Cook-Inseln ganz real:Hinter der Südsee-Kulisse

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Das Besondere an Rarotonga sind die Begegnungen. Und die Einladungen. Die Strände und Palmen dagegen sind - so schön sie auch aussehen - nur Kulisse für die Bewohner.

Marco Maurer

Jetzt sitze ich in einer Kirche auf Rarotonga, und das, obwohl ich das zu Hause nie tun würde. Draußen locken die Sonne, die Bilderbuch-Lagune und der Riffhai. Hier drin aber, innerhalb des weißen, mit grünem Moos bewachsenen Gemäuers der Cook Islands Christian Church, könnte ich ewig bleiben und die Gedanken schweifen lassen. Hauptsache, dieser an- und abschwellende Chor hört nicht auf. Sie singen Gospel - Frauen, deren Kleider mit Frangipani-Blüten bedruckt sind, und Männer in blauen Anzügen. Jedes Popkonzert ist dagegen eine Lüge.

Cook insel

Früher durften die Bewohner der Cook-Inseln nicht tanzen, geschweige denn Kokosnuss-Bikinis in Rarotonga tragen. Heute werden die traditionellen polynesischen Tänze vor allem für Touristen aufgeführt.

(Foto: Archivfoto: AFP)

Wie bin ich bloß hierher gekommen? Auf diese Insel, auf der mein Handy nicht funktioniert. Auf der es keine Ampel, keinen Starbucks, keine Hotelketten gibt. Dafür konstant tropisch-feuchte 30 Grad Celsius, badewannenwarmes Meer und eine kräftige Sonne, die das Grün der Palmen und den feinen Sand der Stände leuchten lässt, die genauso aussehen wie in der Werbung.

Außerdem gibt es noch eine einzige, 31 Kilometer lange Ringstraße um die Insel, entlang der ein Dutzend Kirchen aufgereiht sind.

Dass ich ausgerechnet in dieser Kirche gelandet bin, ist reiner Zufall. Rarotonga ist voller Zufälle, man stolpert von einem Moment in den nächsten. Der Ratschlag, diesen Gottesdienst zu besuchen, kam von Pa. Eigentlich klang es eher wie ein sanfter Befehl dieses Mannes, der mit seinem ledrig sonnengegerbten Surferkörper, den blonden Dreadlocks bis zum Allerwertesten und seinem Dauergrinsen deutlich jünger aussieht als das Alter, das er nennt, 71 nämlich. Seine Frau sagt, er sei Mitte 60, und über seine Alterslüge lache sie täglich.

Ich lernte Pa in seinem Garten kennen, weil dort die Trekking-Touren starten, die er veranstaltet. Seinen Nachnamen hat Pa genauso abgelegt wie die meiste Zeit seine Schuhe. Seit der Begegnung mit ihm weiß ich: Kennt man Pa nicht, kennt man Rarotonga nicht. Denn er kennt die Insel wie kein anderer, und die rund 11.000 Inselbewohner kennen ihn.

Das liegt wohl auch daran, dass er als Naturheiler auftritt und unglaubliche Dinge erzählt: dass etwa die stinkende Noni-Frucht Gicht heile, und dass er angeblich schon 44 buddhistische Mönche im Auftrag des Dalai Lama zum 652 Meter hohen Te Manga geführt hat, einer imposante Felsnadel, die der zentrale Blickfang der Insel ist und angeblich einer der stärksten Energiepunkte der Erde. Was auch immer dran ist an den Geschichten dieses Schlitzohrs - Pa weiß viel über Rarotonga und redet auch gern darüber.

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