Ende der Reise:Ein guter Deal

Die Steuern erhöhen, ohne damit einen einzigen Bürger zu verärgern? In Oakland schafft man das, mit einer neuen Abgabe auf Übernachtungen.

Von Stefan Fischer

Der Steuerzahler ist noch nicht geboren, der von sich glaubt, er bezahle zu wenig Steuern. Wenn der Staat dann aber eine Umgehungsstraße baut, einen Kindergarten oder das Theaterprojekt der Tochter fördert, ist's schon auch recht. Es ist bei Steuern und sonstigen Zwangsabgaben eben seit jeher schwierig, die allgemeinen Erfordernisse in Balance zu bringen mit dem Geiz der Leute sowie dem Gefühl, übervorteilt zu werden.

Bis zum heutigen Tag bejammert manch ein deutscher Tourist in Italien, dass er in Restaurants für das Coperto zur Kasse gebeten wird - für die Bereitstellung eines Gedecks also. Dass dies auch Brot und Knabbereien umfasst, während in deutschen Wirtschaften jede Scheibe Graubrot und jede altbackene Breze extra berechnet werden; italienische Wirte überdies freigiebiger sind mit Digestifen als deutsche und - fiele das Coperto weg - die Pizza eben einen Euro mehr kosten würde: Das geht alles unter in der Klage über die welsche Wegelagerei. Geführt von Menschen, die andererseits bereitwillig Steuern für die Hundehaltung bezahlen, was wiederum keinem Südländer einleuchten dürfte.

Vor einem Hintergrund wie diesem wird umso verständlicher, wie salomonisch die jüngste Entscheidung der Gemeinde Oakland im US-Bundesstaat Oregon ist: Die Verwaltung plant, eine Bettensteuer einzuführen. Satte acht Prozent des Übernachtungspreises soll sie betragen, was alle zufriedenstellen dürfte, denen das Wohl der 1000-Einwohner-Ortschaft am Herzen liegt. Wer erwidert, diese Steuer verschrecke Touristen und schade somit dem Hotelgewerbe weitaus mehr, als sie einbringe, sieht sich mit einem schlagenden Gegenargument konfrontiert: In Oakland gibt es überhaupt kein Hotel. Die Gemeinde erhebt zwar Steuern, fällt damit aber niemandem finanziell zur Last. Schon gar nicht den pfennigfuchsenden Urlaubern. Zumal in den USA, wo das Thema Steuern noch einmal radikaler gesehen wird als bei uns, dürfte diese clevere Maßnahme Oakland viele Sympathien einbringen - und womöglich einen bislang noch gar nicht existierenden Tourismus in Gang setzen.

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