Côte d'Azur:Brigitte Bardots Strand muss zurück zur Natur

Ein Strandclub am Strand von Pampelonne an der Côte d'Azur

Den Strandclubs am Pampelonne, der Sonnenbank von Saint Tropez, stehen große Umbrüche bevor. Aus Umweltschutzgründen sollen viele von ihnen weichen.

(Foto: Alamy/mauritius images)

Der legendäre Strand Pampelonne bei Saint Tropez wird radikal umgestaltet. Das erzürnt nicht nur die Schauspielerin, deren Karriere dort einst begann.

Von Susanne Hermanski

Der Strand von Pampelonne ist ein Mythos. Der ist gewoben aus Brigitte Bardot, der schaumgeborenen Venus der Côte d'Azur, dem Blau des Meeres, dem Weiß der Yachten und seinen Strandclubs. Doch bald werden die Bulldozer kommen, und die ganze Herrlichkeit soll weichen. Erst mal, heißt es, denn im Frühjahr sollen einige der Clubs wieder aufgebaut werden und dazu sogar ein paar neue entstehen. In der Summe nur ein Drittel weniger, dafür viel umweltfreundlicher, geschmackvoller und von staatlicher Seite deutlich kontrollierter.

Schon seit Jahren wird gestritten um einen der berühmtesten Stände der Welt. Der Pampelonne erstreckt sich über eine viereinhalb Kilometer lange Bucht entlang der französischen Mittelmeerküste und wird von den meisten im Geiste Saint Tropez zugeschlagen. Die Bilder von den Yachten der Superreichen, die mit Champagner- und Jetski-Fontänen dem Müßiggang nachgehen, befeuern diese Idee in jedem Sommer aufs Neue.

Dabei gehört der Pampelonne eigentlich gar nicht zum zweieinhalb Kilometer nördlich gelegenen Saint Tropez - in dessen Hafen diese Yachten abends dann wieder einlaufen und ihre Besitzer in Boutiquen, Bars und Diskotheken ergießen. Der Pampelonne gehört zu der sehr viel unbekannteren und bescheidener auftretenden Gemeinde Ramatuelle. An dem Strand gibt es beileibe nicht nur die luxuriösen Clubs, in denen die Jeunesse dorée aus aller Welt das Geld ihrer Väter mit Champagnerduschen auf den Kopf haut, wie etwa den Nikki Beach. Unter den 30 Clubs findet sich vielmehr für jeden Geschmack und fast jeden Geldbeutel etwas. Auch gänzlich unbewirtschaftete Strandabschnitte liegen dazwischen, für jedermann frei zugänglich und viel frequentiert von Einheimischen und den Gästen der Campingplätze, die es hier auch immer noch gibt.

Umspült vom Meer fanden hier im Film die Paare zueinander. Nun soll der Strand naturnaher werden

Denn hinter dem Strand liegen Weinberge und Pinienwälder. Nur an manchen Stellen haben sich Luxusvillen an ihn herangeschoben, wie die von Gunter Sachs, der in den Sechzigerjahren mit der Bardot verheiratet war und seinen Teil zum Mythos Saint Tropez beigetragen hat. Als Fotograf schätzte er das magische Licht der mediterranen Spätnachmittagssonne und machte sein Grundstück mit Meerblick zum Outdoor-Studio. Direkten Meerzugang hat seine Villa, wie fast alle anderen, aber nicht, denn auch in diesem Küstenabschnitt Frankreichs gilt das "Loi littoral", ein Gesetz, demzufolge die Küste für die Öffentlichkeit frei zugänglich sein muss. Ein entsprechender Wanderweg säumt sie komplett. Auch er sorgt dafür, dass das Publikum am Pampelonne viel heterogener ist, als die Bilder in den Hochglanzmagazinen es vermitteln.

