Ende der Reise:Wir sind nicht mehr spitze

Sommerurlaub in Nordrhein-Westfalen

Ach, einfach nur faul im Sand liegen, Urlaub halt. Kann es wirklich stimmen, dass nur die Hälfte der Deutschen die Reisebeschränkungen frustrierend findet?

(Foto: Ina Fassbender/dpa)

Niemand vermisste das Reisen während des Lockdowns so sehr wie die Italiener. Und die Deutschen?

Von Dominik Prantl

Bei dieser Pandemie bleibt ja echt kein Stein auf dem anderen, nicht einmal auf Klischees ist mehr Verlass. Jahrzehntelang haben wir Globetrotter uns genussvoll die Vorurteile via teilnehmender Beobachtung bestätigen lassen. Der Italiener? Mamma mia, ein grandioser Familienmensch, der aber nicht so gerne über seine Grenzen geht. Der Franzose? Im Grunde auch so ein bisschen Italiener, was man aber nie, niemals so sagen oder schreiben darf. Der Brite? Guter Typ; kann halt nur nicht kochen.

Nun aber kommt das Reiseportal namens Urlaubspiraten (wobei jeder weiß, dass die größte Urlaubspiraterie der Geschichte dieses Coronavirus verantwortet) mit einer Umfrage um die Ecke, deren Ergebnisse bei 5561 Teilnehmern selbstredend über jeden Zweifel erhaben sind. Und diese Ergebnisse sind bahnbrechend. Denn offenbar vermisste zuletzt kaum jemand so sehr das Reisen wie die Italiener; für 90 Prozent von ihnen war der Reiseverzicht das größte Übel während des Lockdowns. Dagegen bedauerten nur 75 Prozent, ihre Freunde und Familie nicht sehen zu können. Ähnlich ist das Stimmungsbild bei den Franzosen (86 zu 76 Prozent). Unter den Deutschen, bei jeder inoffiziellen Reiseweltmeisterschaft zumindest statistisch stets auf den vorderen Plätzen vertreten, waren nur 57 Prozent von den Reisebeschränkungen gefrustet.

Immerhin 37 Prozent bedauerten hierzulande ganz besonders, nicht in Restaurants und Bars gehen zu können. Klar, womöglich haben diese 37 Prozent vor allem die Restaurants und Bars in Ischgl, auf Ibiza oder am Goldstrand, Bulgarien (da fährt man jetzt offenbar hin), vermisst. Doch wahrscheinlicher ist, dass wir gar nicht Reise-, sondern nur Zechweltmeister sind, womit der assoziative Sprung zu den Briten getan wäre. Von denen bedauert rund ein Drittel, während des Lockdowns zu viel gegessen und getrunken zu haben. So schlecht kann das Essen auf der Insel also offenbar doch nicht sein.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: