Drahtseilakt:Hoch hinaus im Hochseilgarten

"Ganz schön hoch, so ein Hochseilgarten." Am sicheren Boden klingt das lustig. Auf der Plattform zeigt sich, was der Trainer meint.

Moritz Attenberger

Am Boden haben alle Teilnehmer noch einen Sicherheitsdialog zur Handhabung der Selbstsicherung einüben müssen: "Darf ich meinen Karabiner 1 umhängen?" - "Ja, du darfst." - "Darf ich meinen Karabiner 2 umhängen?" - "Ja, du darfst." Doppelte Selbstsicherung, jedes Umhängen einer Sicherung vom Partner kontrolliert. Ganz schön umständlich!

Drahtseilakt: Gut gegen Höhenangst - was unten noch harmlos aussieht wird oben zur Nervenprobe.

Gut gegen Höhenangst - was unten noch harmlos aussieht wird oben zur Nervenprobe.

Oben sieht die Welt anders aus

14 Meter höher ändert sich die Perspektive. Nach einem Blick über die Kante auf den unangenehm weit entfernten Erdboden versichert man sich sehr gewissenhaft, ob die beiden Stahlkarabiner auch fest im Sicherungsseil eingehängt sind.

Den Hochseilgarten am Fuß des Wendelsteins gibt es erst seit April und er gehört zu den höchsten in Bayern. 26 mächtige Baumstämme wurden maibaumartig in eine idyllischen Wiese gestellt, untereinander und mit dem Boden mit rund 2000 Meter Stahlseil verspannt. Auf zwei Ebenen in 7 und 14 Metern Höhe sind zwischen die Stämme Brücken, Balken oder einfach nur Seile gehängt. Die meisten Aspiranten beginnen mit dem "Easy Way", einer beruhigend stabil wirkenden Hängebrücke.

Gesichert über Schwebebalken und fliegenden Teppich

Kaum ist das Problem geschafft, wartet die nächste Herausforderung am schmalen Schwebebalken. Von Übung zu Übung steigt das Vertrauen in die lückenlose Sicherung und in die eigenen Fähigkeiten. Manch einer ist schon bald freihändig auf dem Schwebebalken unterwegs, wandert über den "Fliegenden Teppich", übt sich im "Loslassen" oder schwingt sich wie Tarzan von Seil zu Seil.

Spielerisch die Angst vor der Höhe abbauen

Das faszinierende am Hochseilgarten-Abenteuer ist, dass prinzipiell jeder, egal ob sportlich oder nicht, leicht oder schwer, spielerisch seine Angst vor der Höhe abbauen kann. Das Bewältigen der Aufgaben mit dem Partner und das gefahrlose Herantasten an die eigenen Grenzen sind ein unvergessliches Erlebnis. Alle Teilnehmer sind nach zwei bis drei Stunden Turnen in luftiger Höhe hellauf begeistert, haben es ihrem inneren Schweinehund gezeigt und in der Grenzerfahrung unbekannte Eigenschaften an sich entdeckt.

Dass sich dadurch auch Teamgeist und Motivation fördern lassen, haben Firmenchefs und Manager schon lange erkannt. Die Nachfrage von zahlungskräftigen Kunden ist vorhanden, dementsprechend steigt das Angebot an Hochseilgärten im bayerischen Alpenvorland. Aber auch private Gruppen finden mehr und mehr Gefallen am Drahtseilakt. Kommen acht Personen zu einer Gruppe zusammen, geht es mit zwei ausgebildeten Trainern hinauf, Magenkribbeln und Spannung garantiert!

Am Ende des Aufenthalts fühlt sich jeder als alter Hase und ist durch nichts mehr zu schocken - auch wenn der Abstieg "Flying Fox" heißt. An einer Seilrutsche stürzt sich einer nach dem andern in die Tiefe und steht bald wieder auf dem festen Erdboden. Hoch ist der Hochseilgarten jetzt nur noch, wenn den Untengebliebenen vom Abenteuer berichtet wird.

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