Deutschland: Unesco-Welterbe (2):Einmalig schön

Gassen, durch die der Hauch der Geschichte weht, Landschaften zwischen Idylle und Dramatik: Diese Altstädte, Parks und Naturdenkmäler sind so einzigartig, dass sie zum deutschen Unesco-Welterbe zählen.

Daniela Dau

14 Bilder

Das Unesco-Weltkulturerbe Wilhelmshöhe in Kassel

Quelle: dpa

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Gassen, durch die der Hauch der Geschichte weht, Landschaften zwischen Idylle und Dramatik: Diese Altstädte, Parks und Naturdenkmäler sind so einzigartig, dass sie zum deutschen Unesco-Welterbe zählen.

Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel

Kassels Bergpark Wilhelmshöhe mit dem gut acht Meter hohen Herkules als Wahrzeichen ist das 38. Welterbe in Deutschland. Die Experten der Unesco würdigten die Anlage mit den Wasserspielen als herausragendes Beispiel aus der Ära des europäischen Absolutismus. Streng auf Linie fließen die Wassermassen über die Kaskaden und Steinstufen in den Teich vor Schloss Wilhelmshöhe herab - ganz im Sinne des absolutistischen Zeitgeistes. Mehr über den 300 Jahre alten Bergpark erfahren Sie hier.

Welterbestätte seit 2013

Pfahlbauten Unteruhldingen

Quelle: dpa

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Prähistorische Pfahlbauten an den Alpen

Prähistorische Pfahlbauten in Baden-Württemberg und Bayern genießen als Weltkulturerbe besonderen Schutz (im Bild die Pfahlbauten in Unteruhldingen am Bodensee). Das Unesco-Komitee stimmte einem Gemeinschaftsantrag mehrerer europäischer Länder zu. Sie hatten insgesamt 111 Pfahlbauten und Relikte prähistorischer Siedlungen für die Weltkulturerbeliste nominiert - sie stammen aus der Zeit von 4300 bis 800 vor Christus. Die Orte sind die ersten archäologischen Unterwasser-Denkmäler mit dem begehrten Welterbe-Titel.

Darunter sind je zehn Fundstellen am Bodensee und in oberschwäbischen Feuchtgebieten sowie eine Fundstelle im Raum Ulm. Die Siedlungsspuren aus der Stein- und Bronzezeit befinden sich in Seen und Mooren - dort blieben organische Materialien wie Holz, Textilien, Pflanzen und sogar Essensreste erhalten. In der Siedlung Hornstaad-Hörnle - an der Spitze der in den Bodensee ragenden Halbinsel Höri gelegen - ist der älteste Hausgrundriss aus dem Jahr 3915 vor Christus nachweisbar. In Bayern wurden die Roseninsel im Starnberger See sowie jungsteinzeitliche Pfahlbausiedlungen im Landkreis Landsberg am Lech Welterbe. Die übrigen Areale sind in Österreich, der Schweiz, Italien, Frankreich und Slowenien.

Welterbestätte seit 2011

Unesco entscheidet über naturnahe Buchenwälder als Weltkulturerbe

Quelle: dpa

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Alte Buchenwälder in Deutschland

Die Unesco erklärte fünf deutsche Buchenwälder zum universellen Erbe der Menschheit: den Nationalpark Kellerwald-Edersee in Nordhessen, den Müritz-Nationalpark in Mecklenburg-Vorpommern und den Nationalpark Hainich in Thüringen, den Buchenwald Grumsin in Brandenburg sowie den Nationalpark Jasmund Sassnitz auf Rügen. Als Unesco-Weltnaturerbe stehen die Gebiete nun unter besonderem Schutz. Sie sind der dritte deutsche Eintrag in die Welterbe-Liste, neben der Fossillagerstätte Grube Messel in Hessen und dem Wattenmeer. Mehr über die fünf ausgezeichneten Buchenwälder erfahren Sie hier.

Weltnaturerbe seit 2011

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Quelle: SZ

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Fürst-Pückler-Park Bad Muskau, Sachsen / Park Mużakowski, Polen

Der Schriftstller und Weltreisende Hermann Fürst von Pückler-Muskau beglückte die Nachwelt nicht nur mit einem nach ihm benannten Dessert, bestehend aus Schokoladen- , Erdbeer- und Vanilleeis. Vielseitig interessiert, tat sich der Standesherr außerdem als Gartenbauer hervor: Nach seinen Plänen wurden zwischen 1815 und 1845 die beiderseits der Lausitzer Neiße - der größere Teil liegt heute in Polen - gelegenen Parkanlagen bei Bad Muskau angelegt. Kennzeichnend für den etwa 830 Hektar großen Park sind seine großzügige Flächenaufteilung, die unterschiedlich intensive, gärtnerische Ausgestaltung der Parkbereiche und die künstlichen Wasserläufe. Dafür nahm von Pückler hohe Kosten in Kauf: So ließ er riesige Mengen Mutterboden aus weiter entfernten Gegenden auf Ochsenkarren heranschaffen, da der sandige Untergrund für den geplanten Bewuchs ungeeignet war.

