Ende der Reise:Von der Wüste auf den Everest

At 8156m Manaslu is the eighth highest mountain in the world and a magnificent sight Nepal Himal

Der Manaslu gilt als einer der technisch leichteren Achttausender und ist deshalb sehr beliebt unter Höhenbergsteigern.

(Foto: Robert Harding/imago)

Was macht ein Prinz vom Persischen Golf, wenn ihm langweilig wird? Er reist nach Nepal und versucht, hohe Berge zu besteigen.

Von Hans Gasser

Die höchste Erhebung Bahrains, jenes kleinen Königreiches auf 32 Inseln, ist der Dschabal ad-Duchan. Stolze 135 Meter ragt er über dem Persischen Golf auf. Man kann dort zehn Mal hoch- und runterjoggen, aber so ein richtiges Höhentraining fürs Gebirge ist das nicht.

Das weiß natürlich auch Seine Exzellenz Nasser bin Hamad Al Khalifa, Prinz des regierenden Königshauses. Ein Sohn der Wüste und des Wassers, könnte man meinen - aber dem begeisterten Triathleten und Kommandierenden der Elitetruppe Royal Guard steht der Sinn nach Höherem. Steilerem. Kälterem. Nasser, so berichtet es das nepalesische Außenministerium, ist in dem Himalajaland eingetroffen, zusammen mit einem 17-köpfigen, von ihm zusammengestellten Expeditionsteam. Nach einer Woche Quarantäne soll es losgehen, um in den kommenden sechs Wochen den 6619 Meter hohen Lobuche sowie den Manaslu (8163 Meter) zu besteigen.

Wie, so bescheiden, der Prinz? Nicht gleich den Everest? Gemach, gemach! Natürlich sind die zwei Schnee- und Eisriesen nur zum Üben gedacht, um kommendes Frühjahr den höchsten Punkt der Erde zu erreichen.

Nun weiß man nicht, wie viele Berge außer seinem Hausgipfel ad-Duchan Prinz Nasser schon bestiegen hat. Man weiß aber, dass in diesem Jahr wegen des Coronavirus die nepalesische Regierung alle Berge in ihrem Land für Alpinisten und Touristen gesperrt hat. Eigentlich. Deshalb fragt sich nun mancher, ob alle Bergsteiger gleich sind oder doch manche etwas gleicher. Wohl auch deshalb lässt die Regierung ab 15. Oktober wieder gemeine Bergsteiger rein. Aber das Erstbesteigungsrecht des Prinzen hat natürlich Gründe.

Auf den Baustellen des Öl- und Formel-1-Staates Bahrain arbeiten viele Tausend Nepalesen, und so unterhält man gute diplomatische Beziehungen. Die wurden noch ein bisschen besser, als Prinz Nasser den durch das Coronavirus noch ärmer gewordenen Nepalesen in den vergangenen Monaten Lebensmittel gespendet hat. Diese wurden verteilt von Seven Summit Treks, einem von Sherpas betriebenen Expeditionsveranstalter. Zufällig hat dieser nun auch die Ehre, den königlichen Sportsmann auf die anvisierten Gipfel zu bringen. 80 Sherpas sind dazu vorerst abgestellt. Was natürlich gut ist, denn so können sie Geld verdienen für sich und ihre Familien. Dass dem Prinz im Zusammenhang mit dem Arabischen Frühling sogar persönlich Folter vorgeworfen wird von Amnesty International, kann ein armes Land wie Nepal wohl nicht so kritisieren, wie Deutschland oder Großbritannien dies taten. Letzteres entzog dem 33-Jährigen seine diplomatische Immunität.

Nun gut, wo er schon mal da ist, sollte man ihn jetzt mal machen lassen. Ob er sich die Zehen selbst auf dem Manaslu erfrieren oder dies den Athleten der Royal Guard überlassen will, die dafür ausgewählt wurden - wer weiß. Notfalls werden die 80 Sherpas die 18 Wüstensöhne schon irgendwie rauf- und runterbugsieren. Inschallah!

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