Ende der Reise:Das letzte Mahl

Immer mehr Städte erlassen Essensverbote in der Öffentlichkeit. In Wien soll bald das U-Bahn-Netz frei von Dönern und Zwiebelgeruch sein. In Florenz verjagen sie mampfende Touristen mit Wasser. Warum nur geht keiner mehr ins Restaurant?

Von Hans Gasser

Reisen geht durch den Magen. Das weiß jeder, der schon mal auf einer im Wellengang schaukelnden Fähre auf seine Urlaubsinsel gefahren ist und sich vor lauter Übelkeit gewünscht hat, dass der Urlaub möglichst schnell zu Ende gehen möge. Genauso stark in Erinnerung bleibt der erste Besuch in den Restaurants von San Sebastián, wo sich die Tresen unter der Last der Pintxos biegen: Brötchen und kleine Gerichte, die schön wie Kunstwerke aussehen, aber viel besser schmecken. Man bestellt ein Glas Wein, isst zwei, drei Pintxos dazu und geht weiter ins nächste Restaurant.

Niemand käme auf die Idee, die Brötchen mitzunehmen auf die Straße. Warum auch, wo einem doch der Tresen Halt gibt und man dort leicht Einheimische in ein Gespräch verwickeln kann.

Umso verwunderlicher ist es, dass nun immer mehr Städte Essensverbote in der Öffentlichkeit erlassen. In Wien gibt es seit Anfang September ein Essensverbot in der U6, nächstes Jahr soll das gesamte U-Bahn-Netz frei von Dönern, Burgern und sonstigem Mitnahme-Zeugs sein. Verschmutzte Sitze, stinkende Zwiebeln, schmatzende Menschen - deshalb sprach sich in einer Umfrage die Mehrheit der Fahrgäste für ein solches Verbot aus. Man kann das verstehen.

In Florenz geht man jetzt noch einen Schritt weiter. Dort wurden der Innenhof der Uffizien und noch einige andere touristisch viel besuchte Straßen und Plätze mit einem Speiseverbot belegt. Man geht sogar so weit, Treppen vor einigen Kirchen in der Mittagszeit mit Wasser zu bespritzen, damit sich die Pizza- und Panini-Esser dort nicht niederlassen. Wer es trotzdem tut, muss mit Geldbußen von 150 bis 500 Euro rechnen.

Ob die To-go-Touristen sich damit aber in die Restaurants treiben lassen? Für einen Bruchteil des Bußgeldes könnte man zwar ein dreigängiges Menü samt zwei Gläsern Wein bekommen. Aber dafür ist keine Zeit, wenn man viele Stunden vor den Uffizien anstehen muss, um dann festzustellen, dass da Vincis "Abendmahl" gar nicht hier, sondern in Mailand hängt.

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