Eintritt für Kreuzfahrtpassagiere:Teurer Landgang

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Europas Hafenstädte reagieren auf den Massentourismus - mit teils saftigen Tagespreisen versuchen sie, die Besucherströme zu kontrollieren und die Kosten auf diese umzulegen. Einige Reedereien routen bereits um.

Die Begeisterung für Kreuzfahrten ist ungebrochen: 2018 reisten weltweit mehr als 28 Millionen Menschen mit dem Kreuzfahrtschiff, 2019 sollen es sogar 30 Millionen werden. Dass das Mittelmeer und Europa gemeinsam einen Anteil von fast 30 Prozent ausmachen, hat ökologische und ökonomische Konsequenzen für die Metropolen. Um die durch den Massentourismus entstehenden Belastungen für Infrastruktur, Anwohner und Umwelt finanziell aufzufangen, ziehen einige Städte bereits Konsequenzen.

Auf den Balearen ist für Kreuzfahrttouristen bereits seit dem 1. Januar 2018 eine Tagesgebühr fällig. Die Passagiere müssen in der Hauptsaison zwei Euro pro Tag (unter zwölf Stunden Landgang) und Person zahlen, in der Nebensaison die Hälfte. Die Regelung gilt für die Häfen von Palma de Mallorca, Ibiza, Menorca und Formentera.

Amsterdam hat zum Jahresbeginn die bis dato höchste Gebühr für Kreuzfahrttouristen eingeführt: Acht Euro müssen sie für die Besichtigung der Hauptstadt zahlen. Die ersten Veranstalter planen bereits, in Rotterdam anzulegen und ihre Passagiere per Bus nach Amsterdam zu transportieren, um die hohen Kosten für ihre Kunden zu vermeiden.

Barcelona war eine der ersten Städte, die Gebühren für Kreuzfahrttouristen einführten. Ebenso wie die Häfen der Costa Brava und des restlichen Kataloniens erhebt die Metropole seit 2017 eine Steuer für Passagiere, die weniger als zwölf Stunden von Bord gehen (65 Cent). Für ganztägige Aufenthalte ist weiterhin die Touristengebühr von 2,25 Euro fällig.

Auch in Venedig bringt 2019 eine Änderung mit sich: Dort zahlen Passagiere ab Mai drei Euro pro Tag. Damit reagiert die Stadt nicht nur auf die Besuchermengen, sondern auch auf eine Warnung der Unesco, die durch den Massentourismus Schäden am Weltkulturerbe befürchtet. Mit dem Ausbau des abgelegeneren Hafens Marghera soll die Belastung durch die Kreuzfahrtschiffe verringert werden.

Dubrovnik scheint einen anderen Ansatz zu wählen: Der Bürgermeister kündigte an, dass ab 2020 nur noch zwei Kreuzfahrtschiffe pro Tag anlegen sollen, die jeweils nicht mehr als 5000 Passagiere an Bord haben dürfen. Laut dem Weltverband der Kreuzfahrtindustrie CLIA verhandelten die Reedereien zuletzt mit der Hafenbehörde. Bereits seit Jahren sieht die Unesco den Erhalt des Weltkulturerbes durch Massentourismus gefährdet.

Und auch die Norweger wollen dem Wachstum der Kreuzfahrtbranche entgegentreten: Seit Oktober 2018 überlegt die Stadt Bergen Medienberichten zufolge, wie sie die Zahl der Passagiere auf 8000 am Tag beschränken kann. Zur Entlastung der Umwelt soll der Schiffsverkehr im Geiranger- und Næroyfjord bis 2026 zudem komplett emissionsfrei funktionieren.

© SZ vom 21.02.2019 / WAK - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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