Ende der Reise:Ab in den Harz

Sturmtief 'Sabine' - Brocken

Auf die Malediven? Oder auf den Harzer Brocken, wo das Wetter schon mal unfreundlich sein kann. Die Deutschen haben dieses Jahr nicht die Wahl.

(Foto: Bernd März/dpa)

Dass man im Sommer nun doch Urlaub machen darf im eigenen Land, ist die eine Sache. Ob man es auch kann, die andere.

Von Stefan Fischer

Ein Ferienhaus auf Rügen? Hätte man schon im vergangenen Sommer buchen müssen. Und auch für Urlaub auf einem Bauernhof im Voralpenland mit Watzmann- oder Zugspitzblick hätte man sich spätestens in den Weihnachtstagen verbindlich entscheiden müssen.

Dass man im Sommer nun doch Urlaub machen darf im eigenen Land, ist die eine Sache. Ob man es auch kann, die andere. Schon in Zeiten, als man noch die Wahl hatte zwischen Mallorca und Heringsdorf, zwischen Kreta und Inzell, war es sowohl an den deutschen Küsten als auch in den heimischen Alpen ziemlich voll. Wo also sollen hierzulande nun auch noch all jene unterkommen, die normalerweise auf Gran Canaria oder Rhodos wären?

Nun, sie haben das Nachsehen. Haben, das wird ihnen jede Suchmaschine sekundenschnell und gnadenlos beweisen, ihren Erleichterungsseufzer angesichts der neu errungenen (Binnen-)Reisefreiheit vorschnell ausgestoßen. Denn der Wettlauf um die heimischen Quartiere in den bevorzugten Regionen ist längst entschieden: Wer nur verreisen kann, wenn die Schul- mit den Betriebsferien und den Schließwochen des Kindergartens zusammenfallen - und der Deutschlandurlaub ist oft ein Familienurlaub -, bucht den nächsten Aufenthalt schon am Abreisetag des vorangehenden.

So beginnt also jetzt die Suche nach Alternativen: Bodensee, Harz und Elbsandsteingebirge - auch dort wird man schnell sein und sich trotzdem mit Restkapazitäten zufriedengeben müssen. Schönere Zimmer gibt es vielleicht noch im Hunsrück und am Niederrhein. Aber die sind eben entweder im Hunsrück oder am Niederrhein.

Bleibt die theoretische Möglichkeit, ein Zelt zu beziehen, das etwa so groß ist wie der Fußabtreter des erhofften Ferienhauses. Ginge auch noch an der Ostsee. Geht aber nicht wegen Rücken.

In der Malaise macht sich ein Resort auf den Malediven um all die in der Heimat verschmähten Adrialiebhaber verdient.

Das Motto: Jetzt bezahlen, später reisen. Wer's macht, muss nicht in die Oberpfalz, ist obendrein Sieger im Wettrennen um den besten Meerblick bei maximaler zeitlicher Flexibilität. Und satte Rabatte halten das durch Kurzarbeit geschmälerte Budget im Lot: Bloß 649 US-Dollar kostet die Nacht, Wellness ist auch billiger. Aus Sicht des Hotels quasi Selbstausbeutung. Es darf nur nicht trotz Vorkasse doch insolvent gehen. Und die Corona-Gefahr muss gebannt sein, ehe der Klimawandel den Malediven den Garaus macht.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: