Ende der Reise:Land des Hanfs

Die Geschichte des Reisens ist auch eine Geschichte des Rauschs. So gesehen ist es nicht überraschend, dass Länder boomen, die Cannabis-Konsum legalisiert haben.

Von Hans Gasser

Weshalb reist der Mensch? Zur Erholung, sagen die einen. Um andere Menschen und Länder kennenzulernen, sagen die anderen. Zur Berauschung, sagen die Dritten. Und hier wird es interessant.

Natürlich kann man die Geschichte des Reisens auch als eine Geschichte des Rauschs lesen, und da muss man nicht bloß auf das Oktoberfest rekurrieren, dessentwegen sie sich sogar aus Australien nach München aufmachen; um schließlich von Sanitätern in T-Shirts mit dem Aufdruck "German Beer Festival" aus dem Festzelt getragen zu werden. Waren nicht die Saturnalien im antiken Rom auch schon ein Grund um, sagen wir: aus dem Latium hinein in die Ewige Stadt zum öffentlichen Gelage zu reisen? Und auch die Grand-Touristen inklusive dem unvermeidlichen Goethe waren nicht nur auf die Goldorangen aus, sondern vor allem auch auf den Malvasier, Marzemino oder Refosco, die deutlich weniger sauer als der heimische Trollinger schmeckten.

So gesehen braucht es uns nicht zu überraschen, dass "Grünes Reisen" in jene Länder boomt, die den Konsum und auch den Anbau von Cannabis legalisiert haben. Der US-Bundesstaat Colorado tut sich da hervor, aber auch Alaska, Oregon und Washington State erlauben mittlerweile den Konsum von Haschisch. "Geführte Touren zu Gewächshäusern, Airport-Shuttle mit Joints an Bord, kifferfreundliche Unterkünfte" - ein Internetportal, das Ferienwohnungen und Privatunterkünfte vermittelt, frohlockt über die Zunahme kifferfreundlicher Übernachtungsmöglichkeiten. In Colorado seien es nun schon 88, seit 2015 "eine Zunahme von 600 Prozent".

Dabei braucht man gar nicht so weit und teuer zu verreisen. Denn die Lieblingsnachbarn in Österreich haben nicht nur eine unterhaltsame Politik, sondern auch eine lustige Rechtsprechung. Demnach darf man dort Cannabis anpflanzen und verkaufen, solange es nicht blüht und also die Rauschsubstanz THC beinhaltet. Das führt dazu, dass man etwa in Wien nun an Auslagen vorbeigeht, in denen schöne Hanfstauden jeder Art und Größe feilgeboten werden. Seit Anfang dieses Jahres wurde auch der Besitz geringer Mengen von Haschisch zum Eigengebrauch legalisiert. Bisher sind Österreichs Tourismuswerber noch zurückhaltend. Aber was spricht dagegen, das Land des Grünen Veltliners nicht auch ein wenig als Kifferparadies zu bewerben? Ein erster Schritt könnte die Hasch-Mozartkugel sein.

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