Deutsche Bahn:Kunden werfen der Bahn Betrug vor

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Immer Ärger mit der Bahn: Verspätungen, fehlende Informationen und die Nutzlosigkeit von Beschwerden. SZ-Leser berichten über ihre Erfahrungen.

Der Ärger bei Bayerns Bahnkunden über Verspätungen, uralte Waggons, chaotische Informationspolitik und die Nutzlosigkeit von Beschwerden sitzt offenkundig tief. Nachdem wir in der vergangenen Woche insbesondere über Probleme der Bahnpendler auf der Strecke Augsburg - München berichtet und unsere Leser gebeten haben, uns ihre Erlebnisse zu schildern, hat die Bayernredaktion eine Vielzahl von E-Mails erreicht. Wir veröffentlichen einige markante Aussagen aus den Zuschriften.

Deutsche Bahn - viele Kunden sind verärgert. (Foto: Foto: dpa)

"Der Regionalexpress 30 001 von München nach Salzburg, Abfahrt 5.51 Uhr am Hauptbahnhof, ist mir, der ich in Rosenheim arbeite, ein häufiges Ärgernis", schreibt Frank Frischeisen aus München. "Oftmals ist es so, dass dieser Zug wegen Lokschaden, Defekt am Steuerwagen, Defekt an einem Wagen oder etwas anderem nicht bereitgestellt werden kann. Vergangenen Freitag, 16. Januar, betrug die Verspätung bei der Abfahrt in München 42 Minuten."

Agathe Schreieder pendelt täglich zwischen Regensburg und München, der Preis für ihr Monatsabo hat sich mit der Fahrplanänderung zum 14. Dezember um vier Prozent erhöht. "Die Pendler haben seither bei vielen Verbindungen das Vergnügen, mit Zügen zu fahren, die die DB aus der Mottenkiste geholt hat: schmutzig, zugig, laut und unbequem."

"Zwischen dem 13. Oktober und dem 9. Dezember habe ich insgesamt 21-mal den IC 29 von Nürnberg (Abfahrt 16.31 Uhr) nach Regensburg benutzt. Der Zug ist kein einziges Mal pünktlich in Regensburg eingetroffen", schreibt Marcus Sauer aus Regensburg. "Im Schnitt hatte er mindestens 13 Minuten Verspätung. Für 2009 ergibt sich bereits wieder dasselbe Bild. Ein weiterer Kommentar dazu erübrigt sich."

Carsten Witt aus Jesenwang wirft die Frage auf, warum in Japan das Zugpersonal bereits mit Disziplinarstrafen rechnen muss, wenn der Zug nur wenige Sekunden Verspätung hat. "Und das bei wesentlich dichteren Zugfolgen als bei uns. Vielen Reisenden wäre schon geholfen, wenn eine Verspätungsmeldung möglichst früh bekanntgegeben würde, so dass man noch auf Taxi, Leihwagen oder eigenes Auto ausweichen könnte."

Gerd Olbrich, der seit 20 Jahren von Dinkelscherben nach Augsburg pendelt, schreibt: "So schlecht wie seit dem Fahrplanwechsel im Dezember war es noch nie. In der für Berufstätige und Schüler wichtigen Zeit zwischen 6.45 Uhr und 7.15 Uhr verkehrt statt bisher drei Regionalzügen nur noch einer. Dieser Zug hatte in den ersten Tagen unverständlicherweise auch noch eine viel zu geringe Kapazität und war deswegen bereits in Dinkelscherben hoffnungslos überfüllt. An den nächsten Stationen spielten sich zum Teil tumultartige Szenen ab, weil Schulkinder vergeblich versuchten, in den vollgestopften Zug zu gelangen."

"Politisch gesehen ist die Leistung der Bahn eine Katastrophe", urteilt Harald Labbow, der täglich mit dem IC um 7.31 Uhr von Augsburg nach München pendelt. Obwohl der Zug seit Tagen ohne Wagen der ersten Klasse verkehrt, verkaufe die Bahn im Internet Erste-KlasseTickets für diesen Zug. "Das ist ein klarer Betrug am Kunden. Leider resignieren mehr und mehr Fahrgäste und reklamieren gar nicht mehr, da die Antworten auf Beschwerdebriefe aus Textbausteinen bestehen und weit am Thema vorbeigehen."

Ähnliche Erfahrungen mit dem IC 73941, der um 7.31 Uhr in Augsburg abfahren soll, hat Wilhelm Geiger aus Bobingen gemacht. Montag, Mittwoch und Donnerstag vergangener Woche kam der Zug ohne Wagen der ersten Klasse, für die er immerhin ein Monatsabo für den Preis von 321 Euro bezahlt. Sein Beschwerdeanruf unter einer kostenpflichtigen Nummer erbrachte die Aussage, es würde sich sofort was ändern. Doch am Freitag kam der IC wieder ohne drei Waggons und ohne erste Klasse, obwohl diese per Lautsprecherdurchsage sogar angekündigt wurde.

Die Fahrt nach München erfolgte stehend im überfüllten Zug. "Was sich diese Woche an Bahnsteig vier im Augsburger Hauptbahnhof abspielte, war aus meiner Sicht eines juristischen Laien schlicht und ergreifend Betrug", schreibt auch Geiger.

"Ausrede für dumme Fehler"

Und Rudolf Gamperling, der häufig mit Regionalzügen am Wochenende von Augsburg über München nach Garmisch fährt, hat festgestellt: "Höchstens 20 Prozent der Fahrten laufen ohne Panne oder Verspätung ab."

"Nach meiner jahrelangen Erfahrung bin ich der Meinung, dass es sich bei den von der Bahn angegebenen Störungen im Betriebsablauf nur um eine Ausrede für irgendeinen dummen Fehler handelt, den man natürlich nie zugeben wird", schreibt Benedikt H. "Vor kurzem befand ich mich auf dem Heimweg nach Augsburg mit dem RE 10 906, in München natürlich verspätet abgefahren. Auf freier Strecke blieben wir plötzlich stehen.

Nach zehn Minuten kam dann die Durchsage, dass angeblich ein Güterzug vor uns auf der Strecke liegengeblieben sei und sich die Weiterfahrt um ein paar Minuten verzögern werde. Aus ein paar Minuten wurde am Ende mehr als eine halbe Stunde. Natürlich gab es keine weiteren Durchsagen, keine Entschuldigung, kein Nichts - wir sind irgendwann einfach wieder losgefahren."

Liebe SZ-Leser, wir sind sicher, dass auch andere Fahrgäste stöhnen, wenn sie auf die Bahn angewiesen sind. Schreiben Sie uns Ihre Erlebnisse unter Bayernredaktion@sueddeutsche.de.

© SZ vom 20.01.2009/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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