Ende der Reise:Dicke Fische, freche Vögel

Two Cormorants (Phalacrocorax carbo) squabbling, Lake Csaj, Kiskunsagi National Park, Pusztaszer, Hungary. PUBLICATIONx

Gefräßiger Rivale: Am Kormoran scheiden sich die Geister.

(Foto: imago)

Fischer und Kormorane sind sich nicht grün. Vielleicht könnte der Wels das Problem lösen.

Von Hans Gasser

Der Kormoran, sagen wir es ehrlich, ist nicht unbedingt der Freund des Fischers. Und das beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. Am Bodensee etwa sollen Kormorane rund 300 Tonnen Fisch jährlich vertilgen, das ist mehr, als die gesamten Berufsfischer dort herausziehen. Der Streit zwischen Vogel und Mensch ist uralt, es wurde schon versucht, brütende Kormorane nachts mit Lampen zu vergrämen, damit die Gelege erkalten und sie sich nicht weiter vermehren. Naturschützer kämpften natürlich dagegen. Besonders die zierlichen und auch den vielen Bodenseeurlaubern schmeckenden Felchen sollen auch den Kormoranen hervorragend munden, weshalb es immer weniger von ihnen gebe.

Ob das nun stimmt oder nicht: Wer dieser Tage am Bodensee Urlaub macht (also halb Deutschland), kann sich davon überzeugen, dass der Kormoran "in Schwadronstärke" (Gerhard Polt) etwa über die Lindauer Bucht zieht, um dort seinem Tagewerk, dem Tauchen und Fressen, nachzugehen. Im Umkehrschluss muss das ja heißen, dass immer noch sehr viele Fische im See sind.

Dies untermauert nun eine Meldung aus Vorarlberg. Der Berufsfischer Franz Blum aus Fußach hat einen Wels aus dem See gezogen, der eine gewisse Erklärung für die Drachenmythen liefern könnte, die häufig in Zusammenhang mit Seen erzählt werden. 2,20 Meter lang und 68 Kilogramm schwer war das Tier, das sich da in seiner Reuse verfangen hatte. Stolz präsentierte er seinen Fang mit Foto auf Facebook, worauf es erwartbare Kommentare gab: von "Mord" bis "ätzender Trophäenjäger".

Der Fischer, der auch ein Restaurant betreibt, in dem er an der Wand einen präparierten und mit 2,72 Meter noch deutlich größeren Wels vom Vorjahr hängen hat, verteidigte sich damit, dass der Wels ein großer Räuber sei und er in seinem Magen eine Ente gefunden habe.

Und diese Tatsache wirft ein ganz neues Licht auf das Kormoranproblem. Wenn große Welse in der Lage sind, Enten zu fressen, dann ist doch der Kormoran für sie sicherlich auch jagbar, was das Problem auf natürliche Weise lösen könnte. Jetzt müsste man nur in einer Studie klären lassen, wie viele Fische neben dem Kormoran so ein Wels als Kollateralbeifang vertilgt - exklusive jener, die sich bereits im Magen des Kormorans befinden. Wie dem auch sei, der 2,20-Meter-Wels fand seine Bestimmung in gekochter und geräucherter Form in Blums Restaurant. Den Gästen hat's geschmeckt, auch wenn es keine Felchen waren.

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