US-Serie:Willkommen in Winterfell: Wo "Game of Thrones" gedreht wird

Der Erfolg der TV-Serie liegt auch an den archaischen Kulissen. Wo sind die eigentlich? Die wichtigsten Drehorte im Touristen-Test.

Von Dominik Prantl

Island

Das arme Island muss in der Serie für das unwirtliche Reich jenseits der Mauer herhalten. Das ist jener eisige Teil des Fantasiekontinents Westeros, in dem schon im Sommer kein Mensch wohnen will und wo seit nunmehr 52 Episoden zudem noch der Winter naht. Außerdem randalieren hier neben den bemitleidenswerten Wildlingen die Untoten namens Weiße Wanderer.

Entsprechend gerne wurde an Plätzen mit Gänsehautgarantie gedreht wie dem vergletscherten Vatnajökull-Nationalpark, der auf der Leinwand zu den abweisenden "Frostfängen" verarbeiteten Gegend nördlich von Hofdabrekka oder dem mit kariösen Tuffsteintürmen bespickten Lavafeld Dimmuborgir, das bei Schneefall genauso düster aussieht wie es klingt.

Es gibt aber auch Verlockendes: Jon Schnee (er ist unter all den Helden, Antihelden und Subhelden der Serie bisher so etwas wie der Oberheld) legt mit der wilden Ygritte im Hotpot der isländischen Lavahöhle Grjótagj den Grundstein für interkulturelle Zusammenarbeit; Subheldin Arya durchreitet mit ihrem Bewacher namens Bluthund Teile des bezaubernden Þingvellir-Nationalparks.

Fanfaktor: Mittel, da die Drehorte über die gesamte Insel verteilt liegen. Allerdings vermarkten isländische Reiseveranstalter den Seriennamen "Game of Thrones" vorbildlich. So gibt es Tagestouren für Einsteiger zu den Drehorten rund um die Hauptstadt Reykjavík (ab ca. 70 Euro, grayline.is). Iceland Travel hat auch ein Fünftagespaket für Profis im Angebot (www.icelandtravel.is, ab ca. 600 Euro).

Das passiert: Ein kaum bekannter Nebengletscher am Vatnajökull, der Köldukvíslarjökull, wird weniger zu touristischen Zwecken denn aus orthografischem Pragmatismus in Jon-Snow-Gletscher unbenannt.

Nordirland

Nordirland

Im Mittelpunkt der Myriaden von Drehorten steht das Castle Ward als Kulisse für Winterfell, den Herrschersitz der manchmal etwas zu irisch (sprich: bis zur Starrköpfigkeit heroisch-kämpferisch) agierenden Stark-Familie im weitläufigen Norden von Westeros.

The Dark Hedges, Nordirland, "Game of Thrones" - Drehort

"The Dark Hedges" in Nordirland

(Foto: adrianpluskota - Fotolia)

Darüber hinaus streifte bisher so ziemlich jeder Handlungsstrang einmal die britische Insel, weshalb kaum ein "Game-of-Thrones"-Schauspieler an Nordirland vorbeikam: Im Tollymore Forest metzelten die Weißen Wanderer. Durch die hohlwegartige Allee namens Dark Hedges rumpelten Herrscher über den Königsweg. Ballintoy Harbour und Murlough Bay wurden zu Nebenschauplätze als Hafen von Peik und die Eiseninseln.

Der Steinbruch Magheramorne Quarry verwandelte sich bereits in die Schwarze Festung an der Mauer und den opulenten Kriegsschauplatz namens Hartheim. Die Cushendun Caves dienten als Geburtsort für einen mörderischen Schatten. Sogar die eigentlich weiter im Südwesten beheimateten Dothraki gastierten hier. In der derzeit laufenden sechsten Staffel soll eine Schlosskulisse nahe Banbridge häufiger als die Burg Schnellwasser zu sehen sein.

Fanfaktor: Extrem. Hohe Drehortdichte, alleine wegen der geringen Größe Nordirlands. Veranstalter vermarkten Castle Ward als Winterfell; das touristische Spektrum reicht von Bogenschießeinlagen über "Game-of-Thrones"-Briefmarken-Editionen bis zu mehrtägigen "Game-of-Thrones"-Touren (www.ireland.com). Sogar ein Treffen mit den Schattenwolf-Darstellern Thor und Odin ist möglich.

Das passiert: Der Sinnspruch der Familie Stark - "Winter is coming" - wird zum offiziellen Slogan von Tourism Ireland.

Spanien und Kroatien

Spanien und Kroatien

Die "Game-of-Thrones"-Macher scheinen sich kürzlich in Spanien verliebt zu haben, denn das Land wird in der sechsten Staffel enorm aufgewertet. Der wüste Naturpark Bardenas Reales hat sich bereits in der ersten Episode in den Hintergrund gedrängt, außerdem dürften demnächst unter anderem auch Girona, das überm Meer gelegene Peníscola sowie das schneidezahnförmige Castillo de Zafra im Innenland als Statisten mitwirken.

