Ende der Reise:Risiko durchs Murmeltier

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Gehört auf die Almwiese, nicht auf den Teller: das Murmeltier.

(Foto: Imago Images/Panthermedia)

Fernreisen bergen die unwahrscheinlichsten Gefahren. Manchmal gehen sie von niedlichen Nagern aus.

Von Hans Gasser

An dieser Stelle der Zeitung wird generell die Reisefreiheit hochgehalten, wo kämen wir sonst hin! Heute soll aber für einmal auch der Segen eines Fernreise-Banns besprochen werden. Er bewahrt uns nicht nur vor dem Ausstoß von klimakillendem CO₂, dem schlechten Essen von Fluglinien und dem Kauf seltsamer Souvenirs wie afrikanischen Holzphalli und asiatischen Winkekatzen. Der Bann schützt uns auch vor einer, genau: Infektion. Nicht mit dem Coronavirus, das gibt's gerade auch günstig zu Hause, in Gütersloh oder an den überfüllten bayerischen Seen. Nein, hier geht es um die Beulenpest.

Aus der Mongolei, der Inneren Mongolei und dem südlichen Sibirien wurden Fälle von Beulenpest gemeldet. Es handelt sich dabei um Hirten und andere Bergbewohner, die dem Vernehmen nach rohes Murmeltier verzehrt haben. Wäre man auf einer Trekking-Tour durch das schöne und wilde Altaigebirge gewesen, es hätte ja sein können, dass man den Hirten begegnet wäre und von ihnen das Murmeltier-Sashimi angeboten bekommen hätte. Aus Respekt vor den lokalen Bräuchen und der mongolischen Gastfreundschaft hätte man vermutlich kosten müssen, so wie man in Island auch schon ein Stück des übel stinkenden, fermentierten Hais hinuntergewürgt hat. Und schwups: Beulenpest!

Wie gut also, dass man gerade nicht durchs Altaigebirge wandern kann. Wobei: Auch dem Tiroler ist das Murmeltier als gebirgstypische Speise nicht unbekannt, man verzehrt es hier zwar meist zu einem Ragout verkocht. Aber wer sagt, dass das Pestbakterium dadurch kaputtgeht? Man stelle sich das vor: Ischgl und das Paznauntal werden unter Quarantäne gestellt, weil auf einer total nachhaltigen Berghütte ein Murmeltiergulasch zu mehreren Pestinfektionen geführt hat! Gar nicht so abwegig. Dann darf man sich auch nicht über Chinesen beschweren, die Fledermäuse essen, was uns ja den Reisebann eingebrockt hat. Also, die Moral von dieser Gschicht: Esst kein Fleisch, sondern Kaiserschmarrn, dann wird es bald wieder was mit den Fernreisen.

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