Ende der Reise:Zusammenrücken!

In einem Münchner Hotel ist das Zimmer zugleich Fitnessraum. Aber ist das, was als tolles Extra verkauft wird, nicht eher ein Mittel zum Platz-Sparen?

Von Stefan Fischer

Angesichts der horrenden Mieten in den Großstädten scheint es mittlerweile eine Überlegung wert zu sein, dauerhaft in ein Hotel zu ziehen. Dort kommt sogar jemand zum Saubermachen, und man muss auch nicht erst zum Bäcker, ehe man frühstücken kann. Allerdings hat es zuletzt einige Meldungen aus der Hotelbranche gegeben, die befürchten lassen, dass genau wie auf dem Wohnungsmarkt auch dort fortan gilt: zusammenrücken, bitte!

Natürlich muss man die Meldungen richtig zu lesen wissen, verkauft werden die schlechten Nachrichten nämlich als die neuen heißen Trends. In einem Münchner Hotel etwa ist das Zimmer zugleich Fitnessraum mit Hantelbank, Seilzügen, Yogamatte. Man könne sich, so die Lockrufe, sein eigenes Sportprogramm zusammenstellen, ganz ohne Zuschauer. Tatsächlich handelt es sich bei diesen ausgewählten Zimmern mutmaßlich um den ehemaligen Fitnessbereich, in den Rigipswände eingezogen und Betten aufgestellt worden sind.

Eine immense Fläche, die den Gästen kostenlos für eine Annehmlichkeit zur Verfügung gestellt wird: Das ist offenkundig nicht mehr finanzierbar. Jeder Quadratmeter muss Rendite abwerfen, auch und gerade im Hotel. Gäste gibt es ohnehin genügend, dank billiger Flüge und dem Bedürfnis, stets dort sein zu müssen, wo alle anderen auch schon sind. Also pfercht man sie in jeden Winkel und schafft so als Hotelier doch noch die schwarze Null in der Bilanz.

Einen anderen Weg aus dem gleichen Grund geht eine Hotelkette, indem sie sogenannte Floating Breakfasts anbietet. Man steht im Pool, das Frühstück kommt in einem Körbchen angeschwommen. Das ist freilich erst der Anfang, das Konzept lässt sich ohne weiteres aufs Dinner übertragen. Den Gästen spart es die Garderobe, dem Hotel das Restaurant und die Kellner.

Lange wird es nicht dauern bis zur ersten All-in-one-Area: Ein rund um die Uhr geöffneter Wellnessbereich, in dem man auf den Ruheliegen auch den Nachtschlaf hält. Die Mahlzeiten werden in die Fangowanne geschmissen, das Hopfenbad ersetzt die Bar. Selbstverständlich alles Instagram-optimiert. Soll schließlich toll aussehen, denn Urlaub ist das Besondere. Nicht wie der Alltag im Wohnklo mit Kochnische.

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