Süddeutsche Zeitung

Dubai:Theater spielen gegen die Krise

Lamya Tawfik ist in Dubai als Kreative besonders von den Folgen der Pandemie betroffen.

Protokoll von Dunja Ramadan

Lamya Tawfik, 44, arbeitet als Schriftstellerin, Übersetzerin und Schauspielerin in Dubai. Die Ägypterin ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten geboren und hat an der amerikanischen Universität in Kairo studiert.

"Als Kreative bin ich von der Corona-Krise natürlich stark betroffen. Ich arbeite als Freiberuflerin im Medienbereich, und seit der Corona-Krise sind die Aufträge stark zurückgegangen. Dubai hat eine florierende Kunst- und Kulturszene, die von Ausländern wie Einheimischen geschätzt wird. Doch während der Corona-Krise wurden alle Liveveranstaltungen abgesagt, die Menschen mussten zu Hause bleiben oder kamen erst gar nicht ins Land. Für mich fielen viele Aufträge weg.

Besonders hart traf mich die Schließung der Theater. Wir Künstler mussten kreativ werden - was ja sowieso unsere Berufung ist -, und zum Glück ergaben sich online einige Möglichkeiten für mich.

So wurde ich beispielsweise gefragt, ob ich Teil einer Online-Produktion werden möchte, die vollständig auf Zoom gedreht wird. Ich sagte natürlich sofort Ja. Wir parodierten bei diesem Projekt die Small Talks, die man während der Arbeitskonferenzen auf Zoom führt. Gerade wenn es bei diesen virtuellen Meetings besonders wichtig ist, muss der Kuchen aus dem Ofen oder das Kleinkind bespaßt werden. Situationen, die man vor Corona schlichtweg nicht kannte - und die das Arbeitsleben auch menschlicher gemacht haben. Natürlich fehlte die Energie eines Livepublikums, aber es war ein Segen, trotz allem auftreten zu können.

Mittlerweile haben einige Theater in Dubai wieder geöffnet, allerdings mit Social-Distancing-Maßnahmen, die nur begrenztes Publikum erlauben. Ich hoffe, dass sich das Leben in Dubai in den Wintermonaten wieder normalisiert. Bis dahin muss ich mich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten.

Zum Glück kann ich in einigen Bereichen weiterarbeiten. So wurde ich eingeladen, Kindern online für eine der Bibliotheken hier Geschichten zu erzählen. Das mache ich eine Stunde lang auf Arabisch und auf Englisch. Und ansonsten übernehme ich Übersetzungsarbeiten. Wie sagt man so schön: Wenn es einen Willen gibt, dann gibt es auch einen Weg!

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Quelle:
SZ vom 03.09.2020
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