Wer ein Laster hat, hat den Schuldigen schon längst gefunden - es ist die Zeit. Und die Anklageschrift gegen sie liest sich so: Wenn ich Zeit hätte, dann könnte ich das Rauchen/Weintrinken/ Bonbonsessen aufgeben - man braucht ja schließlich einen Tag, um zu jammern, dass man nicht mehr Rauchen, Wein trinken und Bonbon essen soll. Den nächsten, um die Umgebung zu terrorisieren, etwa drei Tage, um sich zum Sport zu überwinden. Drei weitere, um alle Süßigkeiten dieser Welt zu kaufen, nacheinander zu probieren und die Reste dann wieder fortzuschaffen. Um dann noch einmal von vorne zu beginnen, während man sich mit ungeklärten Fragen plagt: Wie soll ich während einer Diät auf einer lähmend öden Konferenz Gescheites zum Besten geben - ohne die per Keks in die Blutbahn transportierte Zuckerzufuhr? Wie soll ich ein ganz normales Wochenende überstehen, ohne jeden zu langweilen ("Oh nein, keine Béchamel-Kartoffeln, da sind zu viele gesättigte Fettsäuren blablabla ..."), der Spielverderber zu sein ("Ich stoße später zum Kaffee dazu") oder wie ein zu dickes Klischee zu klingen ("Nach Zone und Atkins habe ich jetzt die Southbeach für mich entdeckt") ... Also: Wie soll das gehen? Antwort: Gar nicht.
Die in Magazinen abgebildeten Pläne zum Schlankwerden sind abwechslungsreich, schön bebildert und zum Scheitern verurteilt, weil sie Programme für das Essen, nicht für das Leben sind. Man kann aber nicht anders essen oder weniger, wenn man lebt wie bisher, also Überstunden macht, auf Partys geht, fernsieht. Unmöglich. Allerdings - es gibt da einen Ort, an dem man Zeit hat, wie Gott in Kolonial- Frankreich isst und abnimmt. Das Hotel "Saint Géran" auf Mauritius, vielen Menschen ein Begriff, weil es nach einer alten französischen Volkssage benannt wurde, weil es das berühmte "Givenchy-Spa" beherbergt und weil es seit seiner Gründung in den Siebzigerjahren als Grande Dame der Insel gilt. Prinzessin Stephanie von Monaco hat hier schon viele Male ihren Jet Ski gestartet, Prinz Harry bräunte auch schon seine blassen britischen Glieder hier - was einiges über die Diskretion des Hauses verrät. Am liebsten erzählt man sich die Story über den Butler, der den Gästen am Strand die Brille putzt. Wer nicht einmal mit solchen Nettigkeiten behelligt werden will, steckt eine kleine weiße "Privacy Please"-Fahne in den Sand.
Audreys Lieblingsdesigner
Von März an bieten Hotel und Spa nun das Slimming Desire-Programm an, eine Kombination aus Ernährung, Behandlungen und Personal Training, bei dem man sich nicht wie ein hungriger Hamster im Laufrad fühlt, mehr wie ein Star, der in einem exotischen Hideaway für die Oscar- Verleihung auf Hochglanz poliert wird. So wie die professionellen Gut-Ausseher Jodi Foster, Liv Tyler oder John Travolta. Das Spa wurde nach dem Lieblingsdesigner Audrey Hepburns, Hubert de Givenchy, benannt, der längst keine Mode mehr entwirft, sondern Antiquitäten und Ländereien sammelt und der Firma seinen wohlklingenden Namen zur Verfügung stellt. Die Trainingsstunden im Gym basieren auf dem Programm von Matt Roberts, dem Coach der Stars. Und die Menüfolgen (mittags und abends jeweils drei Gänge und ein Glas Wein) hat der französische Sternekoch Gérard Vié entworfen, auf der Basis wenig böse Kohlehydrate, viel gutes Protein - bei riesigen Portionen. Die Mahlzeiten (garantierter Gewichtsverlust nach einer Woche: drei Kilo) werden getrennt von denen, die sich am Büffet die Bikinifigur ruinieren, eingenommen: im Hotelrestaurant "Paul & Virginie", in dem man sich in einen schokoladenlosen Bounty-Werbespot versetzt fühlt, denn das Restaurant ist auf einen Holzsteg ins warme, blaue Wasser gebaut. Wohl durchdachte, köstliche, luxuriöse Selbstüberlistungen allesamt. Denn der Mensch, dieses rührende Tierchen, funktioniert doch immer wieder gleich: Wenn er sich quält, will er sich belohnen.
Infos: One and Only resorts "Le Saint Géran" Pointe de Flacq, Mauritius Tel.: 00230-401-1688 Fax: 00230-401-1668 Email: info@oneandonlylesaintgeran.mu Internet: www.oneandonlyresorts.com/oao/lesaintgeran