Ende der Reise:Frisst du mich, erschieß ich dich

A saltwater crocodile throws another crocodile in the air before eating it at the Catfish Waterhole in the Rinyirru (Lakefield) National Park located in northern Queensland, Australia

Wenn ein Salzwasserkrokodil hungrig ist, schnellt es aus dem Wasser und packt seine Beute. Hier trifft es einen Artgenossen, immer wieder stehen auch Menschen auf dem Speiseplan.

(Foto: Reuters)

Mit Krokodilen kann man Touristen locken. Umgekehrt funktioniert das aber auch. Mit unerwünschten Folgen.

Von Ingrid Brunner

Australiens Krokodilen geht es gut. So gut, dass sie sich prächtig vermehren. Wie auch nicht: Sie sind seit den Siebzigerjahren streng geschützt, werden mancherorts zum Gaudium der Touristen mit Fleischstücken angelockt, damit sie sich fotogen aus dem Wasser katapultieren, um nach der Beute zu schnappen. Stets machen die Mitarbeiter bei solchen Vorführungen den Scherz, man solle Hände, Arme und Kinder nicht über das Wasser halten, wenn man sie behalten möchte.

Womit das Problem schon eingekreist ist: Der Mensch steht auf dem Speisezettel der Krokodile. Nicht etwa seit Anbeginn der Zeiten, sondern seit er sich, nicht selten angetrunken, den Krokodilen leichtfertig nähert, in deren Tümpeln schwimmt, in deren Revieren campt, kurz: in deren Lebensraum eindringt. Nun ist Krokodil nicht gleich Krokodil. Wie beim Menschen gibt es "Good Crocs" und "Bad Crocs". Da ist das eher harmlose, im Süßwasser lebende Australien-Krokodil, das sich von Fischen, Krebstieren und anderem Kleingetier ernährt. Und dann ist da noch das Leisten- oder Salzwasserkrokodil, kurz "Saltie". Es lebt im tropischen Australien, in Küstennähe, aber auch in Flussmündungen, Sümpfen und Wasserlöchern. Dieses größte Krokodil der Welt frisst zwar nur alle paar Wochen, hat dann aber einen Mordshunger. Als opportunistischer Räuber verschmäht es auch den Homo Sapiens nicht. Zuletzt ereilte dieses Schicksal einen 35 Jahre alten Mann beim Harpunenfischen und einen Jugendlichen bei einer Mutprobe.

Nun hatte Shane Knuth, Politiker der rechtspopulistischen Katter's Party, eine geniale Idee: Warum nicht einfach die Bad Crocs zum Abschuss freigeben für Touristen? Ihm schweben da Krokodilsafaris unter der Anleitung von Aborigines vor. So schlüge man zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Touristen sind wehrhaft, wenn sie sich ins Reich der Salties begeben. Und sie bringen Geld statt schlechter Presse. Eine echte Win-win-Situation, geeignet, als "Troubleshooter" auch anderswo Nachahmer zu finden. Etwa in den Florida Everglades, wo nicht nur die Alligatoren immer gefräßiger werden. Auch Pythons, einst von privaten Haltern ausgesetzt, vermehren sich in den Sümpfen schlagartig. Sie verschlingen nicht nur den Wildbestand, sondern auch Jogger und Angler. Doch Rettung naht. Gut möglich, dass Schuhe vom selbst erlegten Krokodil oder Python schon bald das neue Statussymbol der Weitgereisten sind.

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