Welterbestätte seit 2004

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Quelle: SZ

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Bamberg, Bayern

Wie Rom auf sieben Hügeln erbaut, ist die Geschichte des fränkischen Bamberg untrennbar verbunden mit seiner Vergangenheit als temporären Hauptstadt des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation und mit Kaiser Heinrich II. (gestorben 1024), dem berühmten Förderer der Stadt. Ohne seine mittelalterlichen Strukturen zu verlieren, wandelte sich Bamberg im Laufe der Jahrhunderte zu einer Barockstadt, die - von Kriegen nahezu unversehrt - das größte zusammenhängende Altstadtensemble Deutschlands hat. Der viertürmige Kaiserdom, den der fromme Heinrich 1012 weihen ließ, dominiert den Domplatz in der Stadtmitte. Nach seinem Ableben wandten sich die Bamberger auch weltlichen Genüssen zu: In neun Brauereien werden heute mehr als 30 Biersorten gebraut, das berühmte Rauchbier sogar bereits seit 1536. Eines der meistfotografierten Gebäude der Stadt dürfte das Alte Rathaus (im Bild) sein. Das Fachwerkhaus mit Fresken liegt auf einer kleinen Insel mitten in der Regnitz.

Welterbestätte seit 1993

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Oberes Mittelrheintal, Rheinland-Pfalz/Hessen

Hier kommen Romantiker und Genießer auf ihre Kosten: Von der alten Römerstadt Koblenz über den sagenhaften Loreley-Felsen bis nach Bingen und Rüdesheim erstreckt sich dieser Flussabschnitt, der von Burgen und Schlössern gesäumt ist und von den Steillagen der bekannten Rheinweine. Ihre Leidenschaft für das Mittelrheintal können Besucher mit Fachleuten aus der Region teilen: Unter www.welterbe-gastgeber.de haben sich zertifizierte Wirte und Hoteliers zusammengetan, die regionale Spezialitäten und gepflegte Unterkünfte anbieten und ganz nebenbei auch noch uraltes Wissen rund um die vielen Legenden vermitteln, die sich um diesen Teil des "Schicksalsflusses" der Deutschen ranken.

Welterbestätte seit 2002

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Regensburg, Bayern

An der nördlichsten Biegung der Donau beeindruckt "Castra Regina" mit zahlreichen Werken romanischer und gotischer Baukunst. Ein Rundgang durch die vom Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont gebliebene Altstadt führt einen durch verwinkelte Gassen zu den bedeutenden Baudenkmälern der Stadt: Dom, Rathaus, die Innenhöfe und Hauskapellen der mittelalterlichen Bürgerhäuser, die romanischen Sakralbauten oder die gotischen Bettelordenskirchen. Zur Erholung lässt man sich in einem der vielen Straßencafés nieder. Ein Muss: Spazieren Sie über die im 12. Jahrhundert erbaute Steinerne Brücke, eines der Hauptwerke europäischer Brückenbaukunst des Mittelalters.

Welterbestätte seit 2006

Steinfiguren am Schottenportal der St.-Jakobs-Kirche

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Wismar und Stralsund, Mecklenburg-Vorpommern

Genau so sah eine Hansestadt während der Blütezeit des Städtebundes im 14. Jahrhundert aus, befand das Unesco-Komitee 2002 und vergab den Welterbetitel an die Altstädte von Stralsund und Wismar (im Bild). Die historischen Stadtkerne hätten ihren mittelalterlichen Grundriss nahezu unverändert bewahrt, die überlieferte Bausubstanz mit zahlreichen herausragenden Einzeldenkmälern dokumentiere anschaulich die politische Bedeutung und den außerordentlichen Reichtum der Ostseestädte im Mittelalter.

Welterbestätte seit 2002

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Grube Messel, Hessen

Oberflächlich betrachtet steht man vor einer Talsenke voller Bäume und Gräser. Tatsächlich aber zählt die Grube Messel zu den sensationellsten Fossilienlagerstätten der Welt. Vor 47 Millionen Jahren entstand hier ein Maarvulkansee, der durch Sedimente im Laufe der Zeit wieder aufgefüllt wurde. Abgestorbene Pflanzen und tote Tiere sanken auf den Grund des Sees oder versteinerten im Schlamm des Uferbereichs. Forscher klopften circa 50.000 Einzelfunde aus dem Schiefergestein, wie zum Beispiel das Skelett dieses Urpferdchens. Bis 1970 wurde in der Grube Messel unter anderem Braunkohle abgebaut, danach sollte die entstandene Senke eigentlich durch eine Mülldeponie wieder aufgefüllt werden. Letztlich verhinderte nur ein Formfehler diese Nutzung und der Welterbetitel sicherte 1995 endgültig den geowissenschaftlichen Status der Grube.