Der Strandabschnitt, der durch zwei felsige Caps traumhaft schön eingerahmt ist - im Süden durch das Cap Camarat, im Norden durch das Cap Pinet, hat eine interessante Entwicklung genommen. Im Zweiten Weltkrieg war der Pampelonne einer jener Strände, die die Westalliierten vom Meer aus stürmten, um die Deutschen aus Frankreich zu vertreiben. Schon ein Jahr nach Ende des Krieges siedelte sich dort der "Tahiti Beach" an, der erste der Strandclubs. Für dessen Bambus-Dekor nutzte man die Reste einer Filmkulisse, die 1935 hier am Strand zurückgelassen worden war. Gedreht hatten dort die im fernen Nizza gelegenen Victorine Studios, die angetreten waren, um Hollywood etwas entgegenzusetzen.

Deren Film kennt heute keiner mehr. Ganz anders ist das mit "Und ewig lockt das Weib". Der Regisseur Roger Vadim hat damit nicht nur Brigitte Bardot weltberühmt gemacht, sondern auch den Pampelonne. Gedreht wurde 1955. Die junge BB spielt darin ein Waisenmädchen, das, eben 18 Jahre alt geworden, in einer Art rastloser Suche reihenweise Männer verführt und sich verführen lässt. In ihrer ganzen jugendlichen Schönheit und sündigen Unschuld rekelt sich Brigitte Bardot da im Sand. Umspült vom lauen Meer oder im Schatten der Pinien lässt sie sich lieben und wird bald von aller Welt geliebt. Und mit ihr die Idee, es diesen Filmpaaren dort gleichzutun. Zum Glück also blieb auch von diesen Dreharbeiten etwas zurück am Pampelonne: die eilends aufgebaute Kantine für das Filmteam.

Beton ist künftig verboten

Man nannte sie kurzerhand "Club 55" und legte so wohl endgültig den Grundstein für den Mythos Pampelonne. Fünf Jahre später war schon ganz Paris verrückt nach diesem Strand. Jean Castel und Albert Debarge kamen 1960 und kreierten als Antwort auf den legendären Epi-Club in Paris Saint-Germain-des-Prés den "Epi Plage". Sofort war ihr Strandlokal auf allen Titelseiten zu sehen, weil es alles verköstigte, was in der Welt des Kinos, der Mode, der Musik und der Politik Rang und Namen hatte. Neben Brigitte gehörte der Pampelonne nun auch Errol Flynn, Gilbert Bécaud, Jane Fonda und natürlich Louis de Funès, der als "Gendarm von Saint Tropez" gleich noch mehr Spaß in die Chose brachte. Also kamen auch Sylvester Stallone, Claudia Schiffer, Elton John, Johnny Hallyday, Paris Hilton, Bono und und und.

Dass jetzt Schluss sein könnte mit lustig, fürchten aber nicht nur die Stars. Seit August ist bekannt, welche der Clubs mit ihren schicken Restaurants, der Chill-out-Musik, den lässigen Sonnenbetten und immer freundlichen "Plagisten", die einem den Schirm umsetzen und kühle Getränke servieren, für immer weichen müssen. 30 waren es mittlerweile geworden, immer wieder einmal wurde einer von den Behörden geschlossen, wegen gar zu schlimmen Wildwuchses oder Ärger mit dem Fiskus. Doch in Zukunft sollen es nur noch 20 sein. Die Gemeinde Ramatuelle will endlich durchsetzen, was den gesetzlichen Vorschriften in Frankreich entspricht: ein Verhältnis von 80 Prozent naturbelassenen zu 20 Prozent bewirtschafteten Strandflächen. Der Bürgermeister von Ramatuelle, Roland Bruno, war in diesem Zusammenhang vielen Anfeindungen ausgesetzt. Erst vor wenigen Tagen erreichte ihn wieder ein offener Brief der Angestellten des "Plage Jumeaux", dessen Besitzer als letzte noch erbittert dagegen kämpfen, weichen zu müssen. Jetzt schrieben die Mitarbeiter, die um ihre Arbeitsplätze bangen, einen Brandbrief an den Präfekten des Départements Var, zu dem Ramatuelle und Saint Tropez gehören.

