Emirates Palace in Abu Dhabi:Tanne statt Tresor und Gold-to-go

Dieses Hotel schwelgt im Luxus: Am Weihnachtsbaum baumeln Juwelen, Perlen, Edelsteine und Uhren im Wert von mehr als elf Millionen US-Dollar. Gleich nebenan gibt es Gold aus dem Automaten.

Margit Kohl

Beim Anflug auf Abu Dhabi überraschte der Pilot unlängst mit einer recht ungewöhnlichen Begründung, warum eine unverzügliche Landung nicht möglich sei. An widrigen Witterungsbedingungen hat es zum Glück nicht gelegen. Schnee rieselt in den Vereinigten Arabischen Emiraten allenfalls aus der künstlichen Beschneiungsanlage der Skihalle im benachbarten Dubai, und auch kein Sandsturm aus der nahen Wüste war beim Blick aus dem Kabinenfenster auszumachen.

VIP-Movements bat der Pilot dann zu entschuldigen, weshalb die Maschine noch etwa eine halbe Stunde über der Hauptstadt der Emirate kreisen musste. Wichtige Persönlichkeiten also bewegten sich gerade unten übers Rollfeld. Anderntags war in der Tagespresse nachzulesen, dass Queen Elizabeth beim Scheich von Abu Dhabi zum Staatsbesuch gelandet war. Gewohnt hatte sie im Emirates Palace, wo die Regierung für gewöhnlich alle königlichen Häupter unterbringt.

Das Luxushotel, das sich zu den teuersten der Welt zählt, hatte dann auch gleich Schlagzeilen in den deutschen Medien gemacht. Nicht wegen der britischen Monarchin und ihrem goldglänzenden Derwisch-Outfit, sondern wegen eines Weihnachtsbaumes. Unter der Kuppel der Hotellobby, die in etwa die Ausmaße des Petersdoms hat, funkelt ein 13 Meter hoher Nadelbaum noch prächtiger als die Queen, nachdem man ihn mit Gold, Perlen, Edelsteinen und kostbaren Uhren im Wert von mehr als elf Millionen US-Dollar geschmückt hat.

Die Nadeln sind zwar nicht echt, aber die mehr als 130 Schmuckstücke sind es. Im Geäst baumelt beispielsweise ein Diamantcollier, das angeblich alleine schon rund 940.000 US-Dollar wert sein soll. Die getroffenen Sicherheitsvorkehrungen seien für Gäste und Besucher unsichtbar, heißt es von Seiten des Hotels. Durch regelmäßig stattfindende Kunstausstellungen sei man schließlich darin geübt, wertvolle Objekte ohne sichtbare Einschränkungen zu schützen.

Allerdings gestaltet sich das Hotels mit einer Innenfläche von 275.000 Quadratmetern alles andere als übersichtlich. Ein neuer Mitarbeiter benötigt schon mal einen Monat, bis er sich sicher in all den Gängen, Nebengängen und Hinterzimmern zurechtfindet.

Die Jagd nach neuen Superlativen scheint in den Emiraten zwar langsamer, aber noch immer ungebrochen weiterzugehen. Zumindest Abu Dhabi verfügt über genügend Kapital, um Anfang des Jahres seinen großmannssüchtigen Nachbarn Dubai mit einer üppigen Finanzspritze vor dem Staatsbankrott zu retten. Das Sahnehäubchen Dubais, den höchsten Turm der Welt, hat man sich bei der Gelegenheit allerdings geschnappt und ihn in Burj Khalifa umbenannt, schließlich hat Scheich Khalifa von Abu Dhabi dafür gesorgt, dass die Bauarbeiten abgeschlossen werden konnten. 1,5 Milliarden US-Dollar hat der höchste Turm der Welt letztendlich gekostet. Da kommt Abu Dhabis teuerster Weihnachtsbaum der Welt dann geradezu wie ein Schnäppchen daher.

Dekadent? Niemals!

In der muslimisch geprägten Golfregion ist Weihnachten durch den hohen Anteil westlicher Arbeitskräfte auch optisch überaus präsent. Allerdings musste die Hotelleitung inzwischen selbstkritisch einräumen, die Tradition des Weihnachtsbaumes mit derlei Opulenz ein wenig überfrachtet zu haben. Man habe aber lediglich die Feststimmung der Gäste beflügeln wollen. Gäste, die ohne Zögern für eine Suite 2700 US-Dollar aufwärts die Nacht bezahlen und sich wie unlängst ein britischer Geschäftsmann gleich für ein halbes Jahr einquartieren.

Denen erscheinen blattgoldverzierte Decken in den Gemächern keineswegs als dekadent. Da dürfte auch die Tatsache, dass man den Christbaumschmuck nicht als Weihnachtsgeschenk in letzter Minute käuflich erwerben kann, nicht weiter von Bedeutung sein. Schließlich hat das Hotel für privilegierte Last-Minute-Shopper in der Lobby seit Mai dieses Jahres den ersten Automaten aufgestellt, der kleine Goldbarren quasi im Vorübergehen ausspuckt. Geschenkbox inklusive.

Die Gold-to-go-Maschine ist eine deutsche Erfindung. Der Reutlinger Edelmetallhändler Ex Oriente Lux AG hatte das goldfarbene, wie ein Parkscheinautomat aussehende Gerät zunächst nur als Werbegag geplant, um den Internetgroßhandel mit Gold anzukurbeln. Nachdem allerdings binnen kürzester Zeit Gold im Wert von mehr als einer halben Million US-Dollar gezogen worden war, hat das Unternehmen inzwischen auch in Deutschland elf Gold-to-go-Geräte aufgestellt.

Das Prozedere ist simpel und erinnert ein wenig an den guten alten Kaugummi-Automaten: Geld rein, Ware rausnehmen. Im Emirates Palace ist das Automatengold zumeist mehr Geschenkidee und Souvenir als professionelle Geldanlage, enthalten einige der Goldplättchen doch auch das eingeprägte Logo des Luxushotels. Für potentielle Geldwäscher dürfte die Gold-Maschine ebenfalls völlig unlukrativ sein, denn schon ab 1000 Euro will sie den Pass scannen. 24-karätige Goldbarren von 2,5 bis hundert Gramm und einschlägige Goldmünzen von Krügerrand bis Maple Leaf stehen zur Wahl. Der Mindesteinsatz beginnt bei etwa 130 US-Dollar, je nach Weltmarktpreis, den die Maschine alle zehnMinuten neu errechnet.

Ob das nun das ultimative Geschenk ist für Leute, die sich sonst alles kaufen können, mag dahingestellt sein. Wie sagte ein Manager eines anderen Lusxushotels erst kürzlich: "Was wir unseren Gästen bieten, ist vor allem etwas, das sich keiner von ihnen sonst kaufen kann: Zeit, um das Leben zu genießen."

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