Eigenheim statt Hotel:"Sie unterschreiben alles"

Ist das Traumziel entdeckt, träumen einige weiter: vom eigenen Ferienhaus oder der Wohnung am Urlaubsort. Doch beim Kauf gibt es Fallen - sechs Länder und ihre Tücken.

Spanien: Europas billige Badewanne

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(Foto: AFP)

Ein niederländischer Freund, der in einer Anwaltskanzlei in Barcelona arbeitet, erzählt immer wieder gerne, was passiert, wenn seine Landsleute trunken von Sangria und Sonne an der Costa Brava auf die Suche nach einer Immobilie gehen: "Die Vernunft setzt aus, sie unterschreiben alles." Dabei ist beim Erwerb eines Ferienhauses an Spaniens Küsten das Gegenteil angesagt: äußerste Vorsicht. In den Jahren des Booms sind massenhaft reine Spekulationsobjekte hochgezogen worden, nie zum Bewohnen gedacht, nicht mal in den Ferien.

Jetzt in der Krise sitzen viele Käufer auf solchen Schrottimmobilien und können ihre Hypotheken nicht mehr bezahlen. Chalets und Apartments an "Europas billiger Badewanne", wie es der Schriftsteller Rafael Chirbes ausdrückt, werden auf den Markt geworfen. Eine Million Wohneinheiten stehen in Spanien leer. Die Preise an der Küste seien in den letzten Jahren zwischen 30 und 50 Prozent gefallen, berichten Vertreter von Immobilienagenturen. Doch der Markt war in den Boomjahren derart überteuert, dass selbst die gesunkenen Preise in vielen Fällen noch zu hoch sind, vor allem, wenn man sich das trostlose Ambiente an der zubetonierten Mittelmeerküste ansieht.

Trotzdem: Wer kaufen will, sollte dies jetzt tun, billiger werde es kaum noch, rät Thorsten Wolf von Gelvia Inversiones, einer Maklerfirma in Denia an der Costa Blanca. Den meisten gehe es ja eh nur um "Sonne und Playa", also Strand. Zwischen 1800 und 2300 Euro pro Quadratmeter müsse man im Durchschnitt rechnen. Die Firma ist eine von etwa 15 ihrer Art in Denia, die die Krise überstanden haben. Vorher waren es mehr als hundert. Das Problem sei, dass jeder Dahergelaufene in Spanien eine Immobilienagentur aufmachen könne, sagt Wolf. Vielen fehle das Kapital. Außerdem habe die Branche dadurch einen schlechten Ruf.

In der Tat dürfte kaum ein Geschäftszweig in Europa so unter Korruption gelitten habe, wie der spanische Bausektor. Reihenweise Lokalpolitiker müssen sich Verfahren stellen. Viele Bauten sind illegal und müssen abgerissen werden, seit die Regierung in Madrid durchgreift. Zwar braucht man zum Kauf als EU-Bürger nur eine Steuernummer, doch sollte man prüfen, ob das Wunschobjekt genehmigt ist. Rat holt man sich am besten bei einem deutschsprechenden Anwalt, eine Liste hat die Madrider Botschaft unter www.madrid.diplo.de.

Sebastian Schoepp

Griechenland: Was gehört hier wem?

Mit den Vorschriften nimmt man es im Süden Europas oft nicht so genau, heißt es - in Griechenland gilt das nicht nur für die EU-Vorgaben in Sachen Haushaltsdefizit, sondern auch für den Immobilienbesitz. Wem hier was gehört, ist oft nicht eindeutig geklärt, wer was kaufen kann, schon gar nicht. Das fehlende Grundbuchsystem ist auch eine klassische Ursache für Ärger, den sich so mancher ausländische Immobilienkäufer hier schon eingehandelt hat: Oft werden Objekte verkauft, deren Eigentümer gar nicht zweifelsfrei feststeht. An der Einrichtung eines Grundbuchs wird aber schon gearbeitet, genau wie an der Renovierung des Staatshaushalts.

