Süddeutsche Zeitung

Ende der Reise:Die Insellösung

Die Liebe der Deutschen zu manchen Inseln ist Legende. Doch nun erschüttert eine Nachricht zu Mallorca alte Gewissheiten.

Von Hans Gasser

Die Tage werden länger. Immerhin. Der Lockdown aber auch. Da ist es sehr menschlich und verständlich, dass sich manch einer auf eine Insel träumt. Einsamer als zu Hause kann es dort auch nicht sein. Sehr wahrscheinlich ist es aber wärmer und sonniger als in Dunkel-Deutschland. Wobei das keine große Kunst ist. Zudem ist so eine Insel meist überschaubar, wenn sie nicht gerade Grönland heißt. Ein paar Dörfer, in denen man sich kennt, ein paar Strände, ein Aussichtspunkt. Inseln lassen sich gut kontrollieren. Wenn hier einer krumme Dinge dreht oder in der Bar zu viel hustet, was zurzeit eine ähnliche Stigmatisierung zur Folge hat, weiß es gleich die ganze Insel. Würde man denken.

Genauso wie die scheinbar in Stein gemeißelte Gewissheit, dass der Deutschen Lieblings-Eiland Mallorca sei. Da erschüttert nun ein Communiqué des Veranstalters Tui bis ins Mark: Gemäß der aktuellen Nachfrage und den Buchungen für den kommenden Sommer (ja, er wird kommen!) habe Kreta Mallorca als beliebtestes Reiseziel abgelöst. Hat man Worte? Dabei haben sie sich doch auf der Baleareninsel so angestrengt, im Sommer 2020, als 10 000 Pilot-Urlauber im Juni testen durften, wie coronakonformer Urlaub funktioniert. Die Zahlen sind dann aber doch irgendwie wieder aus dem Ruder gelaufen, was nach offiziellen mallorquinischen Angaben jedoch nicht an den Pauschalurlaubern lag.

Wie dem auch sei, still und leise haben griechische Inseln, allen voran Kreta, das Zepter des Bierkönigs Mallorca übernommen. "Niedrige Infektionszahlen, schlüssige Hygienekonzepte, breites Angebot" - so bringt die Tui die Attraktivität des einstigen Sorgenkindes Griechenland auf den Punkt. So schnell kann's gehen. Doch es gebe berechtigte Hoffnung, dass Mallorca im Schluss-Buchungsspurt noch kräftig aufhole, heißt es.

Gerade wenig Hoffnung haben indes die 200 Bewohner einer anderen Insel: Capraia, zwischen Elba und Korsika gelegen. Ihnen gehen neben den Touristen auch etwa 100 000 Euro ab, die ein Dieb verschiedenen Bewohnern gestohlen hat. Darunter, so die Zeitung La Stampa, seien Fischer, ein Tabak-Kiosk-Besitzer und sogar der Vize-Bürgermeister. Allein dem Tabakverkäufer fehlen 60 000 Euro, entwendet aus dem einzigen Safe der Insel. Es muss sich wohl um einen Meisterdieb handeln, der jetzt fieberhaft unter den 200 Bewohnern gesucht wird. Jeder sei verdächtig, schreibt La Stampa.

Hach, wäre man nur auf Capraia! Dort gibt es jetzt nur noch ein Thema: eben nicht Corona. Sondern den Dieb. Ob er auch Maske trägt bei seinen Raubzügen?

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