Côte d'Azur: Schon in den 40er Jahren wurden hier am Strand Filme gedreht. Später rekelte sich Brigitte Bardot in ihrer jugendlichen Schönheit und sündigen Unschuld im Sand.

Schon in den 40er Jahren wurden hier am Strand Filme gedreht. Später rekelte sich Brigitte Bardot in ihrer jugendlichen Schönheit und sündigen Unschuld im Sand.

(Foto: Alamy/mauritius images)

Bruno aber sieht sich im Recht. "Zuallererst gilt es, die Strände im Hinblick auf die Auswirkungen der globalen Klimaerwärmung zu erhalten", sagt er. "Außerdem wollen wir, dass die Strände auf sehr hohem qualitativem Niveau bewirtschaftet werden und mit ebenso geführten Arbeitsverhältnissen." Auch die neue Gestaltung des Pampelonne, die aus einem Guss von einem Landschaftsarchitekten und allerlei Experten konzipiert wurde, sieht vor, dass unterschiedliche Preisklassen von Gastronomie angeboten werden. Für besonderen Unmut unter den alteingesessenen Strandbudenbesitzern hatte allerdings gesorgt, dass nach der Ausschreibung der Gemeinde in Zukunft fünf der heiß umkämpften Strand-Claims von Luxushotels aus Saint Tropez und Ramatuelle betrieben werden dürfen. Unter denen sind das Hotel de Paris, das La Réserve, wo auch Karl Lagerfeld residiert, und das Byblos, in dem Mick Jagger einst seine Frau Bianca heiratete.

Alle Clubs sollen einer Maxime untergeordnet werden: "Der ursprüngliche und naturbelassene Charakter des Strandbereichs von Pampelonne ist unbedingt zu wahren", sagt Roland Bruno. Deshalb dürften in Zukunft nur noch Bauten aus natürlichen Materialien errichtet werden, die am Ende jeder Saison wieder vom Strand entfernt und an anderer Stelle eingelagert werden. Die damit verbundenen Kosten sind für viele der bisherigen Betreiber ein Ausschlusskriterium. Sämtliche Betonbauten und Teerbeläge auf Zufahrtswegen und Parkplätzen müssen zudem weichen. Im Gegenzug will die Gemeinde die gesamte Infrastruktur des Strandes neu ausbauen, Kabel unterirdisch verlegen, die Voraussetzungen für bessere Sanitäranlagen schaffen und ähnliches.

Roland Bruno ist überzeugt davon, dass am Ende dieser Neugestaltung des Pampelonne die Gäste einen schöneren, besseren Strand vorfinden werden. Seine Meinung teilen nicht alle. Brigitte Bardot zum Beispiel hat in der Wochenzeitschrift Paris Match ihre Position dazu erklärt: "Ich halte das für einen Skandal und bin sehr traurig. Der Strand wird seinen ganzen Charme verlieren und ganz und gar monoton werden."

Reiseinformationen Saint Tropez

Anreise: Saint Tropez verfügt über den kleinen Flughafen La Môle, der hauptsächlich von Privatjets frequentiert wird. Die nächsten beiden großen Flughäfen sind Nizza und Marseilles, von denen aus man am besten mit dem Leihwagen nach Saint Tropez kommt. Auch um von der Stadt aus zu den Stränden zu gelangen, ist ein fahrbarer Untersatz von Vorteil.

Übernachtung: Direkt am Strand von Pampelonne sind extrem wenige Hotels - auch das macht seinen Reiz aus. Das Angebot auf der Halbinsel ist ansonsten in allen Kategorien hoch.

Weitere Auskünfte: www.sainttropeztourisme.com; ein Tipp für Saint-Tropez-Fans ist das neue Musée de la Gendarmerie et du Cinéma.

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