Ende der Reise:Danke fürs Wegnehmen

Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein besucht Golfstaaten

Schuhe abgeben, bitte!

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Wir haben alles und zwar sehr viel davon. Weil wir uns im Urlaub davon erholen müssen, gibt es immer mehr Angebote, die uns etwas wegnehmen - für viel Geld.

Von Hans Gasser

Früher, als Hotels noch Hotel hießen und nicht Resort oder Hidaway, da hat man was bekommen fürs Geld. Ein größeres Zimmer hat mehr gekostet als ein kleineres. Ein opulentes Essen war teurer als ein karges Mahl. Und im stolzen Preis eines Flugtickets war ein warmes Gericht inkludiert und, aufgemerkt, sogar Getränke! Es gab viele Menschen, die das normal und folgerichtig fanden.

Heute bezahlt man viel Geld dafür, dass einem im Urlaub etwas weggenommen wird: das Auto, die Kinder, das deftige Essen, die Internetverbindung. Weniger ist mehr, das ist die Devise. Der Hotelier ist Kindermädchen, Arzt und Zuchtmeister zugleich und er lässt sich diesen Service bezahlen - natürlich zu Recht!

So verweist etwa der Luxus-Anbieter Wilderness Safaris darauf, dass es in 80 Prozent seiner Camps kein Wifi gebe: "Was zunächst nach einer großen Einschränkung klingt, ist eine ganz bewusste Entscheidung." Klar. Man wolle in den "Black Hole Camps" sich nicht dem "unaufhaltsamen technischen Fortschritt anschließen", sondern den Gästen die Gelegenheit geben, "sich auf sich selbst, die Familie und die Natur zu konzentrieren." Das ist natürlich ein nicht zu überschätzender Beitrag zum Allgemeinwohl, der ordentlich vergütet werden muss. In Werfenweng, einem Alpendorf, das sich der "sanften Mobilität" verschrieben hat, zahlt man dafür, dass sie einem den Autoschlüssel für die Dauer des Urlaubs an der Rezeption wegschließen. Immerhin darf man dann auf so zeitgemäße Verkehrsmittel wie Pferdefuhrwerke und Elektro-Fahrräder umsteigen. Noch einen verdienstvollen Schritt weiter gehen Soneva Resorts: Den Gästen dieser Fünf-Sterne-Hotels auf den Malediven und in Thailand werden gleich nach der Ankunft nicht nur ihre technischen Geräte, sondern auch ihre Schuhe weggenommen. Nur so könne man das charakteristische "No-news-no-shoes-Gefühl" spüren. Das ist genial.

Dieser Trend muss und wird weitergehen. Mal abgesehen von Detox-Hotels, die uns schon heute irrsinnig gesunde Hirse-Tofu-Krautsuppen-Gerichte offerieren; oder solchen, die ehemalige Schafställe als puristische Entschleunigungs-Suiten an den Mann bringen; da gibt es noch Potenzial! Bald werden die ersten Fluggesellschaften keine Sitze, sondern nur noch Halteschlaufen wie in der U-Bahn anbieten: Thrombose war gestern. Und der Tag ist nicht mehr fern, an dem wir mit dem Work-out-Skipass für 45 Euro ganz ohne Lift die Piste hochstapfen. Das ist entgiftend und wärmt die Muskeln auf, sodass Verletzungen praktisch nicht mehr vorkommen. Wer jetzt sagt, da kann ich gleich daheim bleiben, das ist billiger, der hat nichts, aber auch gar nichts kapiert.

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