Ende der Reise:Berge versetzen

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Man sollte sich die Norweger zum Vorbild nehmen. Von denen denken einige schon über ein Geschenk nach, das sie 2017 ihren Nachbarn, den Finnen, machen wollen: einen Berg. Einen ganz hohen sogar. Zumindest für finnische Verhältnisse.

Von Stefan Fischer

Die eine oder der andere wird diese Glosse erst über die Feiertage lesen. Denn jetzt, am Vormittag des Heiligen Abends, gilt es, die letzten Geschenke zu kaufen oder zu basteln. Es ist wie immer: Man war fest entschlossen, es diesmal früher zu erledigen. Aber dann kam Weihnachten auch heuer wieder schneller als gedacht. Einige wenige mögen das mit einer Last-Minute-Routine bewältigen, der große Rest ist gestresst.

Und sollte sich deshalb die Norweger zum Vorbild nehmen. Von denen denken einige schon über ein Geschenk nach, das sie - nein, nicht nächstes Jahr, sondern 2017 machen wollen. Ihren Nachbarn, den Finnen. Zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeit Finnlands von Russland. Klar, werden Sie denken: Das dauert, bis für alle Finnen Norweger-Pullis gestrickt sind. Das wird vielleicht sogar bis 2017 knapp, insofern sind die Norweger auch nicht besser organisiert als man selbst mit seinen Weihnachtsgeschenken fürs aktuelle Fest.

Aber dem ist nicht so, das Geschenk ist bereits fertig. Seit Jahrzehntausenden sogar. Die Frage ist - und eine Facebook-Kampagne soll das nun klären -, ob die Norweger die Finnen tatsächlich beschenken wollen: mit einem Berg nämlich! Die finnisch-norwegische Grenze müsste um 150 Meter nach Norden und 200 Meter nach Osten verschoben werden, schon wäre der Gipfel des Halti ein finnischer. Und nicht irgendeiner, sondern mit 1365 Metern der höchste des Landes. In Norwegen hingegen taucht der Halti nicht einmal in der Liste der 200 höchsten Berge auf. Weder was Höhe noch Grundfläche betrifft, wäre die Gabe also mit einem nennenswerten Gebietsverlust für Norwegen verbunden.

Es muss nicht immer eine (immens teure) Freiheitsstatue sein, wie sie einst die Franzosen den USA geschenkt haben. Ein Stückchen Meeresstrand für ein Binnenland, dazu hier ein Inselchen für die einen und dort einen Hügel für die anderen - und viele nationale Minderwertigkeitskomplexe würden sich in Luft auflösen. Ob Österreich uns nächstes Jahr die Parseierspitze (3036 Meter) schenkt? Wir würden uns auch mit einer kleinen Bucht auf Mallorca revanchieren.

© SZ vom 24.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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