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(Foto: AFP)

Für ausländische Interessenten ist die Lage in Griechenland also nicht hoffnungslos - zumal die Preise für viele Urlauber interessant sein könnten: Landesweit um bis zu 70 Prozent sind die Preise in der Krise gefallen. Sogar auf Mykonos, der bei den Schönen und Superreichen beliebtesten griechischen Insel, gingen die Verkaufspreise um bis zu 20 Prozent zurück. Grund dafür ist vor allem die Zurückhaltung der nationalen Kunden: Seit das Land tief in die Rezession gestürzt ist, lassen die Griechen offenbar die Finger von größeren Anschaffungen. Sie müssen sich ja auch erst einmal um den Staatshaushalt kümmern.

Angelika Slavik

Kroatien: Neubauten stehen leer

Es herrscht wahrlich kein Mangel an Ferienwohnungen in Kroatien: Während des Booms vor der Krise wurde im großen Stil gebaut, jetzt stehen viele dieser Objekte leer. Für Urlauber, die dort eine Immobilie erwerben möchten, gelten Einschränkungen: Das Militär überprüft alle Kaufinteressenten - bevor die Armee nicht zustimmt, geht gar nichts.

Albanien und Kroatien neue NATO-Mitglieder
(Foto: dpa)

Obwohl die Bautätigkeit an den Küsten nahezu zum Erliegen gekommen ist, sind die Preise für Ferienhäuser und -wohnungen über weite Strecken Kroatiens im Keller. Anders ist das bei den besonders beliebten Urlaubszielen wie Dubrovnik, Opatija oder Rovijn. Hier ist von einem Wirtschaftskriseneffekt nur wenig zu merken.

Insgesamt gilt für investitionsbereite Kroatien-Liebhaber: Wegen des Überangebots an Neubauten sind die Preise instabil, mittelfristig rechnen Experten vor allem abseits der großen Touristenzentren eher mit einem rückläufigen Preisniveau. Käufer sollten daher Altbauten den neuen Objekten vorziehen: Diese Immobilien haben nach Einschätzung von Beobachtern größere Chancen, preisstabil zu bleiben oder langfristig sogar an Wert zu gewinnen.

Angelika Slavik

USA: Die Ölpest drückt den Preis

So ein Alterssitz in Florida war lange der Traum vieler deutscher Rentner - und finanziell ist diese Option in den vergangenen Jahren deutlich günstiger geworden. Denn die Weltwirtschaftskrise, die ja am US-Häusermarkt ihren Ursprung hatte, ließ die Preise bereits kräftig sinken. Die Ölpest im Golf von Mexiko drückte die Kosten für die einst so begehrten Domizile nun erneut. Zudem gibt es in den gesamten USA ein ziemliches Überangebot: Denn die Banken bringen nun all die Häuser auf den Markt, die ihnen in der Finanzkrise von überschuldeten Eigenheimbesitzern überlassen worden waren.

Wall Street Job Seekers Gather At 'Pink Slip Party' In Manhattan Bar
(Foto: AFP)

Generell ist der Immobilienerwerb für Deutsche in den USA problemlos. Nach dem Kauf können sie bei der amerikanischen Botschaft in Deutschland ein Visum beantragen, mit dem sie sich auch über die sonst üblichen drei Monate hinaus durchgängig in den USA aufhalten können. Wichtig: Noch bevor der Kaufvertrag unterschrieben wird, sollten sich Immobilienkäufer unbedingt nach einer Hurrikan-Versicherung erkundigen. Denn nicht bei allen Objekten in gefährdeten Lagen sind die Versicherungsgesellschaften auch bereit, überhaupt ein Angebot zu machen - doch ohne Schutz vor Unwetterschäden kann das begehrte Häuschen in Strandnähe schnell zum finanziellen Desaster werden.

