Süddeutsche Zeitung

Deutschland-Reisen: Pfalz:Frühlingserwachen in Rosa

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Nach diesem harten Winter muss man nicht unbedingt nach Andalusien oder Mallorca fahren, um sich an den ersten zarten Frühlingsboten zu erfreuen. Viel näher liegt die Mandelblüte in der Pfalz.

Das Gute liegt diesmal wirklich nicht unbedingt in südlichen Gefilden, sondern ziemlich nah vor der eigenen Haustür: Während fast überall die kahle Jahreszeit noch auf das Gemüt drückt, zieren von Wachenheim bis Schweigen schon traumhaft schöne Blütenwölkchen die Landschaft. In vielen Nuancen von Weiß bis Dunkelrosa entfaltet sich in den Weinbergen und entlang der Alleen die Pracht der Mandelbäume.

Der Traum währt aber nur kurze Zeit - meist von Anfang bis Mitte März. Je nach Witterung kann es allerdings auch erst im April so weit sein.

Lange vor den Kirsch- und Apfelblüten, die andernorts gefeiert werden, dreht sich in Neustadt an der Weinstraße alles um das Gimmeldinger Mandelblütenfest. Sobald sich die ersten Knospen öffnen, lädt das Winzerdorf, ein Ortsteil von Neustadt, zum frühesten Weinfest der Region ein - der Termin wird kurzfristig bekanntgegeben.

Beim Anblick der Landschaft soll hier einst Bayerns König Ludwig I. ausgerufen haben: "Der Garten Deutschlands, die blühende Pfalz!". Zum Verdruss der Pfälzer war die Region 1815 Bayern zugeschlagen worden. An diesem Fleck führt auch der seit 2008 ausgewiesene "Pfälzer Mandelpfad" vorbei. Gimmeldinger Winzer laden zum Verkosten ein, in den Weinstuben können sich Gäste bei Hausmacherkost stärken. Danach geht es entlang einer blühenden Mandelbaumallee und durch beste Weinlagen nach Neustadt. Von dort aus schlängelt sich der mit einem Mandelblütensymbol ausgeschilderte Weg über Diedesfeld nach Maikammer.

Weinlagen wie der "Neustadter Mandelring" oder die "Maikammerer Mandelhöhe" erinnern daran, dass bereits um 1300 viele Orts-, Straßen- und Flurnamen nach dem Steinobst benannt waren. Das milde Klima an der Weinstraße - durch den Pfälzer Wald vor Kälte geschützt - ließ so manche südländische Pflanze hier heimisch werden. Außer Wein und Mandeln gedeihen auch Feigen, Kiwis und vereinzelt Zitrusfrüchte. Wegen der mediterranen Flora und ihrer Lebensweise vergleichen die Pfälzer ihre Heimat gern mit der Toskana.

Bei der Mandel offenbart schon die Blütenfarbe, was vom Samen zu erwarten ist. Die meisten Essmandeln blühen weiß, Ziermandeln fast immer rosa. Eine beliebte Sorte ist die Dürkheimer Krachmandel, deren weiße Blüte ein rötliches Auge ziert. Der Rosa-Optik zuliebe werden in der Pfalz größtenteils nur noch Ziersorten neu gepflanzt. Wer an deren Samen knabbert, spuckt sie oft sofort aus - denn Ziermandeln sind meist Bittermandeln, die giftige Blausäure bilden.

Wer Lust auf ein strammes Wanderprogramm hat, kann den pfälzischen Mandeltraum auf 78 Kilometern genießen - von Wachenheim im Norden bis an die französische Grenze bei Schweigen. Im südlichen Teil sollte oberhalb von Rhodt ein Besuch im Schloss Villa Ludwigshöhe eingeplant werden. Die ehemalige Sommerresidenz des bayerischen Königs beherbergt eine Gemäldesammlung des Impressionisten Max Slevogt, der bis zu seinem Tod 1932 auf einem ehemaligen Meierhof oberhalb von Leinsweiler lebte.

Wer den Blick von der Terrasse des Slevogthofes auf die Reize der rheinischen Tiefebene kennt, versteht seine Wahl. Am Abend erstrahlen während der Mandelblüte Burgen, Schlösser, viele Kirchen und bisweilen auch Weinberge entlang des Haardtrandes in duftigem Rosé. Was vor allem Touristen erfreuen soll, entlockt bei klarem Wetter dann auch manchem Einheimischen ein verzücktes "Ooh".

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Heidemarie Pütz, dpa
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