Die Bahn will die durch den Komplettausfall von ICE-Klimaanlagen betroffenen Fahrgäste mit Reisegutscheinen entschädigen. Wer gesundheitliche Beeinträchtigungen erlitten habe und ärztlich versorgt werden musste, solle einen Gutschein in Höhe von 150 Prozent des ursprünglichen Fahrpreises erhalten, teilte die Deutsche Bahn AG am Dienstag in Berlin mit.
All jenen Passagieren, die "massive Komforteinschränkungen" durch ausgefallene Klimaanlagen im ganzen Zug hinnehmen mussten, bietet die Bahn eine Entschädigung von 50 Prozent des ursprünglichen Fahrpreises an. Einen entsprechenden Erstattungsantrag können die betroffenen Fahrgäste mit Vorlage ihrer Originalfahrkarte unter der E-Mail-Adresse hitzewelle@deutschebahn.com stellen.
Nach dem Kühltechnik-Ausfall in drei ICE-Zügen am Wochenende prüft der Konzern, warum sich die Klimaanlagen abgeschaltet haben. Dies kann der Fall sein, wenn das Kältemittel eine bestimmte Temperatur überschreitet oder der Druck im Kühlsystem zu hoch wird, wie ein Sprecher erläuterte. Das Eisenbahn-Bundesamt prüft die defekten ICE. Die Bundespolizei ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung und unterlassener Hilfeleistung.
Laut Fahrgastverband Pro Bahn waren in den vergangenen Tagen in weit mehr als den bekannt gewordenen drei Zügen die Klimaanlagen zumindest teilweise ausgefallen. Fast alle ICE-Züge des Typs 2 seien betroffen gewesen, berichtete der Verbraucherverband unter Berufung auf Beschwerden von Reisenden.
Am Montagnachmittag hatte das Technische Hilfswerk auf dem Hauptbahnhof in Hannover Tausende überhitzte und im Verkehrchaos gestrandete Reisende mit Wasser versorgen müssen. Darunter seien 400 Reisende eines ICE aus Berlin gewesen, der wegen einer defekten Klimaanlage in Hannover aus dem Verkehr genommen worden sei, hieß es.
Aus der Politik kam unterdessen weitere Kritik am Krisenmanagement des bundeseigenen Konzerns. Die jüngsten Technikprobleme seien keine Einzelfälle, sagte die verbraucherpolitische Sprecherin der Linke-Bundestagsfraktion, Caren Lay. "Die Klimatisierung von IC- und Regionalzügen lässt ohnehin sommers wie winters zu wünschen übrig." Wie bei Verspätungen müsse es auch bei massiven Beeinträchtigungen des Reisestandards Entschädigungen geben. Der Verkehrsausschuss-Vorsitzende Winfried Hermann (Grüne) sagte "Handelsblatt Online", das komplette Entschädigungssystem müsse auf den Prüfstand. Es sei es nicht zu tolerieren, dass bei den meisten Qualitätsmängeln der Bahn nur Kulanzregelungen griffen.