Die Finanzierung einer Ferienimmobilie in den USA wird neben den amerikanischen Banken auch von einigen deutschen Instituten angeboten. Bei der langfristigen Finanzplanung sollte allerdings der steuerliche Aspekt nicht vergessen werden: Zwar müssen die Käufer in den USA keine Grunderwerbsteuer bezahlen, beim Verkauf allerdings verdient der amerikanische Staat mit. Bis zu 20 Prozent Spekulationssteuer werden fällig, je nach Höhe des erzielten Gewinns - und unabhängig davon, wie lange man das Haus zuvor besessen hatte.

Angelika Slavik

Österreich: Piefkes haben es schwer

Den Blick auf die Alpen gibt es nicht für jeden: Ausländische Investoren dürfen in Österreich nur eingeschränkt Immobilien kaufen. Besonders im Bundesland Tirol, wegen des Bergpanoramas sehr beliebt, sind die Vorgaben streng. Potenziellen Teilzeit-Bewohnern begegnet man eher kritisch, auch im Nachbarbundesland Salzburg gibt es

Flagge
(Foto: iStockphoto)

Einschränkungen beim Kauf, wobei sie dort nicht ganz so streng ausgelegt werden wie in Tirol.

Generell gilt in Österreich aber: A bissl was geht immer - wie genau man es mit den gesetzlichen Vorgaben nimmt, hängt nicht selten auch vom persönlichen Charme der Kaufinteressenten aus dem Ausland ab. Allerdings wollen die Österreicher gerade in dieser Hinsicht bei Bewerbern aus Deutschland oft drastische Mängel erkennen - vor allem bei denen, die nicht aus dem seelenverwandten Bayern stammen. Wer also eine Immobilie in den Alpen haben will, sollte sich von seiner besten Seite präsentieren.

Allerdings kommen auch die größten Charmeure nicht immer zum Zug; denn der Markt an Ferienobjekten in interessanten Lagen ist klein, es wird nur wenig verkauft, was die Preise stabil hält - auf beachtlichem Niveau. Wer aber am österreichischen Markt fündig geworden ist, kann wohl auch langfristig mit einer stabilen Wertentwicklung rechnen, sagen Experten. Der Reiz des Alpenglühens, er ist eben zeitlos.

Angelika Slavik

Italien: Günstiger Toskana-Chic

In den Sieneser Hügeln war man sich einer Sache gewiss: In Montalcino gehen die Preise nie runter. Das war so sicher wie das Amen in der alten Dorfkirche. Nun erlebte Johannes Hermel plötzlich das Gegenteil: Ein dänischer Großfabrikant, dem der Immobilienmakler ein elegantes Landhaus bei Montalcino angeboten hatte, handelte den Eigentümer von 1,7 auf 1,1 Millionen Euro runter. Für gepflegten Toskana-Chic erstaunlich weit von den landläufigen Forderungen entfernt.

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(Foto: AP)

So flexibel zeigen sich bei weitem nicht alle Verkäufer: "Das Faktum Krise ist in Italien noch nicht angekommen", sagt Hermel. Der Markt beharre hartnäckig auf dem Preisniveau aus der Zeit vor der Krise. Die Folge: Er brach zeitweise völlig zusammen. Einem Überangebot an Objekten steht noch immer eine maue Nachfrage gegenüber. "Kaufen ist toll, verkaufen schwierig", fasst der gebürtige Freiburger die Lage zusammen.

In Umbrien etwa fielen die Preise von Zweitwohnsitzen nach 2008 um 30 Prozent.

Allgemein schwächelt der Ferienhausmarkt in Italien vom Gardasee bis nach Apulien, die Preise gingen im Schnitt um fünf bis 15 Prozent zurück, der Umsatz sank um zehn Prozent.

2010 ist die Trendwende schon da, sagt Makler Johannes Hermel: Die Käufer, die Mittelitalien wegen seines Kultur- und Kunstreichtums und der tollen Restaurants schätzten und nicht primär nach spekulativen Anlageobjekten Ausschau hielten, kämen zurück. "Wir geben lieber ein wenig mehr aus und sind unter unseresgleichen", diesen Satz hört Hermel nun wieder öfter.

Ulrike Sauer

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