Ende der Reise:Zwietracht beim Entkorken

Corona: Thailand führt Touristenvisum ein - mit Quarantänepflicht

Wein trinken und auf das Meer vor der Insel Koh Chang schauen - das war einem amerikanischen Gast nicht gegeben. Er suchte den Streit wegen eines Korkgeldes.

(Foto: Andrea Warnecke/dpa)

In Thailand musste ein Gast ins Gefängnis, weil er ein Hotel sehr schlecht bewertet hatte. Der Amerikaner kam tatsächlich ins Gefängnis - und musste sich entschuldigen.

Von Hans Gasser

Im Wein liegt die Wahrheit, heißt es. Nun weiß man nicht, wie viel Wahrheit in den Kommentaren auf Hotelbewertungsplattformen steckt. Manchmal ist sie eher gefühlt. Und immer wieder werden Fälle aufgedeckt, in denen gegen Bezahlung besonders gut bewertet wird.

Das zumindest kann man Wesley Barnes nicht vorwerfen. Der Amerikaner bedachte ein Hotel in Thailand, das Sea View Resort Koh Chang, mit einer Reihe von ausführlichen und sehr schlechten Bewertungen. "Unfreundliches Personal" und "moderne Sklaverei" dürften darin die eher noch harmloseren Kritikpunkte gewesen sein. Das Ganze entzündete sich, jawohl, am Wein, genauer gesagt am Korkgeld von 15 Dollar, das der Amerikaner für eine selbst mitgebrachte Flasche bezahlen sollte - aber nicht wollte. Es ist nicht überliefert, ob es ein teurer Bordeaux war oder ein einheimischer Tropfen aus Chiang Mai. Im sehr gastfreundlichen Thailand ist es jedenfalls verwunderlich, dass der Streit über den Korken so eskalieren konnte.

Nachdem Barnes mit schlechten Bewertungen immer weitermachte, zeigte ihn das Hotel wegen Verleumdung an, was in Thailand ein krimineller Tatbestand ist und sich irgendwie von der Majestätsbeleidigung ableitet, auf die bis zu 15 Jahre Haft stehen. Barnes kam tatsächlich ins Gefängnis. Das wiederum rief Tripadvisor auf den Plan, wo der Amerikaner seine Bewertungen hinterlassen hatte. Die amerikanische Firma übernahm seine Anwaltskosten, um für die Freiheit der Rede einzustehen. Letztlich einigte man sich auf einen Vergleich: Barnes musste sich schriftlich beim Personal und beim Hotel entschuldigen. Zudem verlangte man eine Zusicherung der Bewertungsplattform, dass sie kein rotes Warnbanner über dem Sea View Resort auf ihrer Website platziere. Nach dieser Zusicherung kam der Amerikaner nach zwei Tagen Haft frei.

Als Barnes wieder in den USA und damit in Sicherheit war, postete Tripadvisor ein neu konzipiertes Banner über dem Hotel, das zwar nicht rot, aber deutlich war: Das Hotel, heißt es da, habe einen Bewerter verklagt, und wegen seiner Bewertungen habe er "Zeit im Gefängnis" verbringen müssen. Das Hotel wirft Tripadvisor nun Wortbruch vor sowie einseitige Information zum Streitfall und verweist auf "xenophobe Kommentare gegen das Hotelpersonal".

Und das alles wegen 15 Dollarchen im Hotelresort. Hätte er den Cru de Chiang Mai mit Blick über die Bucht von Thailand nur genossen und sich seines Urlaubs gefreut!

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