Skigebiete und Corona:"Es war schon absurd"

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Wie viele Skifahrer dürfen in eine Kabine? Während in fast allen Alpenländern eine Auslastung von 70 bis 80 Prozent erlaubt ist, will man in Bayern nur 25 Prozent zulassen. (Symbolbild) (Foto: Flavio Lo Scalzo/Reuters)

Geimpft und getestet sollten Skifahrer in Bayern sein, nun hat die Staatsregierung die umstrittene Regel gelockert. Ein Liftbetreiber erzählt, wie die Saison jetzt ablaufen könnte.

Interview von Hans Gasser

Die vergangene Wintersaison durften sie nicht aufsperren, jetzt sollten die bayerischen Liftbetreiber Skifahrer nur mit 2 G plus Gästen Einlass gewähren, wogegen sie sich heftig gewehrt haben. Warum, das erklärt Peter Lorenz, stellvertretender Vorstand des Verbandes deutscher Seilbahnen (VDS) und Geschäftsführer von drei bayerischen Skigebieten.

SZ: Sind Sie erleichtert, dass Skigebiete in Bayern nun doch nur mit 2 G und ohne zusätzlichen Testnachweis öffnen dürfen?

Peter Lorenz: Ja, natürlich, das bin ich. Die Regelung war unverhältnismäßig. Im Allgäu haben einige Skigebiete unter 2 G plus angefangen, das hat nicht funktioniert. Die Schlangen wurden durch die Dreifachkontrolle von Impfnachweis, Personalausweis und vor allem Testnachweisen sehr lang. Teilweise mussten die Skifahrer eine Dreiviertelstunde anstehen. So wären wir nicht durch den Winter gekommen. 2 G ist zwar auch ein Aufwand, aber machbar.

Was hat zu dieser Kurskorrektur der Staatsregierung geführt?

Man hat wohl gemerkt, dass da über das Ziel geschossen wurde. Das meiste beim Skifahrern spielt sich schließlich im Freien ab. Es wäre dann ja teilweise absurd gewesen: In den Bahnen und Bussen gilt 3 G, in den gut belüftbaren Seilbahnkabinen hätte dann 2 G plus gegolten, das passt nicht zusammen. Zudem wären viele Gäste auf österreichische Skigebiete ausgewichen. Und das, nachdem wir in Bayern die Skigebiete den ganzen vergangenen Winter nicht aufsperren durften.

Am Brauneck war Peter Lorenz 20 Jahre lang Bergbahn-Geschäftsführer. (Foto: Brauneck/Wallbergbahn/oh)

Die Regelung, wonach Sie Ihre Seilbahnkabinen nur zu 25 Prozent füllen dürfen, bleibt aber wohl bestehen.

Ja, da müssen wir abwarten, wie die Verordnung ausgelegt wird. In vielen bayerischen Skigebieten haben wir überwiegend Sesselbahnen und Schlepplifte, für die das nicht gilt. In unserem Skigebiet am Brauneck gibt es Vierergondeln. Wenn ich da jeweils nur eine Person reintun darf, das wäre ein Schmarrn. Familien und gleicher Hausstand müssen logischerweise sich auch eine Kabine teilen dürfen. Wer allein ist, der darf dann auch allein fahren. Aber wenn wir wirklich auch bei größeren Pendelbahnen nur 25 Prozent auslasten dürfen, stehen die Leute halt unten eine Stunde an in der Schlange, ich weiß nicht, ob das besser ist. Und wirtschaftlich wäre das sowieso schwierig.

Wie wird 2 G kontrolliert in den Skigebieten, und wie wollen Sie lange Schlangen vermeiden?

Die Saisonkartenbesitzer müssen nur ein Mal beim Kauf ihrer Karte kontrolliert werden. Die Tagesgäste werden an der Kasse nach ihrem 2-G-Nachweis gefragt. Bei Vollbetrieb an Wochenenden und in den Ferien wird man zusätzlich einen Sicherheitsdienst brauchen, der schon vor der Kasse kontrolliert. Zudem haben wir in vielen Skigebieten breitere Anstellbereiche mit eingezeichneten Linien. Und viele Menschen sind mittlerweile so sensibel, dass sie die anderen zurechtweisen, wenn sie ihnen zu nahe rücken und sich nicht an die Abstandsregeln halten. Und wir weisen die Leute auch darauf hin.

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