Ende der Reise:Copacabana-Scherben

Wenn das laute Olympia vorbei ist, wenn der letzte Korb erzielt wurde und der letzte Marathon gerannt, dann werden wir ganz sicher Caco besuchen. Er ist der älteste Fischer vom Strand der Copacabana und hat es als solcher zu medialem Ruhm gebracht.

Von Dominik Prantl

Er steht ein wenig im Schatten von Zika-Virus, Kriminalität und den gedopten Russen, aber dazwischen schaffte es Caco zuletzt dann doch in die deutschen Medien. Eine große Presseagentur hatte sich des ältesten Fischers vom Strand von Copacabana angenommen. Caco hat - das verlangt schon die Sprachregelung in der Reiseberichterstattung - trotz seiner 75 Jahre einen kräftigen, vernarbten Körper und ein sonnengegerbtes Gesicht. Natürlich hat Caco auch einen richtigen Namen, nämlich José de Jesus Damasceno. Den braucht er aber nicht. Caco (zu Deutsch: Scherbe) ist nämlich nur noch vordergründig ein Fischer mit der sehr realen Angst, während der olympischen Triathlonwettkämpfe nicht aufs Meer fahren zu können.

Vielmehr steht Caco für ein nostalgisches Gefühl, das der Reisende immer seltener empfindet und dem er umso aufgeregter nachjagt, ob in Rio, Rom oder Riad. Auf der arabischen Halbinsel heißt Caco Mohammed und baut Schiffe wie vor 100 Jahren, auf der Alm ist er die Resi und melkt die Kühe noch mit der Hand. Sie sind die sonnengegerbten Gesichter, die jeder sehen will, deren Stimmen aber immer so leise sind. Und wenn das laute Olympia dann vorbei ist, wenn der letzte Korb erzielt wurde und der letzte Marathon gerannt ist, dann werden wir Caco ganz sicher besuchen und endlich seinen Scherbengeschichten in aller Ausführlichkeit lauschen. Na ja, vielleicht, falls die Zeit reicht.

© SZ vom 28.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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