Ende der Reise:Prinz Poldi in Japan

Unter den großen Reisenden sind die Fußballer ganz vorne mit dabei. Sie machen Lust auf neue Länder, nur geographisch sind sie nicht immer sattelfest.

Von Hans Gasser

Die Welt ist rund, der Fußball auch. Manche Spieler kommen viel herum. Sie werden gekauft und verkauft, und wenn mal wieder WM ist, dürfen sie dienstlich nach Brasilien reisen und in schicken Strandhotels wohnen. Im Urlaub reisen sie auch in schicke Strandhotels, nach Mauritius oder auf die Malediven. Kurz vor Ende ihrer Karriere hängen sie oft ein, zwei Jahre in den USA, der Türkei oder anderen exotischen Ländern an.

Insofern muss es nicht verwundern, dass der 129-fache deutsche Nationalspieler, Kölner Karnevalist und Dönerwirt Lukas Podolski jetzt in der japanischen Hafenstadt Kobe wohnt, wo er als Sturmspitze des Erstligisten Vissel Kobe seine Fußball- und Lebenserfahrung einbringt. Ehrlich wie er ist, klagt er über das schwüle Klima. Ihm ist auch aufgefallen, dass die Japaner "zurückhaltend, nett und höflich" seien. "Aber auf dem Platz ist das nicht hilfreich." Er wolle mit breiter Brust vorangehen und die Mitspieler zu mehr Direktheit ermuntern.

Bisher hat das noch nicht so gefruchtet, der Verein liegt eher auf hinteren Tabellenplätzen. Aber Poldi lässt sich den Spaß nicht verderben und macht nun halt Tourismuswerbung für seine Wahlheimat. In einem neuen Video der japanischen Tourismuszentrale sagt er sehr poldiesk die Einleitung und den Epilog auf, im Trikot seines Arbeitgebers. "Wo Tradition die Zukunft trifft" heißt der Film, in dem mit schnellem Pressing das Land und seine Errungenschaften von Robotern bis zu den Geishas präsentiert wird. "Das waren viele spannende Eindrücke, oder? Machen Sie doch mal eine Reise nach Japan!" sagt Poldi am Schluss. Er tritt damit in die Fußstapfen einer Reihe von glorreichen deutschen Fußballern, die Sympathie für fremde Länder erzeugt haben. Man denke nur an Klinsmann, Bierhoff, Möller, die allesamt die Reiselust nach Italien beförderten, allein, indem sie für italienische Klubs spielten. Lust auf Deutschland machten sie weniger. "Egal ob Mailand oder Madrid", soll Möller mal gesagt haben, "Hauptsache Italien." Könnte auch von Podolski sein.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: