E-Bann bei USA-Flügen:Laptop-Verbot macht Fliegen unsicherer

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Eine Laptop-Tasche wird im Scanner durchleuchtet. (Foto: Reuters)

Fliegen wir barfuß, nur wegen des Schuh-Bombers? Ein Verbot von Notebooks in der Kabine ist ebenfalls übertrieben - und lenkt von der eigentlichen Sicherheitslücke ab.

Kommentar von Jens Flottau

Es gab eine Zeit, da musste man bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen die Schuhe ausziehen, weil jemand Sprengstoff in seinen Schuhen an Bord eines Flugzeugs geschmuggelt hatte. Ganz früher musste man an einigen Airports den Laptop anmachen, um zu beweisen, dass er auch normal funktioniert. Und immer noch gilt überall die Regel, dass Flüssigkeiten im Handgepäck in einem durchsichtigen Beutel transportiert werden müssen und eine bestimmte Menge nicht überschreiten dürfen.

Diese Maßnahmen sind für die Passagiere zwar irgendwie lästig, stellen aber andererseits auch kein größeres Problem dar. Für das von den USA weiterhin geplante erweiterte Verbot von elektronischen Geräten im Handgepäck liegt die Sache anders: So, wie es derzeit vorgesehen ist, bringt es nach menschlichem Ermessen kein Plus an Sicherheit, sondern schafft vielmehr neue Risiken. Und es stellt Fluggesellschaften und Passagiere vor so große praktische Probleme, dass viele bald auf die nächste Reise in die USA verzichten werden, ob sie wollen oder nicht.

Es gibt nur eine Lösung, und das sind bessere Kontrollen am Boden

Das Thema Laptops wurde erstmals Anfang 2016 virulent. Damals sprengte ein Passagier auf einem Flug von Mogadischu/Somalia nach Dschibuti ein Loch in einen Airbus der Daallo Airlines und versteckte dafür offenbar eine Bombe in einem Computer. Das amerikanische Heimatschutzministerium verweist nun auf öffentlich nicht näher definierte neue Geheimdiensterkenntnisse. Diese lassen offenbar den Schluss zu, dass es jemand erneut versuchen könnte.

Solche Hinweise sind natürlich ernst zu nehmen, aber die geplanten Konsequenzen sind unverhältnismäßig, untauglich und schädlich. Laptops und Tablets an Bord zu verbieten, das ist so, wie wenn man nach der Entdeckung des Schuh-Bombers weltweit nur noch barfuß hätte fliegen dürfen. Die Behältnisse, in denen Terroristen Sprengstoff unterbringen können, sind austauschbar. Entscheidend ist, dass Bomben gar nicht erst an Bord von Flugzeugen gelangen, egal wie. Deswegen liegt die Lösung in besseren Kontrollen am Boden.

Laptops in den Frachtraum zu verbannen würde vielleicht verhindern, dass sich ein Fall Daallo genau so wieder ereignet. Aber Terroristen werden es dann auf andere Weise versuchen. Zudem sind die Luftfahrtbranche und Pilotenverbände zu Recht alarmiert bei der Vorstellung, dass Hunderte Laptops und Tablet-Computer womöglich noch in einem einzigen Container unzugänglich irgendwo im Frachtraum transportiert werden. Behörden warnen seit Längerem vor den Gefahren, wenn Akkus in Brand geraten. In der Kabine haben Flugbegleiter und Passagiere wenigstens noch die Möglichkeit zu löschen.

Machen die USA trotz aller Proteste Ernst, dann werden viele Geschäftsreisende schlicht nicht mehr fliegen können. Denn ihre Arbeitgeber verbieten ihnen in der Regel, Laptops mit vertraulichen Daten überhaupt aus der Hand zu geben. Und es ist ein großer Unterschied, ob man einen Langstreckenflug wie einen ungestörten, aber ansonsten normalen Arbeitstag nutzen kann, oder ob man ihn praktisch komplett verliert.

So wie das Verbot bislang gehandhabt wird - nämlich nur für zehn Flughäfen im Nahen Osten und Nordafrika - ist es sowieso sinnlos. Ein Passagier, der von Dubai nach New York direkt fliegt, muss seinen Laptop abgeben. Wer aber auf dem Weg irgendwo in Europa umsteigt, der darf ihn (noch) behalten. Die USA sollten das Verbot nicht nur nicht erweitern, sondern wieder schnell abschaffen - und zwar für alle Flughäfen.

© SZ vom 20.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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:Laptops im Frachtraum

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Von Jens Flottau und Thomas Kirchner

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