Süddeutsche Zeitung

Ende der Reise:Dicke Daten

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Das Internet wird immer voller und auch schwerer. Deshalb muss Lufthansa ihren neuesten Airbus so entladen, dass er nicht nach hinten kippt.

Von Stefan Fischer

Das Internet wird immer voller. Jeder schreibt etwas hinein, lädt Fotos, Filme und Lieder hoch. Die zwangsläufige Konsequenz: Das Internet ist mittlerweile zu schwer. Jedenfalls können es einige Flugzeuge nicht mehr schultern, ohne dabei Gefahr zu laufen, ins Trudeln zu geraten - ganz so wie der Albatros Orville in dem Zeichentrick-Klassiker "Bernard und Bianca" von Disney.

200 Kilo wiegen Satellitenantennen, die den modernen Datentransfer bewältigen können und also den Passagieren einen Internet-Empfang in Flugzeugen ermöglichen. Zu viel für den A 320 Neo von Airbus, der ohnehin Schwierigkeiten hat, sein Hinterteil in die Höhe zu bekommen. Schon Loriot, dieser kluge Beobachter der Abgründe des Alltags, hat in seinem Film "Ödipussi" darauf beharrt, dass 150 Polstersessel gar nicht fliegen können. Von den Beschwerlichkeiten des Internets konnte er damals noch nichts wissen.

Aber der Mensch wäre nicht da, wo er heute steht und fliegt, wenn er nicht sogar den Naturgesetzen stets trotzen wollte. Auch wenn das im wahrsten Sinn zu mancher Schieflage führt. Zwar hat der Mensch Polstersessel eben doch in die Lüfte gebracht - eine durchaus nicht geringe Ingenieurleistung. Wenn der A 320 Neo jedoch gelandet ist, müssen zumindest bei der Lufthansa zuerst alle Passagiere ausgestiegen sein, ehe der vordere Gepäckraum entladen werden kann. Andernfalls besteht die Möglichkeit, dass die Maschine umkippt. Eine Satellitenantenne am Heck würde das Schwerpunkt-Problem offenbar erheblich verschärfen. Die Lufthansa sperrt sowieso schon die letzte Sitzreihe, um die Sicherheitsbestimmungen der europäischen Flugaufsichtsbehörde EASA einhalten zu können.

Für einen pragmatisch veranlagten Menschen liegt in dieser Misere nun die Überlegung nahe, Sitze, Küche sowie die Toiletten an Bord anders anzuordnen, um diese Maschinen in die notwendige Balance zu bringen. Die Lufthansa versucht es unterdessen mit einer Rosskur: Die Risiken sollen mit einem Software-Update behoben werden. Danach geht dann voraussichtlich sogar das Internet wieder.

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Quelle:
SZ vom 26.09.2019
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