Ende der Reise:I glaub, des war's!

Am Berg braucht es heute viel mehr als die einst von Fredl Fesl besungene Ausrüstung vom "Teebeitelpackerl bis zum Mars". Vor allem Skitourengeher in der Frühjahrssaison ähneln wandelnden Sportartikel-Geschäften. Man muss ja für jede Wetterlage gerüstet sein.

Von Dominik Prantl

Von dem wunderbar kindsköpfig-philosophischen, bayerischen Liedermacher Fredl Fesl gibt es einen inzwischen in die Jahre gekommen Song namens "Und ewig dauert der Berg", der wie viele angegraute Lieder natürlich nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat. Im Refrain heißt es: "Ausgerüstet war ma sehr enorm: a rot-weiß karierte Uniform, Gipfekreizpantoffeln, Steilwandhuat. Ja, ausgerüstet war ma ned schlecht!" Dann zählt Fredl Fesl vom "Teebeitelpackerl bis zum Mars" jede Menge Gegenstände auf, und meint abschließend: "Ja, i glaub des war's." Und wer Fesls Live-Aufnahme des Liedes kennt, wobei der im Grunde nur Live-Aufnahmen verkauft hat, hört im Hintergrund seine Zuhörer lachen, weil das offenbar lustig ist. Dabei ist es die pure Untertreibung.

Schließlich braucht es am Berg heute viel mehr als Fesls Ausrüstung vom Teebeitelpackerl bis zum Mars. Vor allem Skitourengeher in der Frühjahrssaison ähneln wandelnden Sportartikelgeschäften. Und zwar nicht dem kleinen Zehnquadratmeterladen, wo der Steilwandschorschi immer hingeht, weil er 20 Prozent auf die ohnehin schon nahe dem Einkaufspreis gehandelte Ware bekommt, sondern mindestens dem Globetrotter mit seinen 24 Etagen, 56 Verkäufern und 93 Kassen. Als Frühjahrsskitourengeher muss man schließlich für alles gerüstet sein, weil es am Nachmittag im Tal 25 Grad Celsius hat und oben am Gipfel bei Minusgraden der Wind pfeift. Da rennst du also unten in T-Shirt und Turnschuhen los, und oben brauchst du erst Unterwäsche, dann Softshell, dann Hardshell, dann Skier, Skischuhe, und noch allerlei anderes Zeug, das sich beim Feslfredl so anhören würde: Skitourenmütze, Superfleecehandschuhe, Avanlancheairbagsystem, Lawinenverschüttetensucher, Sondeschaufelfelle, Getscherbrillenkäppi, Steilwandeispickel, Fellimprägnierer, Harschundsteigeisen, Seilkarabiner, Alpenvereinskartemaßstabfünfundzwanzigtausend, Wechselskisocken, Müsliriegelmars; ja, i glaub des war's.

Und wer dann im Expeditions-Outfit und mit dem Globetrotter-Sortiment am Buckel endlich ganz oben steht auf dem Berg, "rundrum nix wia lauter raue Felsriesen" (Fesl); dem fällt spätestens hier garantiert auf, dass er ganz unten im Auto wie immer die Sonnencreme neben dem Gipfelschnaps hat liegen lassen.

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