Welterbestätte seit 1995

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Altstadt von Goslar/ Bergwerk Rammelsberg/ Oberharzer Wasserwirtschaft, Niedersachsen

Der Bergbau im Harz verhalf der Stadt Goslar seit ihrer ersten urkundlichen Erwähung 979 zu Wohlstand und Ansehen - und schließlich sogar zum Eintrag in die Unesco-Welterbeliste. Im Rammelsberg am Stadtrand von Goslar ruhte einst das größte zusammenhängende Kupfer-, Blei und Zinkerzlager der Welt. Seit der Stilllegung 1988 ist hier eines der originellsten Montanmuseen Deutschlands mit Besucherbergwerk, das spannende Einblicke in 850 Jahre bergmännischer Arbeit bietet. Zur Welterbestätte gehört außerdem die vom Bergbau geprägte Altstadt Goslars mit ihren stattlichen Bürgerhäusern, den zahlreichen Kirchen und dem Rathaus mit seinem prächtigen spätgotischen Huldigungssaal. 2010 wurde das Welterbe um die Oberharzer Wasserwirtschaft erweitert: Das ausgeklügelte Teich-, Graben- und unterirdische Wasserlaufsystem war mehr als 800 Jahre lang der entscheidende Energielieferant für den Bergbau.

Welterbestätte seit 1992, erweitert 2010

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Wattenmeer, Schleswig-Holstein/Niedersachsen/Niederlande

Muschelbänke, Seegraswiesen, weiches Schlickwatt und Dünen: Die Vielseitigkeit der Landschaft macht das Wattenmeer zu einem weltweit einzigartigen Lebensraum für mehr als 10.000 Tier- und Pflanzenarten. Urlauber und Einheimische genießen vielerorts die Stille, genauso wie die Weite des Himmels. Ebbe und Flut sind der Motor, der das Naturschauspiel antreibt: Alle sechs Stunden verändern die Gezeiten die Anmutung der Landschaft, die mit 13.000 Quadratkilometern Wattfläche eines der größten Feuchtgebiete der Erde ist - und das größte Wattenmeer der Welt.

Welterbestätte seit 2009

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Quelle: SZ

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Kulturlandschaft Gartenreich Dessau-Wörlitz, Sachsen-Anhalt

Flüsse, Auenwälder und ausgedehnten Wiesen bestimmten die Landschaft, in der Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817) sein Gartenreich errichten ließ. Als Anhänger der Aufklärung hatte Leopold III. sein Fürstentum durch zahlreiche Reformen nicht nur zu einem der damals modernsten, sondern auch wirtschaftlich rentabelsten Kleinstaaten Deutschlands geformt. In der Gartenanlage, die der Fürst von Anfang an für das Volk öffnen ließ, strebte er eine möglichst harmonische Verbindung von Mensch und Natur an. So fügen sich Schlösser, Gärten, Alleen und Kleinarchitekturen (im Bild die Insel Stein mit der Villa Hamilton im Ostteil) so natürlich in die vorgegebene Landschaft ein, dass sie dem Park eine Anmutung von endloser Weite verleihen.

Welterbestätte seit 2000

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Quelle: SZ

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Quedlinburg, Sachsen-Anhalt

Die größte Attraktion in Quedlinburg ist die Stadt selbst. Sie gilt mit mehr als 1300 Fachwerkbauten aus acht Jahrhunderten und dem historischen Stadtgrundriss als außergewöhnliches Beispiel für eine gut erhaltene mittelalterliche Stadt. In einem der ältesten Fachwerkhäuser Deutschlands (um 1340) ist das Fachwerkmuseum untergebracht. Noch älter ist die Stiftskirche St. Servatius (eingeweiht 1021), ein Meisterwerk der Romanik.

In einer Kaiserurkunde des 10. Jahrhunderts wird Quedlinburg "Metropole des Reiches" genannt. König Heinrich I. und seine ottonischen Nachfolger machten die Stadt zu einem Zentrum europäischer Politik, Bildung und Kultur. Wem nach so viel Historie der Sinn zur Abwechslung nach Moderne steht: Die Lyonel-Feininger-Galerie zeigt den größten Werkbestand des amerikanischen Künstlers in Europa.

Welterbestätte seit 1994

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Lübeck, Schleswig-Holstein

Die große Vergangenheit als freie Reichs- und Hansestadt ist im Stadtbild von Lübeck an vielen Orten sichtbar. Ihre kanaldurchzogene Altstadt mit dem historischen Stadtkern und seinen stolzen Bürgerhäusern ist eines der bedeutendsten Zeugnisse der Backsteingotik. Seit dem Mittelalter prägen die sieben Türme der Kirchen die Silhouette der Stadt, genauso wie das Holstentor (im Bild), das einzige neben dem Burgtor erhaltene Stadtportal. Lübeck war die erste Stadt in Nordeuropa, die die Unesco für welterbewürdig hielt.

Welterbestätte seit 1987

© sueddeutsche.de/dd/kaeb/boen
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