiliges Schockfrosten

Da bleibt den Sünden die Luft weg: Am 19. Januar erinnern orthodoxe Gläubige mit einem beherzten Sprung ins Eiswasser an die Taufe Christi.

Mit traditionellen Eisbädern waschen sich am 19. Januar viele russisch-orthodoxe Christen von ihren Sünden rein. In Kiew haben sie dabei die Aussicht auf ein großes Kreuz aus Eiswürfeln.

Allein in Moskau sollen sich mehr als 90 000 Menschen an der Zeremonie beteiligen. Bei Temperaturen um minus 15 Grad ist schon das ein kleines Wunder.

60 offizielle Badestellen haben die Behörden in der russischen Hauptstadt eingerichtet - darunter Eislöcher in Seen und Flüssen, aber auch Planschbecken in Innenstadtlage.

Orthodoxe Christen feiern am Dreikönigstag (Epiphanias) nicht die Weisen aus dem Morgenland, sondern erinnern mit dem Sprung in Teiche, Flüsse oder eigens aufgestellte Becken an die Taufe Jesu. Dieser Frau helfen im kirgisischen Bischkek Sicherheitskräfte bei ihrem Eisbad.

Die ersten Gläubigen stürzten sich bereits in der Nacht zu Dienstag ins Eiswasser - wie hier in Simferopol auf der Krim.

Das Epiphanias-Fest wird nicht am 6. Januar gefeiert, sondern 13 Tage später. Denn die orthodoxe Kirche hat die von Papst Gregor XIII. Ende des 16. Jahrhunderts verfügte Kalenderreform nicht anerkannt, für ihre Feiertage gilt weiterhin der julianische Kalender. Dieses Bild wurde im serbischen Belgrad aufgenommen.

Das vom Priester gesegnete Wasser gilt bei orthodoxen Christen als heilig und rein. Wer in der Woche nach dem Fest darin badet, kann angeblich auf heilende Wirkung hoffen. Im sibirischen Tobolsk segnet ein Geistlicher das Wasser des Flusses Irtysch.

Diese junge Frau steigt bester Laune aus dem Dnepr bei Kiew.

Im Dorf Zadomlya nahe der weißrussischen Hauptstadt Minsk warten diese Mitglieder der Spezialeinheiten in Reih und Glied auf ihr Eisbad.

Im litauischen Vilnius versuchen sich ebenfalls viele Menschen von ihren Verfehlungen zu befreien.

Im sibirischen Krasnojarsk ist es bei minus 30 Grad Celsius gar nicht so einfach, an flüssiges Wasser zu kommen.

Vielerorts sind Löcher in Kreuzform ins Eis gehauen worden.

Deutlich mildere Temperaturen herrschen hingegen an der Taufstätte Qasr el-Yahud am Jordan. Auch im Westjordanland feiern Christen das Epiphanias-Fest - ganz ohne das Risiko, sich schwerstens zu verkühlen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2825319
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/sks
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.