Schon länger bekannt sind Sevilla und Umgebung mit dem mittelalterlichen Königspalast Alcázar in Sevilla als Vorlage für Dornes Wassergärten, die Stierkampfarena von Osuna als Gladiatorenschauplatz oder auch der Puente Romano von Córdoba.

Fanfaktor: Trotz der wachsenden Anzahl nur mittel. Touren wirken eher wie lokale Initiativen oder kurzfristig improvisierte Reisen (www.zicasso.com), die mehr zufällig als gezielt zu den touristisch meist ohnehin interessanten Drehorten führen.

Das passiert: Spanien verpennt die "Game-of-Thrones"-Hysterie.

Kroatien

Dubrovnik ist ein mieses Loch - zumindest als Westeros' Hauptstadt namens Königsmund. Vorneweg sind da das intrigante Edel-Miststück Cercei Lannister und ihr in jeder Hinsicht vergifteter Zögling Joffrey. Der überlieferte Satz von "Game-of-Thrones"-Produzent David Benioff ist daher als zweifelhaftes Lob zu nehmen: "In dem Moment, als wir den Rundgang an den Stadtmauern begannen, wussten wir: Das ist es."

Aber nicht nur die Stadtmauer, die Festung Lovrijenac, die Insel Lokrum oder das Trsteno Arboretum in und um Dubrovnik hatten es den Machern angetan. Auch Šibenik, der Diokletianpalast in Split, die Festung Klis und der Krka-Nationalpark spielen mit.

Fanfaktor: Riesig. Die Sehenswürdigkeiten tragen während Tages- und Bootstouren zum Thema nicht mehr einmal mehr die realen Namen, sondern die der Serie (www.viator.com).

Das passiert: Junge Kroaten halten Winnetou und Old Shatterhand für "Game-of-Thrones"-Darsteller.

Marokko und Malta

Marokko und Malta

Azure Window, Malta, "Game of Thrones" - Drehort

Das "Blaue Fenster" auf Gozo, Malta

(Foto: zlikovec - Fotolia)

Selbst im digitalen Fachlexikon gameofthrones.wikia.com, das "Game of Thrones" mit ähnlicher wissenschaftlicher Akribie behandelt wie das Fachmagazin Kicker ein Fußballspiel, wird Marokko in wenigen Zeilen abgehandelt. Die Hafenstadt Essaouira und die Festung Aït-Ben-Haddou am Hohen Atlas lieferten die Realbild-Vorlage für die von Daenerys Targaryen befreiten Sklavenstädte Yunkai und Astapor, wobei man hier schwerlich von Geheimtipps sprechen kann: Beide Städte zählen zum Weltkulturerbe; Aït-Ben-Haddou dient schon seit "Sodom und Gomorrha" und "Lawrence von Arabien" als Kulisse. Essaouira hatten wiederum bereits die Locationscouts für Orson Welles "Othello" (1952) im Visier.

Fanfaktor: Niedrig. Für Cineasten dennoch eine Reise wert, denn unweit von Aït-Ben-Haddou liegen die Atlas Corporation Studios (www.studiosatlas.com).

Das passiert: nichts, weil Marokko seinen Ruf als Heimat von Historien- und Abenteuerstreifen von "Die Mumie" bis "Alexander" sowieso schon weg hat.

Malta

Malta ist nicht mehr das, was es einmal war. Zumindest im "Game-of-Thrones"-Kosmos haben Kroatien und Spanien dem Mittelmeer-Archipel den Rang abgelaufen. Dabei war der Zwergenstaat in der ersten Staffel eine große Nummer. Nicht nur, weil diverse Fassaden und Forts, Plätze und Paläste als reale Vorlage für visuelle Ankerpunkte wie das Tor von Königsmund, den Roten Bergfried oder auch nur das Freudenhaus von Lord Baelish dienten. In Sichtweite des Blauen Fensters, einer markanten Felsbrücke über dem Meer, heirateten auch Daenerys Targaryen und Khal Drogo, und am Fort Manuel ließ der royale Kotzbrocken Joffrey Baratheon den edlen Eddard Stark enthaupten.

Fanfaktor: Ordentlich, weil die Stadtführer des Spezialreiseveranstalters Malta Film Tours als Koryphäen auf ihrem Gebiet gelten (www.maltafilmtours.com).

Das passiert: Auch ohne "Game of Thrones" führt Malta (u.a. "World War Z", "Gladiator", "Troja") weiterhin die Länderliste für Drehtage pro Quadratmeter an.

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