Süddeutsche Zeitung

Duisburg bekommt "Schimanski"-Gasse:Verzerrtes Stadtimage?

In Duisburg wird eine Gasse nach Horst Schimanski benannt. Fans des "Tatort"-Kommissars freuen sich. Andere wehrten sich bis zuletzt gegen das düstere Image, das die Stadt durch die Krimireihe bekommen hatte.

Von Bernd Dörries

Im Sommer 1981 ist Stefanie Kreitz in ein Kino in der Duisburger Innenstadt gegangen, hat sich in die lange Schlange gestellt, um eine Karte zu bekommen für die große Premiere des Duisburger "Tatortes" mit Götz George. Auf der Leinwand hat sie dann eine Stadt gesehen, die in Trümmern liegt, und den Kommissar Horst Schimanski, der trinkt und flucht.

Das hatte mit ihrer Realität wenig zu tun. Danach hat sie sich noch ein Autogramm geholt von Götz George: "Der hat eine goldene Sonnenbrille getragen und war ganz anders wie Schimanski."

Letztlich diskutiert Duisburg bis heute darüber, wie das alles zusammenpasst. Götz George, Schimanski und das Bild, das der "Tatort" von der Stadt zeichnete. Runtergekommene Gassen, brennende Hochöfen, noch ein Pilsken. "Tatort" ist immer Landeskunde, immer übererfülltes Klischee. Er habe als Schimanski selbst ausgesehen wie die Stadt, wie ein "halb abgerissenes Haus", hat George gesagt. Den Duisburgern war das nicht recht. Sie sagten: Der "Tatort" wurde doch hauptsächlich in Köln gedreht, nicht bei uns.

Seit Monaten streitet die Stadt wiederüber ihr bekanntestes Erbe der Neuzeit. Stefanie Kreitz von der CDU, die damals in sehr jungen Jahren ins Kino ging, hat in der Bezirksversammlung den Antrag gestellt, eine kleine Gasse in Duisburg-Ruhrort nach "Schimmi" zu benennen, weil der schmale Weg am Duisburger Hafen noch keinen Namen hat. "Und weil Schimanski eben zur Stadt gehört."

Immer düsterer

Auch wenn Duisburg in den "Tatorten" als Stadt dargestellt wird, die es nicht geschafft hat, etwas aus sich zu machen. Im "Tatort" dominierte letztlich die Grubenlampenromantik, der Niedergang. Vor allem die Nachfolgereihe "Schimanski" kam nicht gut an, weil es noch einmal düsterer wurde. "Das ehemalige Schimmi-Fieber sank und es gab breite Empörung über die Darstellung des verzerrten Stadtimages", so heißt es auf der Homepage der Stadt.

Das Image ist nach der Katastrophe auf der Love-Parade nicht besser geworden, kaum eine andere Stadt hat es so schwer, was ihre Außenwirkung anbelangt. Die Stadtverwaltung blockiert bis heute die Benennung der kleinen Gasse. Erstens dürften Straßen nicht nach fiktiven Personen benannt werden. Zweitens bestehe eine große Verwechslungsgefahr mit dem Fußballspieler Horst Szymaniak, den man auch "Schimmi" nannte. Den aber kaum noch einer kennt.

Die Schimmi-Fans in Duisburg vermuten, dass die Stadtverwaltung lieber ihren neuen Innenhafen präsentieren möchte als den ollen Parka von Schimanski. Götz George hat seine eigene Meinung. "Es gibt in der Stadt inzwischen Orte, die sind so heruntergekommen, da willst du nicht mit dem Filmteam anrücken."

Seit diesem Satz mögen sie George vielleicht nicht mehr so sehr, die Figur Schimanski aber hat immer noch Fans. Die aus den Linken hervorgegangene Gruppierung "Deine Stimme" hat nun einen neuen Antrag gestellt, die Gasse nach dem ehemaligen Kommissar zu benennen. Und die Strickguerilla hat sogar zwei "Schimmi-Gasse"-Schilder gehäkelt und aufgehängt.

Aktualisierung: Die Stadt Duisburg teilte am Freitag, 14. März, mit, dass die im Text genannte Gasse im Stadtteil Ruhrort künftig "Horst-Schimanski-Gasse" heißen wird. Das habe die zuständige Bezirksvertretung beschlossen. Wann das Straßenschild aufgestellt wird, steht noch nicht fest.

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Quelle:
SZ vom 14.03.2014/cag
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