Ende der Reise:Die Macht der Urlaubsbilder

Geht es im Urlaub noch um den Urlaub oder geht es um die Bilder, die wir davon machen - um sie auf allen Kanälen zu posten und zu twittern? Machen wir uns nichts vor: Es sind die Bilder.

Von Hans Gasser

Die Frage nach der Henne und dem Ei wurde schon oft gestellt, zu oft. Interessanter ist da jene nach dem Urlaub und dem Foto. Was war zuerst? Beziehungsweise: Geht es eigentlich noch um den Urlaub oder geht es um die Bilder, die wir davon machen - um sie auf allen Kanälen zu posten, zu twittern und zu instagrammen? Klar, machen wir uns nichts vor, es geht um die Bilder! Es wäre ja zu doof, so viel Geld für eine Hawaiireise auszugeben, und dann erführe niemand davon, dass man gerade beim Schnorcheln am Geheimstrand die Wale springen sieht.

Was die Fotomotive betrifft, die wir den sehnlichst darauf wartenden Lieben zu Hause zukommen lassen, darüber gibt nun eine verdienstvolle Umfrage des Reiseportals lastminute.de Auskunft. Hauptmotiv, manche werden es vielleicht ahnen, ist nicht der Traumstrand, nein, auch nicht der Sonnenuntergang. Die sind zwar unter den Top drei, aber am liebsten fotografieren wir Urlauber: uns selbst. Das Selfie nennen knapp 40 Prozent der Deutschen als ihr Lieblingsmotiv, was das Klischee vom sich selbst hassenden Deutschen natürlich fundamental untergräbt. Wobei wir es in Europa damit leider nur auf Platz drei schaffen. Denn die Italiener sind mit 50 Prozent Selfie-Anteil noch narzisstischer, ganz zu schweigen von den Spaniern: Drei von fünf geben an, am liebsten Selbstporträts zu schießen. Positiv überraschen die Franzosen. Da dachte man immer, sie seien die Eitelsten in Europa, und dann geben sie an, lieber einen Sonnenuntergang als sich selbst zu knipsen.

Nun seien alle Selfie-Jünger aber gewarnt. Denn meistens ist hinter dem eigenen Konterfei per Weitwinkel auch ein wenig Landschaft zu sehen, und das kann zu Verwerfungen führen. Um die Welt ging der Fall, als vier Europäer in Malaysia in Haft kamen, weil sie sich nackt auf dem heiligen Berg Kinabalu geknipst hatten - ein Erdbeben war die Folge. Und ganz aktuell verbietet Myanmar nun das Besteigen der Pagoden-Terrassen von Bagan. Touristen hatten sich dort beim Tanzen gefilmt und das Ganze gepostet. In Zukunft also bitte sich selbst noch größer aufs Bild und Landschaft ganz weglassen!

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